Antipathie

"Keine Lust auf andere Eltern und Kinder!!!" Wenn Verabredungen nur noch nerven ...

Ihr könnt die Mutter des Kindergartenkumpels eures Sohnes einfach nicht riechen? Oder umgekehrt: Euer Kind mag die Kids eurer besten Freundin nicht? Blöde Situation! Wir haben nachgefragt, was man da am besten tun kann.

Frau hält sich auf einem Spielplatz die Ohren zu© iStock/nicoletaionescu
Wenn Mama keine Lust auf andere Mamas hat ... 

Als sie schwanger waren, hatten es sich Lena und Nicole so schön vorgestellt: Ihre Töchter werden natürlich beste Freundinnen, spielen zusammen, während die Mütter Kaffee trinken und über Gott und die Welt tratschen. Aber statt friedlich miteinander im Sandkasten zu sitzen, zogen sich die Mädchen an den Haaren, bewarfen sich mit Sand und hatten partout keine Lust auf Verabredungen. 

Genau umgekehrt war es bei Raffaella: Ihr Sohn Max wollte sich unbedingt mit einem Jungen aus der Krippe treffen, zu dessen Mutter sie so gar keinen Draht hatte. Egal, wie sehr sie sich anstrengte, sie fand einfach kein gemeinsames Gesprächsthema. Da Max aber noch nicht alleine bei anderen Kindern zum Spielen bleiben wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn zu begleiten – und von Mal zu Mal fand sie die Mutter unsympathischer. Aber weil die Jungs so schön spielten, stellte sie ihre Antipathie hintenan. Was sollte sie machen?

Pädagogin und Erziehungsberaterin Inke Hummel rät in diesem Fall: "Sich zum Beispiel an einem öffentlichen Ort wie einem Spielplatz oder im Park verabreden. An so einem Ort hat man gefühlt mehr Raum für sich und trifft vielleicht auch noch andere Erwachsene, die die Situation auflockern." Eventuell könne man ja sogar noch gute Bekannte dazu einladen. 

Nicht jedes Treffen muss als Pflichttermin gesehen werden

Die Pädagogin findet es auch völlig legitim, solche Treffen nicht ständig mitzumachen: "Wenn mich das sehr stresst, muss ich da auch für mich sorgen." Dem Kind allerdings nur Absagen zu erteilen, sei auch nicht fair. Besser sei es, ihm parallel ein Angebot zu machen: "Du kannst deinen Freund in zwei Wochen wieder treffen, aber morgen passt es nicht."
Ab dem Vorschulalter kann man seinem Kind außerdem offen erklären, wieso man zu Spieltreffen nicht mitkommt, rät die Pädagogin. Natürlich ohne gemein zu werden oder den Freund abzuwerten, aber beispielsweise schon ehrlich sagen, dass man mit der Art nicht so gut klarkommt.

Sollte man sich bei Freundschaften einmischen?

Manchmal findet man andere Eltern unterirdisch, manchmal sind es zugegebenermaßen aber auch andere Kinder. Das ist aber kein Grund, seinem Kind den Umgang mit dem Freund oder der Freundin zu verbieten. Leider kommt das gar nicht so selten vor. "Je jünger das Kind ist, desto einfacher kommt man in Versuchung, sich einzumischen", weiß Inke Hummel. 
Auf die Wahl der Freunde Einfluss nehmen sollten Eltern nur in Ausnahmefällen – wenn der Freund oder die Freundin dem Kind wirklich nicht guttun. Zum Beispiel die Freundschaft ungesund dominiert, das Kind verletzt oder immer wieder zu unguten Verhaltensweisen anstiftet. 

Gelegenheiten zum Kennenlernen anbieten

Und der umgekehrte Fall? Die besten Freundinnen Lena und Nicole, deren Töchter sich einfach nicht verstehen? Je öfter sie sich alle treffen, umso wahrscheinlicher wird es, dass doch Gemeinsamkeiten entdeckt werden. "Ich würde nicht sofort aufgeben", rät auch Inke Hummel. Ermutigen, anbieten, Gelegenheiten schaffen, aber ohne Drängen und Zwingen. Wenn der Streit jedoch allzu heftig wird, sollte man eingreifen oder ein Spieltreffen abbrechen – jedoch ohne den Druck aufs Kind zu schieben: "Es verhält sich nicht mit Absicht so, sondern hat ein dahinterliegendes Bedürfnis, eine Unsicherheit oder Überforderung", erklärt die Pädagogin. Gerade bei kleinen Kindern sollte man genau hinschauen: "Wenn ihr Bauchgefühl nein schreit und sich das in ihrem Verhalten und ihrer Ablehnung zeigt, sollten wir das unbedingt achten." 

Manchmal klappt es einfach nicht

Erzwingen lässt sich eine Sympathie bei Kindern genauso wenig wie bei Erwachsen. Raffaella ist froh, dass sich Max mittlerweile alleine mit seinem Freund trifft und sie es beim Smalltalk beim Abholen belassen kann. Lena und Nicole haben ihre Treffen auf Spielplätze verlegt, wo ihre Töchter einander ausweichen können – und verabreden sich so oft es geht zu zweit zum Mädelsnachmittag oder -abend. Manchmal klappt es halt einfach nicht mit der Freundschaft. "Da ist es wichtig, nicht zu enttäuscht zu sein. Auch der Partner hat ja schließlich Freunde, die er alleine trifft, weil es einfach nicht passt", sagt Inke Hummel. 

Autorin: Nathalie Klüver

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