In Krabbelgruppen können kleine Kinder sich spielerisch näher kommen.© Foto Getty Images/Samara.com
In Krabbelgruppen können kleine Kinder sich spielerisch näher kommen.

Eines vorab: Krabbelgruppen sind kein Muss. Manchmal aber sind Mütter oder Väter im Alltag mit dem Baby gemeinsam ganz schön einsam. Krabbelgruppen sind zunächst mal eine gute Gelegenheit, Kontakte zu anderen Eltern zu knüpfen, die gerade dasselbe durchmachen. Zu hören, dass man nicht der Einzige ist, der zuweilen fürchtet, dass ihm die Decke auf den Kopf fällt, tut einfach gut. Ja, manche Krabbelgruppen sind die reinsten Kaffeekränzchen, aber wenn's Spaß macht und entspannt, ist das doch wunderbar.

Krabbelgruppe: Kontaktbörse für Kleine

Schon Babys sind von Spielkameraden fasziniert. Und mit Mama oder Papa in Reichweite, lernen die Kleinen in einer Krabbelgruppe spielerisch, auf andere Kinder und Erwachsene zuzugehen, sagt Gerda Uhl, Bereichsleiterin für Mutter-Kind-Arbeit des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Das gibt kleinen Kindern Selbstvertrauen. Ganz nebenbei sammeln sie ihre ersten sozialen Erfahrungen, diese frühen Kontakte sind ein prima Training für den Kindergarten.

Die Erwachsenen gewinnen bei den gemeinsamen Spielen Sicherheit im Umgang mit ihren Kindern und lernen viel über die Entwicklung ihrer Sprösslinge. Eltern bekommen außerdem jede Menge Anregungen für Spiele, die sie auch zu Hause umsetzen können. 

Ab wann macht eine Krabbelgruppe Sinn?

Mit etwa vier bis sechs Monaten sind die Kleinen fit genug für die Krabbelgruppe.  Babys unter einem Jahr versuchen, Gleichaltrige anzulächeln, Laute zu äußern, sich einander anzunähern und zu berühren. Ab neun Monaten kann es zu ersten Interaktionen kommen, wie z.B. zum Austausch von Spielobjekten, zu gegenseitigen Nachahmungsversuchen und ersten einfachen Spielen – zum Hin- und Herrollen eines Balls etwa. Hirnforscher bestätigen, dass Babys schon sehr viel mehr aufnehmen können, als frühere Generationen sich das vorstellen konnten.

Spaß ist Programm

Toben, lachen, kuscheln, spielen, singen, basteln – je nach Alter und Leiterin variiert der Ablauf von Gruppe zu Gruppe. Bei einigen ist die Gestaltung völlig frei. Die meisten haben allerdings ein festes Programm, das den Kindern Sicherheit vermittelt: Ein Begrüßungslied stimmt die Kinder und Erwachsenen auf die gemeinsame Stunde ein. Je nach Alter folgen Finger-, Strampel- und Bewegungsspiele, die den Kleinen Spaß machen und bei denen sie nebenbei viel lernen. Zwischendurch ist Zeit zum Singen und Basteln und für eine gemeinsame Brotzeit. Ein festes Abschiedsritual beendet das Treffen der Spielgruppe.

Oft werden feste Gruppen über Familienbildungsstätten oder (Kirchen-)Gemeinden organisiert. Vorteil: Feste Krabbelgruppen haben einen festen Raum und eine offizielle Leitung, die Spiel und Bewegung anleitet und wertvolle Hinweise zur Kindesentwicklung geben kann.

Angebereltern gibt es überall

Mein Lukas hat von Anfang an durchgeschlafen. Unsere Marie weint nie. Wenn viele Kinder zusammenkommen, wird automatisch verglichen. Doch die Krabbelgruppe soll kein Wettkampf sein. Lasst euch von Prahle-Müttern und -Vätern bloß nicht die Laune an der Spielgruppe verhageln. Immer gelassen bleiben mit der Gewissheit: Wer angibt, hat's nötig! Auf Gehässigkeiten empfiehlt sich mit der Bestätigungs-Abwatsch-Methode zu reagieren. "Ja, stimmt: Tim macht keinerlei Anstalten laufen zu lernen. Und stell dir vor, das beunruhigt mich nicht im Geringsten."

So viel kosten die Treffen

Die Beiträge variieren von Gruppe zu Gruppe. In manchen Mutter-Kind-Gruppen ist die Teilnahme kostenlos, andere verlangen einen Unkostenbeitrag pro Treffen oder einen pauschalen Mitgliedsbeitrag.

Wo findet man eine passende Krabbelgruppe?

Krabbel- oder Spielgruppen werden zum Beispiel angeboten von Hebammenpraxen, Sportvereinen mit Familienprogramm oder kirchlichen Einrichtungen wie Diakonie oder Caritas. Durch Corona finden viele Treffen leider derzeit nur online statt.

In vielen Städten und Gemeinden gibt es auch Gruppen für jüngere und ältere Kinder. Denn auch eine gemischte Gruppe kann für beide Seiten sinnvoll sein: Wo Kinder verschiedenen Alters zusammen sind, lernen größere Rücksicht auf kleinere zu nehmen und jüngere schauen sich viel von den älteren ab.

Eine Krabbelgruppe gründen: So geht's

Gibt es in eurer Umgebung keine Spiel- oder Krabbelgruppe? Dann gründet selbst eine. Wie das funktioniert? Ganz einfach: 

  • Mitstreiterinnen findest ihr über einen Aushang im Pfarrzentrum oder Supermarkt. Manchmal hilft auch eine Anzeige in der Lokalzeitung.
  • Einen Raum bekommt ihr entweder über die Kirchengemeinde, Sportvereine oder auch in einem Gemeinde- oder Nachbarschaftszentrum. Manche Kindergärten stellen sogar einen ihrer Räume zur Verfügung.
  • Spielzeug stöbert ihr auf Flohmärkten auf oder durch gezieltes Nachfragen bei Bekannten und Verwandten. Nehmt lieber keine eigenen Spielsachen mit – es könnte ein erbitterter und tränenreicher Kampf entstehen!

Spielzeug für jedes Alter

Die richtige Menge an Spielzeug hängt von der Größe der Gruppe ab. Es sollte nicht zu wenig sein, sonst sind Streitereien vorprogrammiert. Zu viel kann jedoch dazu führen, dass alles nur oberflächlich wahrgenommen wird.

Wichtig für die Auswahl des Spielzeugs ist das Alter der Kleinen
Krabbelkinder brauchen vor allem Raum zum Bewegen auf Teppichböden oder Matten, dazu Bälle, Bilderbücher, Stapelbecher, Kartons und einfache Schiebeautos. Ein Planschbecken kann als Bällebad dienen.
Die Größeren freuen sich über Puppen, Puzzles, einfache Rhythmusinstrumente, Wachsmalstifte und Papier. Auch eine Verkleidungskiste mit Tüchern, Kappen, ausrangierten Erwachsenen-T-Shirts kommt gut an.

Mitmachen ist angesagt

  • Schon vor dem Start sollte geklärt sein, was die Eltern von der Krabbelgruppe erwarten.
  • Bewährt hat es sich, Beginn und Ende der Spielgruppe durch ein bestimmtes, immer wiederkehrendes Lied zu markieren.
  • Eine gemeinsame Brotzeit gehört in vielen Krabbelgruppen dazu. Besprecht vorher, wann die Pause stattfinden soll und was die Eltern dafür einpacken können (und was nicht).
  • Anderthalb Stunden solltest du einplanen, damit die Kleinen nicht schon wieder gehen müssen, wenn sie sich gerade warm gespielt haben.
  • Fasching, Ostern, Sankt Martin: Auch in der Krabbelgruppe könnt ihr mit den Kindern Feste feiern und gemeinsam basteln.
  • Mitmachen ist Pflicht. Wie soll ein Kind sich anstecken lassen, wenn die Mama oder der Papa beim Singen oder Tanzen kneift?
  • Eine Spielgruppe ist keine Kinderbetreuung! Diese Zeit solltet ihr also eurem Kind als eine Zeitoase im hektischen Alltag widmen. Intensive Erwachsenengespräche treten dabei in den Hintergrund.
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