
Me-Time. Zeit für mich. Ich frage mich, ob ich diesen Begriff eigentlich jemals verwendet habe, bevor ich Mutter geworden bin. Kannte ich ihn überhaupt? Seit 2017 höre ich ihn ständig. Und war zeitweise echt genervt. Dabei ist diese Auszeit, um mal wieder auf sich selbst klar zu kommen neben dem ganzen Eltern-Trubel, so heilsam. Weiß ich doch eigentlich ...
"Hast du überhaupt noch Zeit für dich?"
Eine Freundin, frisch gebackene Mama, rief mich eines abends an. Nach den üblichen Updates kam die Frage aller Fragen:
Sag mal, hast du, mit deinen drei(!) Jungs überhaupt irgendwann nochmal Zeit für dich?
Sie wurde mir natürlich nicht zum ersten Mal gestellt. Schließlich wurde ich nach gut einem Jahr Mamasein erneut schwanger – und zwar mit Zwillingen. "Ich komm ja schon mit einem Kind kaum dazu, Zeit für mich freizuschaufeln" ist dann häufig der lieb gemeinte Nachklapp. "Nö, wenig, kaum, na ja, manchmal ...!?!" stammelte ich dann nur so vor mich hin. Wie meistens.
Me-Time – ja, was ist das eigentlich?
Zeit für mich. Gehört dazu schon das morgendliche Duschen, das auch mal länger als zwei Minuten und eine Walnussgröße Shampoo dauert? Oder der heiße Kaffee, wenn alle heil und ohne Tränen in der Kita abgegeben sind und der Rechner noch nicht hochgefahren ist?
Oder muss es gleich der Wellness-Tag mit Prosecco und Gurkenscheibchen auf den Augen sein? Der Shopping-Marathon mit mindestens zehn prall gefüllten Tüten? Sonst lohnt sich der Tag schließlich nicht!? Oder gleich das Wochenende ab nach Barcelona? Freitag los. Sonntag zurück. Go!

Ja, wo fängt Me-Time an? Und vor allem, wann hört sie wieder auf?
Wie baut man diese Zeit nur für sich selbst in den Drunter-und-Drüber-Alltag mit Kindern ein?
Wie viel davon brauche ich, also ich ganz persönlich, um weiterhin einigermaßen zufriedenstellend in meiner Mama-Rolle zu funktionieren?
Und wie viel davon brauche ich, um so richtig gut zu funktionieren? Auch in meinen anderen Rollen.
Was für ein Stress, sich endlich mal zu entspannen!
Tatsächlich habe ich irgendwann gemerkt: Ja, ich bin zwar gestresst von allem, was da so als stillende Mami von Zwillingsbabys und einem zweijährigen Kleinkind in der Autonomiephase von mir abverlangt wird. Aber was ich dann nicht auch noch on top gebrauchen konnte: den Druck von außen, mich nun gefälligst endlich mal zu entspannen!
"Du brauchst mal Zeit für Dich!"
"Gönn dir doch mal eine Pause!"
"Nimm dir mal was Schönes vor!"
Sucht man bei Instagram nach dem Hashtag "metime", spuckt die Plattform 10.026.732 Bilder aus. Was die postenden Menschen so unter Me-Time verstehen: Tee- und Kaffeetassen, drapiert an dicken Büchern, gern auch mal ein schimmerndes Gläschen Rosé in der Abendsonne, Massagen, lackierte Fingernägel, Friseurbesuche ... Ja, um ehrlich zu sein, bis auf die immer unbedingt gefüllte Kaffeetasse hatte ich in der ersten Zeit als dreifache Mama laut Instagram-Definition wirklich nicht so waaaahnsinnig viel von dieser Me-Time. Bücher lesen? Nicht geschafft. Alkoholische Drinks? Nicht in der Stillzeit. Lackierte Fingernägel? Blättern doch eh ab.
Okay, okay, das soll hier nun wirklich kein Text werden, um Mitleid zu erhaschen. Im Gegenteil. Ich möchte eigentlich nur festhalten, dass es nun einmal Zeiten im Leben einer Mutter geben kann, in denen es verdammt nochmal stressig ist, man gefühlt keine Sekunde für sich hat, weil da immer ein kleiner Mensch irgendein Bedürfnis nach "Mamaaaaa!" rausposaunt. Und wenn es eines gibt, dass man dann nicht auch gebrauchen kann, ist es:
Me-Time-Stress!
Endlich Zeit für mich!
Das kann ich nach über sieben Jahren Mamasein mittlerweile festhalten: Die Zeiten ändern sich auch wieder. Natürlich! Ich habe letztes Jahr mit einem komplett neuen Hobby angefangen. Spiele jetzt Tennis, jaha! Gehe wieder regelmäßiger zum Pilates. Treffe mich mit meinen Freundinnen zum Dinner. Und habe im Sommer sogar eine Übernachtung in einem Spa-Hotel gebucht, nur ich ganz allein. War das herrlich, kann ich euch sagen! Me, myself and I.
Als nächstes auf der Agenda: Nach der Me-Time ein bisschen mehr Zweisamkeit. Ein Wochenendtrip ohne die Kinder, nur mit meinem Mann. Das schaffen wir auch noch in diesem Jahr. Ich glaube fest daran.
Und bis dahin genieße ich es, wenn ich mal eben für zwei Minuten meinen heißen Kaffee trinken kann, bevor ich den Rechner hochfahre. Für mich: auch Me-Time, um als Mama ein kleines bisschen besser zu funktionieren. Oder sogar ein großes bisschen besser.
Ideen für mehr Me-Time als Mama im Alltag – wenn du willst 🤓
- In die Bücherei. Allein. Und zwar nicht für die Kinderbuchabteilung, sondern um mal wieder ein paar Schmöker für uns auszuleihen. Ja, es darf auch gern kitschig sein.
- Den Lieblings-Podcast auf die Kopfhörer packen und währenddessen NICHT aufräumen, Wäsche zusammenlegen oder die Geschirrspülmaschine einräumen. Nein, einfach mal nur auf die Couch oder den Gartenstuhl pflanzen und in der Gegend herumgucken.
- Wann warst du das letzte Mal im Kino? Richtig! Und wenn die beste Freundin nicht kann, weil sich kein Babysitter findet, dann geh einfach allein in die nächste Vorstellung. Es wird guttun. Versprochen!
- Viel zu viel Geld für das Lieblingsteil ausgeben, dass schon ewig in deinem Warenkorb wartet. Man darf sich auch mal belohnen.
- Nicht für jeden was, aber so manche schwören ja darauf, den Wecker bewusst eine halbe Stunde früher zu stellen. Sodass 30 Minuten am frühen Morgen NUR Mama gehören.
- Malen. Kannst du nicht? Egal! Unseren Kinder sagen wir doch auch immer: Jeder kann Kunst! Also: Kauf dir eine Leinwand, ein paar Acrylfarben in deinen Lieblingsfarben und los geht's! Auch meditativ: ausmalen. Es gibt mittlerweile sogar explizite Ausmalbücher für Erwachsene.
- Bewusst atmen. Und zwar durch den Bauch. Der darf mal so richtig rund werden. Entspannt sofort.