
Mit nur 23 Wochen erblickte die kleine Elsie das Licht der Welt. Das Extremfrühchen wog bei seiner Geburt nur 635 Gramm. Aus medizinischer Sicht haben Babys, die so früh geboren werden, kaum eine Chance. Doch dank des Kampfgeistes ihrer Mutter gelang ein kleines Wunder …
Was war passiert?
Die Engländerin Amy Dutton litt am sogenannten Transfusionssyndrom. Das bedeutet, dass sich eineiige Zwillinge eine Plazenta teilen und das Blut nicht gleichmäßig auf beide Babys verteilt wird. Dieses seltene Symptom kann lebensgefährlich für die ungeborenen Kinder sein. In einer komplizierten Operation versuchten die Ärzte, die Versorgung der Babys im Mutterleib zu trennen. Zunächst schien der Eingriff erfolgreich zu sein – doch dann setzten bei Amy Wehen ein. Eines der Babys starb noch im Bauch. "Wir haben Dottys Herzschlag verloren", erzählte die Stylistin gegen über "Mirror". Die Ärzte hatten danach keine andere Wahl, als die Zwillinge zur Welt zu holen.
Stunden zwischen Hoffen und Bangen
Nach ihrer Geburt durfte Amy ihre Tochter nur 30 Sekunden im Arm halten, bevor sie in den Inkubator gebracht wurde. Einen Monat lang kämpfte das kleine Bündel Mensch angebunden an Kabel und Schläuche um sein Leben. Dann entschieden die Ärzte, dass die Medizin allein nicht ausreicht, um Elsie zu retten.
Also entschieden sie sich dazu, die sogenannte Känguru-Methode auszuprobieren. Studien belegen, dass der Haut-auf-Haut-Kontakt Frühgeborenen hilft, sich an das Leben außerhalb des Mutterleibs anzupassen, sie vor Infektionen schützt und sogar ihre Zeit im Krankenhaus verkürzt.
"Das erste Mal, als ich Elsie richtig hielt, war unglaublich, ich habe so etwas noch nie erlebt. Es gibt kein vergleichbares Gefühl auf der Welt. Ich hielt sie und konnte auf allen Monitoren sehen, dass sich ihre Herzfrequenz entspannte."
Kuscheln als Lebensretter
In der folgenden Zeit saß Amy Tag für Tag stundenlang mit ihrem Baby auf der Brust da, kuschelte sie und beobachtete, wie sie allmählich stärker wurde.
"Es ist verrückt, dass das Kuscheln so eine Wirkung hatte – es hat ihr das Leben gerettet", ist Amy sich sicher. "Es war auch gut für mich, weil es meinen Stresspegel gesenkt hat, als ich sie hielt."
Als Elsie am 2. Dezember 2021 geboren wurde, warnten die Ärzte Amy und ihren Ehemann Scott, dass sie möglicherweise nicht überleben würde. Ein halbes Jahr später durften die Eltern ihr kleines Mädchen endlich nach Hause holen. "Ich war so erleichtert, als wir das Krankenhaus verlassen und Elsie nach Hause bringen konnten. Es ist so surreal, sein Baby in den Armen zu halten und darüber nachzudenken, dass man es hätte verlieren können. Sie nach all dieser Ungewissheit zu Hause zu haben, war pures Glück."
Die Känguru-Pflege
Für Frühgeborene und Säuglinge mit niedrigem Geburtsgewicht hat sich gezeigt, dass die Känguru-Pflege die Sterblichkeit, schwere Krankheiten, Infektionen und die Dauer von Krankenhausaufenthalten reduzieren. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in einer neuen Richtlinie, dass die Babys direkt nach der Geburt und noch vor einer Versorgung im Brutkasten Hautkontakt mit der Mutter oder einer anderen Betreuungsperson haben sollten.