Fliegen mit Baby

Mama verteilt 200 (!) Goodie Bags, falls ihr Baby im Flugzeug schreit

Weil eine Mama Angst hatte, dass ihr Baby auf dem Flug die anderen Passagiere stören könne, entschuldigte sie sich quasi vorab – mit Süßigkeiten und Ohrenstöpseln. Nette Geste oder völlig übertrieben?

Der vier Monate alte Junwoo flog das erste Mal mit seiner Mama. Die verteilte "Sorry-Tütchen" an Mitreisende.© Foto: Facebook.com/dave.corona1
Der vier Monate alte Junwoo flog das erste Mal mit seiner Mama. Die verteilte "Sorry-Tütchen" an Mitreisende.

Der erste Flug mit Baby ist super aufregend! Eine Mutter machte sich vorab so viele Sorgen darum, dass ihr Baby die anderen Passagiere auf dem zehn Stunden langen Flug von Seoul (Korea) nach San Francisco (USA) stören könne, dass sie sich eine ungewöhnliche Idee einfallen ließ ...

"Goodie Bags" für andere Passagiere

Sie packte 200 (!) kleine Plastiktütchen mit Süßigkeiten, Ohrstöpseln und folgender Nachricht: "Hallo, mein Name ist Junwoo und ich bin vier Monate alt. Ich fliege heute mit meiner Mama und Oma in die USA, um meine Tante zu besuchen. Ich bin ein bisschen nervös und ängstlich, weil es mein allererster Flug ist. Es könnte also sein, dass ich weine und Lärm mache. Ich werde versuchen leise zu sein, aber ich kann es nicht versprechen. Das tut mir leid! Meine Mama hat deshalb dieses Geschenk für dich. Es enthält ein paar Süßigkeiten und Ohrstöpsel. Bitte benutze sie, wenn ich zu laut bin. Guten Flug! Dankeschön :-)"

Sollten Babys an Board nicht selbstverständlich sein?

Dave Corona, ein Kameramann aus den USA, der ebenfalls an Bord der Maschine war, veröffentliche anschließend auf Facebook ein paar Bilder vom Flug und erzählte von den 200 "Goodie Bags". Der Post verbreitete sich rasend schnell im Netz und führte zu reichlich Diskussionen: Während die einen kommentieren, dass die Aktion eine tolle und empathische Geste der Mutter sei, regten sich andere darüber auf, dass Eltern sich überhaupt für ihre Kinder entschuldigen müssen. "Natürlich ist das eine nette Geste", so ein Kommentar bei Facebook. "Aber sollten wir nicht einfach alle mehr Verständnis haben und Eltern mit Babys grundsätzlich nicht das Gefühl geben, dass sie an Bord nicht willkommen sind?" Und sogar eine ehemalige Flugbegleiterin meldete sich zu Wort: "Liebe Eltern, BITTE MACHT DAS NICHT! Ich war früher Stewardess und kann euch nur sagen, dass euer Baby genauso ein Recht hat zu fliegen wie alle anderen Passagiere auch! Ihr braucht also keine 'goodie bags' zu packen, schon gar nicht 200!"

Der erste Flug mit Baby ist vor allem für die Eltern anstrengend

Ich musste bei dieser Geschichte unweigerlich an meinen ersten Flug mit Baby denken. Levi war gerade mal sieben Monate alt, als wir mit ihm nach Thailand geflogen sind. Erst sechs Stunden von Hamburg nach Dubai, dann noch einmal 6,5 Stunden weiter nach Phuket. Ob ich aufgeregt war? Aber so was von!

Auf der ersten Etappe saßen wir in einer Vierer-Reihe – Levi verpasste seinen allerersten Flug und schlief sechs Stunden durch, ausgestreckt über zwei Sitze. Was waren mein Mann und ich happy! Fliegen mit Baby? Ein Kinderspiel für uns!

Leider ging es nicht so entspannt weiter ... Nach einem etwas längerem Stopp in Dubai war unser Sohn auf dem zweiten Flug SEHR wach. Und irgendwann, ob der ganzen neuen Eindrücke, auch noch völlig überdreht. Ablegen in das Baby-Bassinet, das wir ihm extra gebucht hatten? Keine Chance! Entspannt bei Mama und Papa auf dem Schoß sitzen? Keine Chance! Also versuchten mein Mann und ich, wann immer es ging, mit Levi auf dem Arm oder in der Trage, zu stehen bzw. ihn zu "schuggeln". Mal vor der der Toilette, mal im Gang, mal neben der Bordküche. Kurzum: Irgendwie standen wir immer im Weg, aber schafften es so zumindestens, dass unser Sohn vor Übermüdung und Reizüberflutung keine Schreiattacke bekam. 

Dennoch: 6,5 Stunden Baby-Bespaßung auf engstem Raum, während alle um einen herum versuchen zu schlafen oder in Ruhe einen Flim zu schauen, waren – gelinde gesagt – verdammt anstrengend!

Ich kann die Gefühle der Mama, die die "goodie bags" verteilt hat, so gut nachvollziehen. Dieser Stress, diese Angst, die man vor so einem langen Flug mit Baby hat ... Aber ich finde es dennoch ganz schrecklich, dass sie sich offenbar verpflichtet gefühlt hat, extra 200 (!) Tüten für die anderen Passagiere zu packen. Also ob sie vor dieser großen Reise wahrscheinlich nicht schon genug zu tun hatte! Und keine Mama und kein Papa sollte doch Schuldgefühle haben, weil das Baby weint oder schreit! Fliegen ist für die Kleinen nun mal aufregend und neu ... und für die Eltern meistens auch sehr nervenaufreibend! 

Mehr Verständnis und Mitgefühl

Ich gebe zu, dass auch ich nicht begeistert bin, wenn ich auf einem Flug ein Baby oder Kleinkind in der Nähe sitzen habe. Gerade, wenn wir Langstrecke fliegen, habe ich es auch lieber ruhig und hoffe natürlich, dass mein Sohn zur Ruhe kommt. Ein schreiendes Baby ist halt anstrengend und ja, bestimmt auch nervig, wenn man in der Nähe sitzt. Dennoch würde ich nie im Leben einer anderen Familie böse Blicke zuwerfen. Oder mich gar über das Baby beschweren. Ganz im Gegenteil: Wann immer es geht, versuche ich Eltern mit kleinen Kindern im Flieger freundlich zuzulächeln. Wir sitzen doch schließlich alle im gleichen Boot. Und ein bisschen Verständnis und Mitgefühl tun sicherlich allen gut! 

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