
Gefühlt passiert es immer am Freitagabend. Immer dann, wenn die Öffnungszeiten der Kinderarztpraxis in weite Ferne rücken: Das Kind bekommt Fieber. Die Sorge der Eltern wächst proportional mit der Zahl hinter dem Komma. Doch bevor nur allzu vorschnell zu fiebersenkenden Medikamenten gegriffen wird, sollte man erstmal Ruhe bewahren.
"Fieber ist ein Symptom - keine Krankheit!", erklärt Kinderarzt Dr. Aaron Pfisterer. Er arbeitet auf der Kinderintensivstation eines Krankenhauses in Speyer und weiß auch um den Vorteil von Fieber: "Es regt das Immunsystem an und hilft dem Körper Krankheitserreger zu bekämpfen." Er rät von einer generellen Fiebersenkung ab, wenn das Kind weiterhin genug trinkt, sich in einem guten Allgemeinzustand befindet und wenig beeinträchtigt ist. Wichtig zu verstehen: Die Mittel senken zwar das Fieber, bekämpfen aber nicht den eigentlichen Infekt. Der Experte ergänzt allerdings: "Wenn das Kind leidet, kann man jederzeit zu fiebersenkenden Mitteln greifen." Nur welches ist dann das Mittel der Wahl: Fiebersaft oder Zäpfchen?
Fiebersaft oder Zäpfchen: Was wirkt schneller?
"Die Dauer der Wirksamkeit von Fiebersaft und Zäpfchen ist nahezu identisch", antwortet Dr. Pfisterer. Aber Fiebersaft hilft etwas schneller: "Saft wirkt in etwa 15 Minuten und für bis zu acht Stunden. Zäpfchen hingegen wirken nach circa 20 Minuten und ebenso für acht Stunden."
Wichtig: Die beiden schmerzlindernden und fiebersenkenden Inhaltsstoffe Paracetamol und Ibuprofen, die für Kinder geeignet sind, gibt es jeweils in der Zäpfchen- oder Saft-Darreichungsform. Allerdings ist Ibuprofen erst für Babys ab drei Monaten und einem Gewicht von mindestens sechs Kilogramm zugelassen. Für jüngere bzw. leichtere Säuglinge muss immer Paracetamol der ausgewählte Wirkstoff bei Fieber sein. Achtet unbedingt auf die genaue Dosierung – nicht nach Alter, sondern nach Gewicht! Denn nur so können schwere Magen-Darm-Verstimmungen und sogar lebensbedrohliche Vergiftungen bis hin zu Leberversagen verhindert werden.
Tabu: Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder auch ASS (zum Beispiel in Aspirin) ist für Kinder unter 12 Jahren bzw. mit einem Körpergewicht unter 40 Kilogramm nicht verträglich. Er kann vor allem im Zusammenhang mit Virus-Infektionen das lebensgefährliche Reye-Syndrom, mit Leberfunktionsstörungen und Gehirnversagen, auslösen.
Was spricht für ein Zäpfen, was für den Saft?
Der Kinderarzt empfiehlt: "In der Regel ist für Säuglinge ein Zäpfchen besser geeignet, da sie sich oft gegen den Saft wehren. Auch bei Kindern, die erbrechen oder Durchfall haben, sind Zäpfchen die bessere Option." Unter Umständen wehren sich andersherum Kleinkinder ab einem gewissen Alter gegen das rektale Einführen eines Zäpfchen. Dann kann Fiebersaft als Schmerzmittel ablösen. Er wird relativ unkompliziert per Spritze in den Mund abgegeben und schmeckt in der Regel erträglich nach Erdbeer oder Orange.
Für größere Kinder gibt es in der Apotheke noch eine andere Art von Fieber- und Schmerzmedikamenten: als (Kau-)Tabletten, Brausegranulat oder Heißgetränk. Lasst euch ggf. von eurem Arzt und/oder Apotheker beraten.
Wichtige Hinweise: Bitte gebt eurem Kind nicht länger als drei Tage fiebersenkende Mittel, ohne einen Kinderarzt aufgesucht zu haben. Säuglinge unter sechs Monaten sollten bei einer Temperatur über 38 Grad Celsius immer ärztlich vorgestellt werden.

Zäpfchen richtig einführen!
Wer Zäpfchen einführt, sollte unbedingt wissen: Die Torpedoform wird nicht, wie auf den ersten Blick angenommen, mit der Spitze anführend eingeschoben, sondern genau andersherum. Mit dem breiten Ende zuerst! Nur so kann sich das Zäpfchen dem Enddarm ideal anpassen und wird eben nicht sofort wieder herausgedrückt.
In diesem Clip fasst Dr. Aaron Pfisterer nochmal wichtige Fakten rund um die Einnahme der fiebersenkenden Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen bei Kindern zusammen: