
Liebe Mamas und Papas, ich habe einen Vorschlag, durch den ihr sehr viel Wärme im stressigen Elternalltag verbreiten könnt. Obwohl, um ehrlich zu sein, es ist viel mehr als nur ein Vorschlag. Es ist eine Bitte: Wenn euer Nachwuchs das nächste Mal auf einen Geburtstag eingeladen ist, besorgt nicht nur ein Geschenk für das Geburtstagskind – sondern auch eine kleine Aufmerksamkeit für die Mutter oder den Vater, die die ganze Veranstaltung organisieren.
Party-Bashing? Oh nein!
Nein, das ist keine Forderung nach "Schmerzensgeld" in Form von Blumen oder Pralinen, weil ich Kindergeburtstage hasse. Im Gegenteil: Ich liebe sie! Allen voran natürlich die Geburtstage meiner eigenen Kinder. Gut, die fordern erfahrungsgemäß auch immer recht viel Vorbereitungszeit und Nerven. Aber nach zwei mal zwei pandemiebedingt ausgefallenen Partys freute ich mich vor allem dieses Jahr richtig auf den bevorstehenden Geburtstag unseres Sohnes – und die Möglichkeit, ihn endlich wieder richtig feiern zu können!
Sein großer Tag ist mitten in den Schulferien. Das hat zur Folge, dass die meisten seiner Freunde am eigentlichen Datum nicht in der Stadt sind. Also stand schnell fest: Am Geburtstag selbst kommen nur die beiden Omas und der Opa, mit den Klassenkameraden feiern wir am Wochenende nach. Und weil sein bester Freund nicht auf dieselbe Schule geht und die Schul-Clique kaum kennt, kam unserem Sohn die Idee, mit diesem besonders wichtigen Gast noch einmal ganz separat zu feiern. Im Kleinen. Warum eigentlich nicht, denke ich: So vermischen wir keine "Kohorten", und bei der Mini-Feier mit dem besten Freund können auch die kleinen Geschwister mal mit dabei sein. Außerdem hat mein Sohn zwei Jahre lang auf jede Form von Geburtstagsfeier verzichtet – wie könnte ich ihm da einen Wunsch abschlagen? "Mit Pyjamaparty?", fragt er noch, als könne er meine aktuellen Gedanken lesen. "Mit Pyjamaparty", bestätige ich. Und spüre für einen kurzen Moment das wunderbare Gefühl, alles richtig und mein Kind glücklich gemacht zu haben. Und dabei bin ich auch noch dem umfassenden Stress einer großen Party entkommen! Ich habe das Geburtstags-Chaos entzerrt und auf viele kleine Verabredungen aufgeteilt. Fast wie stinknormale Playdates, nur eben mit Geburtstagskrone. Wahnsinn, was bin ich nur für eine clevere Mutter?
Clever – und komplett überfordert
Aus dem Anfall von Überlegenheit folgte schnell die eiskalte Erkenntnis: Mit normalen "Playdates" hat das, was mir nun gleich drei Mal bevorstand, natürlich nichts zu tun. Da sind zum einen der Kuchen und die Luftballons, die Kaffeetafeln und Getränkevorräte, die Einladungskarten und Dekorationen und alles, was sonst noch auf der To-do-Liste geburtstagsvorbereitender Eltern steht. All das ist schon nervenaufreibend genug. Aber da ist vor allem auch die Aufregung. Eine freudige, aber auch überdrehte Aufregung, die schon am Abend vorher alles ein wenig aus der gewohnten Routine bringt. Und eine Aufregung, die bei Weitem nicht nur das Geburtstagskind befällt – sondern auch mich. Wird den Gästen der Tag gefallen? Haben alle Spaß? Haben wir an alles gedacht? Sind genug Getränke da? Schmeckt den Kindern das Essen? Und den Großeltern? Sind die Give-away-Tütchen für die Kinder angemessen? Macht man das überhaupt noch – oder sollte ich es ganz lassen? Ist die Schatzsuche zu schwer? Zu leicht? Zu langweilig? Haben immer noch alle Spaß? Aaaah!!!
Ich habe im Lockdown vieles vermisst. Das nicht.
Ich realisiere, wie sehr ich dieses Gefühl der Anspannung verdrängt hatte. Doch nun habe ich wieder glasklar vor Augen, wie es mich schon am allerersten Geburtstag unseres Sohnes (damals noch ganz ohne Schatzsuche und Pyjamaparty) vollkommen übermannt hatte. Am Abend, als die Gäste weg waren und das Geburtstagsbaby schlief, fiel so viel Anspannung von mir ab, dass ich hemmungslos losweinte.
Nach Weinen ist mir nach der diesjährigen Party Nummer Zwei und kurz vor (Pyjama-)Party Nummer Drei zum Glück nicht zumute. Aber doch komme ich nicht umhin mich zu fragen: Was war los mit mir, als ich der Dreifach-Feierei so widerstandslos zustimmte? Und wieso schaffe ich es immer wieder, dass ich mich zu so einem wundervollen Anlass, auf den ich mich aus tiefster Seele freue, trotz aller guter Vorsätze selbst so unfassbar stresse?
"Das ist doch eigentlich DEIN Tag!"
Da klingelt es an der Tür. Und während die kleinen Pyjama-Party-Gäste strahlend im Kinderzimmer verschwinden, drückt mir ihre Mutter, meine Freundin, eine Flasche Wein in die Hand. "Alles Gute zu acht Jahren Mutterschaft. Wahnsinn, wie du das alles machst! Komm, wir stoßen jetzt erst einmal auf dich an, das ist eigentlich dein Tag."
Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, doch weinen zu müssen. Nicht vor Anspannung – sondern vor Erleichterung. Darüber, dass wahrgenommen wird, was ich alles an Vorbereitung und Liebe in diesen Tag gesteckt habe. In jeden Tag, seitdem ich Mutter bin. Und darüber, dass ich wahrgenommen werde. Ich schaue meine Freundin an und bin so gerührt, dass ich nur ein leises "Danke" herausbringe. "Ich weiß, es ist anstrengend", sagt sie, und nimmt mich in den Arm. Und weil ich weiß, dass sie damit nicht nur den heutigen Tag, sondern jeden einzelnen meint, fließt mir jetzt doch noch ein kleines Tränchen über die Wange.
Lange Rede, kurzer Sinn: Kauft Geschenke!
Ein kleiner emotionaler Ausbruch, der mich endlich wieder zum Anfang dieses Textes zurückbringt. Liebe Eltern, wenn eure Kinder das nächste Mal auf einem Geburtstag eingeladen sind, macht es bitte einfach: Bringt auch eine Aufmerksamkeit für die Eltern mit. Sie werden vielleicht nicht gleich vor Freude weinen, so wie ich. Aber eins ist sicher: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr einem gestressten Vater oder einer gestressten Mutter eine Riesenfreude an einem chaotischen Tag bereitet, ist enorm. Und das ist den kleinen Strauß Blumen oder die Flasche Wein auf alle Fälle wert.
Autorin: Silke Schröckert