Zwei Kinder freuen sich.© iStock/swetta
Unsere Autorin findet es toll, wenn ihr Sohn gebrauchte Kinderkleidung trägt. 

Mein Verhältnis zu gebrauchten Kinderklamotten hat eine lange Historie. Sie geht sogar weiter zurück als die Geburt meines Sohnes. 

"Hand-me-downs" von Familie zu Familie

Wir hatten damals ein Ehemaligen-Treffen mit anderen Deutschen von unserem Australien-Schüleraustausch. Zwei von uns waren schwanger, eine hatte schon Kinder. Die werdenden Mamas bekamen auf der Terrasse einen riesigen Sack mit Kinderklamotten präsentiert, aus dem sie sich alles, was sie wollten, mitnehmen durften. Wie toll ist das denn, dachte ich! Im Englischen wird diese Art der Weitergabe von Geschwister zu Geschwister, aber auch unter Familien als "Hand-me-downs" bezeichnet. Dieser Ausdruck klingt für meinen Geschmack viel zu negativ für eine an sich schöne Sache.

Heute weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Mama, die die Klamotten losgeworden ist, wahrscheinlich mindestens genauso froh darüber war wie die Beschenkten. Meine liebe Kollegin Michelle hat mal einen Artikel darüber geschrieben, dass sie bloß keine gebrauchten Sachen geliehen bekommen will, weil sie selbst unter Platzmangel leidet. 

Danke Mamas, für die Klamotten eurer Kinder!

Doch ich möchte an dieser Stelle einmal Danke sagen. Wir haben zwei befreundete Familien mit älteren Kindern, die uns regelmäßig mit Kleidungsstücken für unseren Sohn versorgten. Und ich war wirklich immer dankbar dafür. Vor allem hatten wir Glück: Die Teile waren keineswegs heruntergerockt oder aus der Mode, sondern zum Teil wie neu und auf jeden Fall richtig schön. Und selbst wenn einige schon Gebrauchsspuren hatten – na und? Ein Kind muss doch in der Kita oder Schule, wo viel getobt wird, nicht nur mit neuen Klamotten auftauchen. Im Gegenteil: Wie praktisch ist es bitte, wenn sich der Nachwuchs so richtig schön schmutzig machen und toben kann, ohne dass hinterher jemand über dreckige Kleidung oder Löcher in der Hose jammert. 

    Noch mehr Gründe, warum ich gebrauchte Kinderklamotten von Freunden liebe:

    • Mamas wissen einfach oft schon ganz genau, welche Teile besonders praktisch sind und geben sie dann inklusive Empfehlung weiter. Ich wäre zum Beispiel anfangs nicht von selbst darauf gekommen, wie praktisch Regenüberzieher für die Füßchen sein könnten. Oder UV-Kleidung als "Onesie".
    • Kinderkleidungsstücke tragen so viele Erinnerung an schöne und besondere Momente. Ein gebrauchtes Klamottenteil weiterzugeben, bedeutet also auch ein Stück weit Vertrauen und die Fähigkeit, loszulassen. Und es ist doch total schön, diese Geschichten weiterzugeben und dass mit einem weiteren Kind noch mehr Erlebnisse und Erinnerungen dazukommen.
    • Es ist natürlich auch extrem nachhaltig, wenn Kleidungsstücke aufgetragen und nicht ständig neu gekauft werden. 
    • Gut für den Geldbeutel: Es spart zudem unheimlich viel Geld und übrigens auch Zeit, wenn man nicht selbst fürs Kind shoppen muss. Wir haben so viel Kleidung geschenkt bekommen, dass wir kaum mal selbst etwas kaufen mussten, als unser Sohn klein war. 

    Die #mamapsychologists auf Instagram sehen das ähnlich:

    Kinderklamotten weiter verschenken

    Übrigens scheint es nicht unbedingt vielen Leuten (zumindest in meinem Umfeld) so zu gehen wie mir: Ich hob jahrelang bewusst alles auf, was an Klamotten meines Sohnes noch gut erhalten war. Um sie später meinen Nichten, Neffen und den Kindern meiner Freundin zu schenken. Doch die hatten meistens selbst schon so viel, dass ein Großteil unserer zu klein gewordenen Kleidungsstücke dann doch in der Tauschkiste landete. Da hat sich dann aber auch hoffentlich noch jemand darüber gefreut.

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