Dieser Artikel enthält unter anderem Produkt-Empfehlungen. Bei der Auswahl der Produkte sind wir frei von der Einflussnahme Dritter. Für eine Vermittlung über unsere Affiliate-Links erhalten wir bei getätigtem Kauf oder Vermittlung eine Provision vom betreffenden Dienstleister/Online-Shop, mit deren Hilfe wir weiterhin unabhängigen Journalismus anbieten können.

Manchmal hat Line das Gefühl, ihr Kopf platzt gleich. Ausgerechnet an Tagen mit vollem Terminkalender klagt die Sechsjährige regelmäßig über Kopfschmerzen. Dieses "Gewitter im Kopf" ist in Lines Familie kein unbekannter Begleiter: Ihre Oma leidet unter Spannungskopfschmerzen, Mama und Papa auch – und jetzt eben die Erstklässlerin. "Normal sind Kopfschmerzen im Kindesalter nicht. Aber tatsächlich gibt es richtige Kopfschmerzfamilien, in denen die Symptome häufiger auftreten", bestätigt Dr. Jan-Peter Jansen, ärztlicher Leiter des Schmerzzentrums Berlin. Kopfschmerz ist oft Veranlagung – treffen kann es allerdings jeden. Häufiger Grund ist Überanstrengung. "Das kann vom Toben im Schnee kommen, aber auch vom langen Daddeln vor dem Computer“, weiß Dr. Jansen. Dass Stress oft der Auslöser ist, zeigen auch Studien mit Schulkindern: Bis zum Ende der Grundschulzeit berichtet über die Hälfte der Kinder von Erfahrungen mit Kopfschmerzen. Im Vorschulalter ist nur jedes fünfte Kind betroffen.
Was tun bei Kopfschmerzen? Erst mal eine Runde schlafen
Der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung: einfach mal abschalten. Mitunter hilft schon ein Nachmittagsschlaf, aber auch ruhige Musik oder eine Vorlesegeschichte sorgen für Entspannung. Klagt der Nachwuchs häufig über Schmerzen, sollten die Eltern Rat beim Kinderarzt einholen. Denn Kopfschmerzen können verschiedene Gründe haben – und diese gilt es zu finden. "Häufig sind Sehstörungen daran schuld", erklärt Dr. Jansen. Ein Besuch beim Augenarzt mit Sehtest kann Aufschluss geben. Auch schlichte Erkältungen oder Ohrenschmerzen sind als Ursache denkbar.
Manchmal steht der Kopfschmerz aber einfach für sich selbst. Um den Auslösern auf die Spur zu kommen, erfolgt in der Arztpraxis deshalb eine ausführliche Befragung von Sprössling und Eltern: Wann treten die Schmerzen auf? Wie lange dauert eine Attacke? Und wo tut es genau weh? "Mit einer ausführlichen Anamnese lassen sich schon die häufigsten Kopfschmerzformen herausfinden“, sagt Dr. Jansen, "etwa Migräne, die auch bei Kindern relativ häufig vorkommt". Spannungskopfschmerzen werden bei körperlicher Aktivität tendenziell besser, bei Migräne werden die Kopfschmerzen dann eher stärker. Größere Untersuchungen, wie etwa das Kind zu röntgen oder eine Überprüfung der Hirnströme, sind dabei eher Ausnahmefälle.
Kopfschmerzen bei Kindern sanft begegnen
Was aber tun, wenn die Schmerzen immer wiederkehren und den Alltag zunehmend beeinträchtigen? "Länger andauernden Kopfschmerz möchten wir weder Erwachsenen noch Kindern zumuten. Daher gibt es auch für Kinder Kopfschmerzmittel", sagt Dr. Jansen. "Wir empfehlen Ibuprofen als Saft, das vertragen kleine Patienten am besten". Von Paracetamol rät der Arzt derzeit ab. In aktuellen Studien stufen Schmerzexperten den Wirkstoff für Schwangere als bedenklich ein, daher rät Dr. Jansen auch bei jüngeren Kindern zur Vorsicht.
Generell gilt: Häufiger als zehn Mal im Monat sollten Eltern ihrem Nachwuchs keine schmerzstillenden Medikamente geben. Kehren die Kopfschmerzen immer wieder, setzen Ärzte stattdessen auf sanfte Verfahren, die das Problem an der Wurzel packen. Etwa die Therapieform "Biofeedback". Hier lernen kleine Patienten spielerisch, ihre Gehirnströme zu kontrollieren. Das gelingt etwa mit einem speziellen Computerspiel, in dem die Figuren nur dann reagieren, wenn sich der Sprössling konzentriert.
So können bereits Kindergartenkinder ihren Körper bewusst steuern – und ihm damit beibringen, in Stressphasen nicht gleich Alarm zu schlagen. Auch mithilfe der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson schaffen es Kinder, sich Schritt für Schritt selbst in Entspannungszustände zu versetzen. Wenn das mit ein wenig Übung immer besser gelingt, hat das "Gewitter im Kopf" auch in hektischen Zeiten kein leichtes Spiel mehr.
Schon Kinder können die Progressive Muskelentspannung lernen
Kinder können ihren Körper trainieren, um gegen Belastungen besser gewappnet zu sein. Das funktioniert besonders gut mit der Progressiven Muskelentspannung (PME) nach Jacobson. Unter Anleitung lernen sie, durch den steten Wechsel von Anspannung und Entspannung der Muskeln, im Körper Blockaden zu lösen.
Die PME lässt sich gut mit anderen Entspannungstechniken verbinden, die dem Nachwuchs Spaß machen. Etwa mit Fantasiereisen, bei denen sich die Kinder gedanklich an schöne Orte begeben und dadurch zur Ruhe kommen. PME ist von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt, es gibt spezielle Kinderkurse.