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Geburtsplan – die Checkliste für die Entbindung

Ein Geburtsplan ist eigentlich eine feine Sache! Sich gedanklich vorzubereiten und aufzuschreiben, was man sich wünscht – und was nicht. Unsere Autorin ist Hebamme und meint: So ein Plan ist gut, aber übertreibt es nicht. Für "Leben & erziehen" hat sie eine sinnvolle Checkliste für die Geburt zusammengestellt, auch zum Download.

Liebe Mamas, bitte bleibt entspannt beim Schreiben eures Geburtsplans!© Foto: Getty Images
Liebe Mamas, bitte bleibt entspannt beim Schreiben eures Geburtsplans!

Eine Geburt ist nicht nur ein Wunder, sondern sie wirft viele Fragen auf – vor allem wenn ihr das erste Mal ein Kind bekommt. Alles ist gefühlt Neuland, und so richtig wisst ihr nicht, was auf euch zukommt. Klar, ihr könnt euch informieren, wie so eine Geburt abläuft. Input gibt es dabei von eurer Hebamme oder dem behandelnden Frauenarzt, ihr könnt Zeitschriften lesen und Bücher – und Dr. Google ist auch noch da.

Meine Meinung dazu: Das A und O sind die Gespräche zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Klinik, in der die Geburt stattfinden soll, und den werdenden Eltern. Allerdings gibt es hier einen Haken: Diejenigen, die die Schwangere bei der Geburt betreuen, müssen sich Zeit für notwendige Gespräche nehmen. Und das ist ein Punkt, an dem es meistens scheitert. Anmeldegespräche in der Klinik bekommen nur einen kurzen Time-Slot zugewiesen. Sobald die Schwangere Luft holt, um eine Frage zu stellen, wird sie auch schon wieder zur Tür hinausgeschoben. Das ist weder für euch noch für die Mitarbeiter befriedigend. Denn eigentlich wünschen sich beide Seiten eine Betreuung, die von Beginn an "rund" ist und keine Fragen offenlässt.

Geburtsplan schreiben: Bitte nicht mehr als eine Seite!

Daher ist es keine schlechte Idee, sich gedanklich auf die Entbindung vorzubereiten. Im Vorfeld die wichtigsten Fragen zu bündeln und Wünsche, Vorstellungen, Ideen aufzuschreiben. Denn meistens kommt sowieso alles anders als gedacht. Vieles wird euch überraschen und vielleicht auch überfordern. Wenn ihr eure Notizen bei der Entbindung dabeihabt, fällt es euch leichter, einen klaren Kopf zu behalten und Entscheidungen zu treffen. Und auch die Hebamme, die euch bei der Geburt unterstützt, wird sich über eure Mithilfe freuen, die ihr letztendlich ein Stück weit die Arbeit erleichtert. Damit das aber auch wirklich der Fall ist, eine Bitte: Schreibt keine zehn Seiten mit detaillierten Vorgaben, was ihr gern wann zu trinken hättet und wie ihr in welcher Phase angesprochen werden dürft. Das habe ich alles schon erlebt – und kann euch sagen: Geburten sind nicht planbar, und für keine Hebamme der Welt ist es machbar, sich vorher Romane durchzulesen. Daher mein Tipp: Beschränkt euch auf eine DIN-A4-Seite. Mehr überfordert alle Beteiligten.

Geburtsplan erstellen: Bezieht euren Partner mit ein!

Es gibt etliche Fragen (siehe oben), mit denen ihr euch beschäftigen solltet. Bezieht euren Partner mit ein – denn es kann sein, dass er als "Sprachrohr" fungieren muss, wenn ihr selbst nicht mehr dazu in der Lage seid. Nehmt euch Zeit, um euch Gedanken zu machen, und schreibt offen eure Wünsche und Ängste auf. Gebt diesen Zettel bei der Anmeldung in der Klinik ab und legt eine Kopie in den Mutterpass. So hat das Klinikpersonal die Möglichkeit, ihn jederzeit durchzulesen. Und ihr habt ihn im Kreißsaal bei euch und könnt ihn – wenn es noch möglich ist – als Gedankenstütze nutzen.

Geburtsplan: Die Checkliste

Was sind aber nun die wichtigsten Fragen? Macht euch im ersten Schritt – am besten zusammen mit eurem Partner – folgende Gedanken:

  • Wo möchte ich entbinden?
  • Ab wann kann ich mich dort anmelden?
  • Wer soll mich begleiten, und welche Unterstützung wünsche ich mir von dieser Person? 
  • Wie soll die Atmosphäre unter der Geburt sein?
  • Welche Geburtspositionen möchte ich für mich auswählen können?
  • Was wünsche ich mir, was wünsche ich mir nicht?
  • Gibt es etwas, wovor ich Angst habe?

Sinnvoll ist auch, sich mit den Themen "Schmerzmittel" und eventuelle Eingriffe während der Geburt zu beschäftigen: 

  • Was bieten Klinik, Geburtshaus oder die Hausgeburtshebamme an?
  • Wie wirken diese Medikamente, und vertrage ich sie überhaupt?
  • Wie funktioniert eine PDA, und welche Nebenwirkungen kann sie haben?
  • Möchte ich sie überhaupt in Anspruch nehmen, oder kann ich auf Alternativen zurückgreifen?
  • Habe ich als Schwangere einen Einfluss auf die Entscheidung, ob ein Dammschnitt erfolgen oder ein Riss in Kauf genommen werden kann?
  • Wer darf bei mir sein, wenn ein Kaiserschnitt gemacht werden muss?

Denkt auch an die Zeit nach der Geburt, denn das ist eine ganz entscheidende Phase:

  • Ist direktes Bonding möglich?
  • Können wir mit dem Durchtrennen der Nabelschnur warten oder sie auspulsieren lassen?
  • Kann die U1 bei mir im Kreißsaal gemacht werden?
  • Wird mir sofort das Baby angelegt, und wird mir beim Stillen geholfen?
  • Werde ich auch unterstützt, wenn ich mich gegen das Stillen entscheide?
  • Was passiert mit der Plazenta?
  • Kann meine Begleitperson im Familienzimmer bei mir übernachten?

Ein Geburtsplan ersetzt nicht das persönliche Gespräch im Kreißsaal!

Denkt dran: Ein Geburtsplan ist keine starre Liste, an die ihr euch stur halten müsst. Es ist vielmehr eine Erinnerungshilfe, damit ihr eure Wünsche und Vorstellungen nicht vergesst. Und: Ein Geburtsplan ersetzt nicht das persönliche Gespräch. Sobald ihr im Kreißsaal angekommen seid und den ersten Kontakt zu eurer Hebamme aufgenommen habt, geht mit ihr ins Gespräch. Erzählt etwas über euch und eure Wünsche. Denn nicht immer können Zettel gelesen werden, wenn auf der Geburtshilfestation viel los ist. Für ein persönliches Wort ist in der Regel aber immer Zeit, auch wenn zwischendurch Wehen veratmet und eine Redepause eingelegt werden müssen.

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