
"In bin in der 17. Woche schwanger und habe bereits vor der Schwangerschaft Betablocker (Beloc zok mite 1 x täglich) gegen Hypertonie und hohe Pulsfrequenz eingenommen. Als ich von der Schwangerschaft erfuhr, habe ich das Medikament schleichend abgesetzt. Das ging in den ersten vier Monaten auch einigermaßen gut. Allerdings stellten sich etwa ab der 14. SSW starke Kopfschmerzen, ein hoher Puls und erhöhter Blutdruck ein (Ruhepuls bei 105, Blutdruck 150/95). Seit dieser Woche ließ es sich leider nicht mehr vermeiden, dass ich das Medikament wieder einnehme. Mein Hausarzt und mein Gynäkologe haben sich bei der Entscheidung, das Medikament wieder zu verabreichen, zwar miteinander abgestimmt, aber ich bin natürlich sehr verunsichert und würde gern wissen, ob das Präparat meinem Kind schaden kann. Ich plane, das Kind eventuell in einem Geburtshaus zu bekommen, kann das aufgrund der Medikamenteneinnahme zu Komplikationen führen, auch wenn ich das Präparat mindestens 72 Std. vorher absetze? Raten Sie mir eher, in einer Klinik zu entbinden?"
Antwort: Wenn auch für alle beta-Rezeptorenblocker umfangreiche kontrollierte Studien zur Anwendung in der Schwangerschaft fehlen, so besteht doch für diese Stoffgruppe relative Unbedenklichkeit durch die jahrzehntelangen Erfahrungen, die man mit diesen Medikamenten in der anthypertensiven Therapie von Schwangeren gemacht hat.
Ein Problem ist jedoch - wie Sie bereits wissen - die Betablockade beim Baby, die durch die Medikamenteneinnahme der Mutter verursacht werden kann. Verlangsamter Herzschlag, Unterzuckerung und Atemanpassungsstörungen können die Folgen sein. Das Absetzen drei Tage vorher kann die Symptome verringern, aber nicht verhindern. Außerdem besteht bei einem plötzlichen Absetzen der Betablocker die Gefahr des Rebound-Effektes für Sie, d.h. der bisher "unterdrückte" Blutdruck schießt sehr hoch. Dies ist gefährlich, insbesondere unter der Geburt.
Aus meiner Sicht (ich bin allerdings Apothekerin und keine Medizinerin, spreche also hier eher als Mutter) würde ich eine Entbindung in einer Klinik vorziehen, möglichst eine mit angeschlossener Kinderklinik. So kann Ihnen und Ihrem Kind im Zweifelsfall sofort geholfen werden. Sie haben ja noch etwas Zeit. Besprechen Sie dies Problem mit Ihrem Frauenarzt und schauen Sie sich in Ruhe Kliniken in Ihrer Umgebung an.
Ute Lichte, Pharmazeutin