Hilfe für Familien

Babylotsen – was das ist und wie ihr an sie rankommt

Babylotsen und Babylotsinnen unterstützen Eltern, die rund um die Geburt Hilfe brauchen. Dabei "lotsen" sie sie in verschiedene Hilfsprogramme, vermitteln Kontakte und beraten. Es gibt sie inzwischen in vielen Geburtskliniken, in Kinder- und Frauenarztpraxen.

Zwei Frauen lächeln ein Baby an.© iStock/LSOphoto
Babylotsen helfen in der Zeit rund um die Geburt.

Das Babylotsen- und Babylotsinnen-Programm dient dem vorbeugenden Kinderschutz und sorgt für eine frühe Gesundheitsförderung. Dabei unterstützen und beraten die Babylotsen (werdende) Eltern in der Geburtsklinik oder in der Arztpraxis.

Babylotsen sind sehr gefragt

Familien mit Schwierigkeiten sollen so niedrigschwellig Hilfsangebote bekommen, um den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Ursprünglich wurde das Programm von der Stiftung "Familienorientierte Nachsorge Hamburg SeeYou" initiiert. Babylotsen sind in der Regel Sozialpädagoginnen, zum Teil auch Hebammen oder Kinderkrankenschwestern. Sie bündeln die Leistungen des Gesundheitssystems, der Sozialhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe, um Familien früh und bestmöglich zu unterstützen. Sie helfen bei gesundheitlichen, psychischen und sozialen Herausforderungen in der neuen Lebenslage, bei Problemen und Krisen, aber auch bei Formalitäten und Organisatorischem. 

Emma Reimann brachte im März ihr zweites Frühchen zur Welt. Ihre Tochter wog bei der Geburt gerade mal 800 Gramm, und die Mama brauchte dringend Unterstützung. Sie sagt: "Es war schlimmer als beim ersten Mal, aber mit der Hilfe der Babylotsinnen geht es uns gut." Sie kann im Krankenhaus schlafen, eine Haushaltshilfe unterstützt sie. "Wir sind in einer Geborgenheitsblase und haben Richtung und Halt."

Babylotsen als Schnittstelle

Die Lotsinnen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Klinik und psychosozialen Hilfen. Sie haben aber andere Aufgaben als Hebammen. Belastungen und Krisen in der Familie fallen dank Babylotsen oft früh auf. Egal, ob es um Verständigungsschwierigkeiten, Probleme des Melderechts oder Anzeichen von Armut oder psychischer Erkrankung von Mutter oder Vater geht – Babylotsen sind dafür da, Kontaktstellen zu vermitteln und Anlaufpunkte zu geben. Auch Hinweise auf eine postpartale Depression bei der Mutter können so oft schneller erkannt werden.

Der Bedarf an Babylotsinnen ist groß. Derzeit gibt es sie an etwa 100 Geburtskliniken in Deutschland. Doch die Finanzierung ist nach wie vor problematisch. Aufgrund der fehlenden Finanzierungssicherheit kommen viele Kliniken gar nicht erst in das Programm rein. Der Wohlfahrtsverband Caritas setzt sich seit Langem für eine gesicherte Finanzierung ein. Kürzlich schrieb die Caritas an die Landesgesundheitsminister. Darin hieß es unter anderem: "Die Wirksamkeit für Familien, aber auch die entlastende Wirkung für das medizinisch-pflegerische Personal an Geburtskliniken ist wissenschaftlich vielfach belegt." Und weiter: "Wir sind Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie sich mit uns gemeinsam für die Regelfinanzierung von Lotsendiensten einsetzen!" Kürzlich kam die Meldung: Alle Gesundheitsminister der Länder haben dem Finanzierungsvorschlag zugestimmt. Nun muss noch die Bundesregierung ihren Teil dazu beitragen und die entsprechenden Regelungen verabschieden.

So oder so, erkundigt euch vor der Entbindung ruhig in eurer Geburtsklinik, ob dort Babylotsen arbeiten.