Zur Reifung neurologischer Strukturen

Jod in der Stillzeit: Wichtig für Babys Entwicklung

Frisch gebackene Mamas sollten unbedingt auf eine ausreichende Jodversorgung ihres Babys in der Stillzeit und bei der Einführung von Beikost achten.

In der Stillzeit ist das Baby auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen.© Foto: Getty Images/golubovy
In der Stillzeit ist das Baby auf die mütterliche Jodversorgung angewiesen.

Nach der Geburt bis zum Ende der Stillzeit ist der Säugling auf eine ausreichende Jodzufuhr ducrh die Muttermilch angewiesen. Eine mangelhafte Jodversorgung kann laut Bundesinstitut für Risikobewertung die kindliche Entwicklung negativ beeinflussen. Zu den Folgen eines Jodmangels bei Säuglingen und Kleinkindern gehören unter anderem Entwicklungsstörungen und Wachstumsverzögerungen, Lern- und Konzentrationsprobleme sowie langfristig krankhafte Veränderungen der Schilddrüse.

"Insbesondere im Säuglingsalter und den ersten beiden Lebensjahren gilt es, auf eine ausreichende Jodversorgung zu achten, da in dieser Lebensphase eine besonders intensive Reifung neurologischer Strukturen erfolgt", sagt Professor Dr. Thomas Remer, Senior Scientist und Ernährungsendokrinologe am Studienzentrum DONALD Studie Dortmund der Universität Bonn sowie zweiter Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel e. V. (AKJ).

"Während der Stillzeit stellt die Muttermilch die einzige Nahrungsquelle für das Kind dar. Für fast alle Nährstoffe weist sie eine optimale, an den Bedarf angepasste Zusammensetzung auf, mit Ausnahme für das Spurenelement Jod. Die Brustdrüse kann nur so viel Jod für das Baby bereitstellen, wie durch die Nahrungszufuhr im Blut der Mutter zirkuliert. Bei unzureichender mütterlicher Jodzufuhr leiden Schilddrüsenfunktion und Stoffwechsel von Mutter und Kind und vor allem die neuronale Entwicklung des Säuglings."

Jod in der Stillzeit: Warum und wieviel?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Jodzufuhr von 260 Mikrogramm für Stillende. Jedoch liegt laut der Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, kurz DEGS, die geschätzte durchschnittliche Jodzufuhr bei Frauen im Alter von 30 bis 39 Jahren bei 114 Mikrogramm und bei Frauen unter 30 Jahren sogar nur bei 98 Mikrogramm am Tag, also deutlich unterhalb der Empfehlung für Stillende.

Insbesondere jüngere Frauen sollten daher auf eine jodreiche Ernährung mit regelmäßigem Verzehr von Seefisch, gegebenenfalls auch Meeresfrüchten, Milch- und Milchprodukten sowie Eiern achten. Beim Verzehr von "Fertiglebensmitteln" sollten mit Jodsalz hergestellte Produkte bevorzugt werden. Damit eine ausreichende Jodversorgung während der Schwangerschaft sowie der Stillzeit gewährleistet ist, empfehlen der AKJ und verschiedene Fachgesellschaften, wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, eine zusätzliche Jodsupplementation (Jodeinnahme) von 100 bis 150 Mikrogramm am Tag. Diese Empfehlungen gelten für alle werdenden und stillenden Mütter, um Schilddrüsenfunktionseinbußen beim Fetus beziehungsweise Säugling zu vermeiden und eine optimale Entwicklung zu fördern.

"Säuglinge können aufgrund der geringen Größe ihrer Schilddrüse nur geringe Jodmengen speichern. Somit besteht eher die Gefahr einer Unterversorgung", erklärt Professor Remer. "Die Empfehlung der DGE für die tägliche Jodzufuhr in den ersten Lebensmonaten liegt derzeit bei 40 Mikrogramm und ab dem Alter von vier bis zwölf Monaten bei 80 Mikrogramm." Experten würden allerdings für eine deutliche Anhebung der Empfehlung gerade während der ersten Lebensmonate plädieren, um eine bestmögliche Entwicklung des Gehirns sicherzustellen. So läge beispielsweise der Referenzwert des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM) für eine adäquate Jodzufuhr von Säuglingen bis zum sechsten Lebensmonat bei 110 Mikrogramm täglich, betont Remer.

Auch beim Brei braucht das Baby Jod

Zwischen dem fünften bis siebten Lebensmonat beginnt die schrittweise Einführung der Beikost. Hierbei werden die Muttermilch beziehungsweise bei nicht gestillten Säuglingen die Anfangsmilch nach und nach durch Breie ersetzt. Der Anteil der Milch an der Jodversorgung nimmt dabei stetig ab und besonders pflanzliche Lebensmittel spielen eine immer größere Rolle in der kindlichen Ernährung – jedoch sind diese von Natur aus jodarm.

"Immerhin sind etwa 50 Prozent der kommerziellen Beikost mit Jod angereichert. Diese Produkte enthalten zurückliegenden Recherchen zufolge durchschnittlich bei einer fleischhaltigen Mahlzeit 15 Mikrogramm, bei einem Milch-Getreide-Brei 45 Mikrogramm und bei einem Getreide-Obst-Brei 40 Mikrogramm Jod", klärt Remer auf. "Problematisch ist hingegen die Sicherstellung einer ausreichenden Jodzufuhr mit selbst hergestellter Beikost, da die verwendeten Zutaten in der Regel nur geringe Jodgehalte aufweisen und ein 'Zusalzen' – auch mit Jodsalz – im ersten Lebensjahr nicht empfohlen wird. Bei milchbasierten Breien hängt deren Jodgehalt vor allem von der verwendeten Milch ab. Milch aus biologischer Landwirtschaft enthält gegenüber konventioneller Milch deutlich weniger Jod."

Werden gestillte Säuglinge ausschließlich mit selbst gemachten Breien ernährt, ist eine ausreichende Jodzufuhr eventuell nicht gewährleistet. Der Kinder- und Jugendarzt Dr. Klaus Rodens aus Langenau empfiehlt deshalb, abwechselnd selbst zubereitete und Fertigbreie zu füttern. Alternativ kann eine zusätzliche Jodbeigabe von etwa 50 Mikrogramm pro Tag in Erwägung gezogen werden, dies aber bitte nur in Absprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt. 

Quelle: Arbeitskreis Jodmangel e. V.

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