Abschalten und runterkommen

Meditation für Kinder: Einfach entspannen!

Immer mehr Erwachsene tun es – aber ist Meditation auch etwas für (kleine) Kinder? Wir haben mit Experten darüber gesprochen, mit welchen Methoden auch die Minis zur Ruhe kommen.

Meditieren mit Kindern macht nicht nur Spaß, es hilft den Kleinen auch abzuschalten. © Foto: iStock/fizkes
Meditieren mit Kindern macht nicht nur Spaß, es hilft den Kleinen auch abzuschalten.

Kleine Kinder gleichen mitunter dem Duracell-Häschen aus der Werbung. Gerade am Abend ist es manchmal gar nicht so leicht, die Kleinen zur Ruhe zu bringen. Ein Weg zu mehr Ausgeglichenheit ist nachweislich die Meditation. Aber: Ist das nicht kontraproduktiv, ein unruhiges Kind mit seinem ungestillten Bewegungsdrang still sitzen zu lassen? Nicht, wenn mit Kindern auf eine spielerische Weise meditiert wird, sagen Anando Würzburger und Christopher End, Autoren des Buches "Der kleine Samurai findet seine Mitte" (siehe Buchtipp unten). Es gehe nicht um Strenge und Disziplin – beides könne bei Kindern schnell zur Frustration führen. Stattdessen sei es beim Meditieren mit Kindern wichtig, einen Übergang von der Bewegung in die Stille zu finden. Immer am Kind orientiert, ohne Zwang. "Gerade bei kleineren Kindern geht es darum, flexibel zu sein", betont Familiencoach Christopher End. Zum Beispiel mithilfe eines kleinen Spiels: Die Kinder imitieren Tiere und bewegen sich so im Raum wie das von ihnen gewählte Tier. Ertönt ein Gong, "erfrieren" sie und finden so in die Stille.

Gute-Nacht-Meditation für Kinder: Entspannt einschlafen

Die Tier-Meditation zählt zu den anregenden Techniken – sie eignet sich besonders tagsüber. Wenn ihr hingegen Meditationsübungen für Kinder zum Einschlafen und entspannter schlummern sucht, empfiehlt sich eine beruhigende Technik. Wie zum Beispiel die Hara-Meditation. Die achtsamkeitsbasierte Meditationstechnik aus Japan beruhigt durch langsame Bewegungen und Atemübungen und hilft Kindern dabei, ihre Gedanken und Gefühle als einen Teil von sich zu erkennen. 

"Das durchs Meditieren losgelöste Beobachten von Gedanken und Gefühlen kann beruhigen, wenn man dabei Distanz zu ihnen gewinnt", erklärt Anando Würzburger, die seit fast 40 Jahren Hara-Meditation unterrichtet. Ihr ist es dabei wichtig, den Kids zu vermitteln, dass jeder auf seine Art meditiert: "Es gibt kein Höher, Schneller oder Weiter."

Auch Meditieren mit leisem Summen kann für Kinder abends förderlich sein. Eine ganz einfache Übung dazu: Macht es euch gemeinsam mit dem Kind gemütlich. Lauscht dem Klang einer Klangschale – und der Stille, die auftritt, wenn der Ton verklungen ist. Auch Fantasiereisen, die ihr zum Beispiel im Buch "Bärenstark und Falkenfrei" oder in der Meditations-App für Kinder "Aumio"  findet, sind gute Möglichkeiten, zusammen mit dem Kind zur Ruhe zu kommen.

Was passiert eigentlich beim Meditieren im menschlichen Körper?

Durch bewusste Bauchatmung, die Verlängerung des Ausatmens, sanfte Berührungen und langsame Bewegungen wird der Vagusnerv aktiviert, der die inneren Organe und den Bauchraum mit dem Hirnstamm verbindet – und für die Entspannung zuständig ist. US-Wissenschaftler belegten imzwischen auch einen positiven Effekt von Meditieren aufs Immunsystem.

Doch Meditation bringt nicht nur mehr innerliche Ruhe und mehr Abwehrkräfte, sie kann bei Erwachsenen und Kindern auch die Konzentration stärken und helfen, besser mit Stress klarzukommen, wie mehrere Studien, u. a. auch von Neurowissenschaftlern des Max-Planck-Instituts, zeigen. "Bei einem zu hohen Stresspegel funktioniert das Lernen nicht gut", weiß auch Anando Würzburger. Im entspannten Zustand funktionieren Gedächtnis und kognitive Verarbeitung besser. 

Meditation für Kinder gegen Angst

Auch können Kinder durch Meditation oft besser mit ihren Ängsten umgehen. "Der Angst mit Freundlichkeit begegnen", so nennt Anando Würzburger es: "Angst will nicht schaden, sondern auf eine Gefahr aufmerksam machen und Energie geben." In solchen Angstsituationen empfiehlt sie Kindern, sich auf ihre Mitte zu besinnen, in den Bauch zu atmen und langsam wieder auszuatmen. Wird das Ausatmen dabei bewusst länger als das Einatmen, beruhigt sich der Körper. 

In ihrem Buch haben Würzburger und End eine Meditationsgeschichte über die Samurai für Kinder aufgeschrieben. Die Kraft in der Hara-Meditation zu spüren wie die Samurai motiviere Kinder, so Christopher End: "Wir müssen uns heute zwar nicht mehr mit Schwertkämpfern herumschlagen, aber vielleicht mit der Angst beim Einschlafen."

Meditation erst für Schulkinder?

Wie viele andere Werke zum Thema eignet sich ihr Buch zwar erst ab dem Vorschulalter. Aber: Achtsamkeitsübungen, einfache Fantasiereisen und gemeinsames Klanglauschen – einfachere Meditationsübungen – eignen sich nicht nur für Kinder im Schullter, schon interessierte Kleinkinder können mitmachen. Dabei lernen nicht nur die Minis von uns Großen: Auch wir Erwachsenen können uns bei ihnen abschauen, wie spielerisch Meditieren sein kann. Wie oft und wie lange man mit dem Kind meditiert, sollte man hierbei ans Kind anpassen: Die Meditation soll keine Pflichtveranstaltung werden, sondern eine gemeinsame Erfahrung für Kinder und ganze Familien. Und mit ein bisschen Glück kommen wir eben auch selbst dabei zur Ruhe. 

Meditation für Kinder: Anfänger-Übungen

Eine kurze einfache Einstiegsübung für das Meditieren mit Kindern ist das "Ki" spüren. Ki ist der japanische Begriff für die Lebensenergie. Um das Ki zu spüren, werden die Handinnenflächen aufeinandergerieben, bis sie heiß werden. Anschließend werden die Arme geöffnet und die Hände in Höhe des Oberkörpers weit voneinander entfernt gehalten und langsam aufeinander zu bewegt.

"Spürt den Raum zwischen den Händen und nehmt die Energie zwischen ihnen wahr", erklärt Anando Würzburger. Mit geschlossenen Augen lässt sich diese Energie noch besser spüren. "Habt Geduld und lasst euch überraschen, wie ihr das Ki wahrnehmt", sagt die Meditationslehrerin. Jeder spüre es anders: Einige fühlen eine Art Prickeln, andere eine Wärme oder ein Strömen.

Wird das Ki erspürt, kann man damit spielen: die Hände aufeinander zu bewegen, den dichter werdenden Raum spüren. Die Übung kann auch als Paarübung gemacht werden, sollte um die fünf bis zehn Minuten dauern und kann auch mit kleinen Kindern schon gemacht werden.

"Bärenstark & Falkenfrei. Neue Fantasiereisen und Meditationen für Kinder"

In schönen Meditationsgeschichten werden Tiere in den Mittelpunkt gerückt, ihre Eigenschaften vorgestellt. "Bärenstark & Falkenfrei. Neue Fantasiereisen und Meditationen für Kinder" von Jennie Appel und Dirk Grosser. Aurum Verlag, 196 Seiten, 16 Euro.

"Der kleine Samurai findet seine Mitte"

Eine spannende Abenteuergeschichte, kombiniert mit Meditations-Übungen und Informationen zur Hara-Meditation. Ein Buch für Kinder und Eltern! "Der kleine Samurai findet seine Mitte" von Christopher End und Anando Würzburger. Windpferd Verlag, 136 Seiten, inklusive CD. 18,95 Euro

Aumio App

Aumio ist eine Meditations- und Entspannungs-App für Kinder, die mit Experten der FU Berlin entwickelt wurde. Sie bietet Entspannungs- und Einschlafgeschichten zum Vorlesen, Traumklänge und mehr, ist komplett frei von Werbeinhalten. Das Monatsabo kostet 7,99 Euro

Fisher Price Meditations-Maus von Mattel

Mit der Stoffmaus können Kinder nicht nur kuscheln, sie beinhaltet zudem drei geführte Meditations-Modi. Der Tagesmodus sorgt mit Streck- und Atemübungen dafür, dass die Kleinen sich entspannen. Das dreiteilige Schlafritual hilft selbst aufgeregtesten Kindern, in die Nachtruhe zu finden. Dass sanft leuchtende Blaulicht schafft eine beruhigende Atmospähre und dient zugleich als Orientierungspunkt in der Nacht. Und auf Knopfdruck spielt die Meditations-Maus entspannende Klänge und Geräusche ab, sodass über den Tag verteilt immer mal wieder Phasen der Ruhe und Ausgeglichenheit geschaffen werden. Ein toller Begleiter für Kids! Circa 37 Euro, über Amazon.de

Bei Youtube findet ihr ebenfalls viele Videos zum Thema Meditation für Kinder zum Einschlafen, zum Beispiel "Einschlafen auf der Trauminsel – Meditation und Gute-Nacht-Geschichte" von "Ohrinsel":

Autorin: Nathalie Klüver

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