
Anti-Zecken-Sprays können ganz schöne Chemiekeulen sein. Kein Wunder also, dass gerade Eltern ihren Nachwuchs damit lieber nicht einsprühen möchten. Auch Tierbesitzer greifen lieber zu natürlichen Hausmitteln, da Hunde und Katzen sich die Chemikalien bei der Fellpflege ablecken können.
Ein Hund als Testobjekt
In Internetforen schwärmen viele von Schwarzkümmelöl, um ihre Vierbeiner vor Zeckenbissen zu schützen. Beziehungsweise vor Zeckenstichen: Denn die kleinen Blutsauger reißen mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug die Haut ihrer Wirte auf und saugen dann mit einem Stechrüssel das Blut heraus. Maßgeblich angefacht hat dieses Thema der bayerische Gymnasiast Alexander Betz. Er mischte seinem Labrador Filou aufgrund einer Allergie Schwarzkümmelöl unter das Futter und stellte daraufhin fest, dass die Zecken seinen Hund mieden. Daraufhin startete er einen Versuch: Er sammelte 30 Zecken mit einem verschwitzten Handtuch ein und testete, wie sie auf Schweiß und Schweineblut reagierten. Waren Blut oder Schweiß mit Schwarzkümmelöl versetzt, blieben die Parasiten fern. Für diese Arbeit erhielt er sogar einen Preis von "Jugend forscht."
Schwarzkümmelöl gegen Zecken: Natürlicher Schutz für Babys?
Lässt sich diese Erkenntnis also auch auf den Menschen übertragen? "Schwarzkümmelöl verströmt einen Geruch, der in höheren Konzentrationen durchaus Zecken-abwehrend wirken kann", erklärt der Zeckenexperte Prof. (a.D.) Dr. Jochen Süss. "Allerdings ist die effektive Wirksamkeit von Schwarzkümmelöl als Zecken-Abwehrmittel weiterhin mit Vorsichtig zu genießen, da Studien, die strengen wissenschaftlichen Kriterien Stand halten, selten sind. Zwar konnte bisher in dem Selbstversuch des Schülers eine Zecken-abwehrende Wirkung nachgewiesen werden, allerdings fehlen meiner Erkenntnis nach aussagekräftigere wissenschaftliche Studien am Menschen, die die Wirkung von Schwarzkümmelöl direkt belegen."
Ätherische Öle als Zeckenschutz sind mit Vorsicht zu genießen
In Drogerien und Apotheken gibt es viele Produkte, die Zecken ebenfalls durch bestimmte Gerüche fernhalten sollen. Dafür werden ätherische Öle eingesetzt, wie z. B. Teebaumöl, Citronella, Lavendel, Rosmarin oder Anis. Aber Achtung: In einem Test von "Stiftung Warentest" aus dem Jahr 2014 schnitten alle Anti-Zeckenmittel auf Basis ätherischer Öle am schlechtesten ab. Sie wurden zum Teil sogar als "nicht empfehlenswert" beurteilt. In einem Test aus 2017 bekam das einzige natürliche Zeckenmittel ein "mangelhaft".
So schützt man Babys und Kleinkinder am besten vor Zecken
Anti-Insektensprays mit chemischen Wirkstoffen halten Zecken und andere Parasiten zuverlässig für einige Stunden auf Abstand. In der Regel dürfen diese Produkte aber nicht bei Kindern unter zwölf Monaten angewendet werden. Eltern sollten unbedingt die entsprechenden Angaben der jeweiligen Hersteller auf der Verpackung beachten. Viele Zeckenmittel können aufgrund ihrer Inhaltsstoffe die Augen reizen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Bei Kindern sollten die Hände und das Gesicht gar nicht eingerieben werden. "Ich empfehle helle Kleidung zu tragen, die möglichst viel vom Körper bedeckt, damit die Zecken nicht an die Haut gelangen", so Prof. Dr. Süss. "Außerdem sind die Blutsauger auf heller Kleidung schneller erkennbar und können rechtzeitig entfernt werden. Wenn sich das Krabbeltier dann doch auf den Körper setzt oder gar sticht, bleibt dies oft unbemerkt. Daher besonders wichtig: den Körper nach dem Aufenthalt in der freien Natur auf Zecken absuchen."
Zudem empfiehlt er – wie auch die Ständige Impfkommission (STIKO) – eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis für alle, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen wollen. "Die FSME-Impfung ist bei Kindern bereits ab einem Alter von einem Jahr möglich", so der Experte.