
Die Côte d'Émeraude im Norden der Bretagne: Eine zerklüftete Küstenlinie mit unzähligen vorgelagerten Inselchen, tief eingeschnittenen Buchten, schroffen Felsen, verschlafenen Fischerorten mit den typisch bretonischen Natursteinhäusern, gewelltes Land und immer wieder: das smaradggrüne Meer.
Die Smaragdküste zwischen der Stadt Cancale und dem windumtosten Cap Fréhel ist schon lange ein beliebtes Urlaubsziel. Doch lohnt sich auch eine Reise mit Kind in die nördliche Region der Bretagne?
Wir verbrachten zehn Tage im April in einem Ferienhaus in Pluduno. In der Nebensaison zeigt sich die Bretagne von ihrer wilden und wechselhaften Seite. Warme Sonnenstunden und Regenschauer wechseln sich mitunter mehrmals täglich ab, sodass auch wir zwischen Regenjacke und Sonnenbrille munter hin und her wechselten. Der Vorteil: Die im Sommer völlig überlaufenden Touristenorte sind noch recht leer, und dennoch ist das Wetter auch im Frühling oft angenehm mild, sodass wir herrliche Tage am Strand und in der Natur verbrachten.
Die facettenreiche Landschaft der Bretagne fasziniert nicht nur Erwachsene, sondern bietet auch Kindern Platz und Freiheit zum Entdecken, und um Abenteuer zu erleben.
Hier sind 11 Gründe für einen Urlaub in der Bretagne mit Kindern:
Sensationelle Aussicht am Cap Fréhel
Eine der schönsten Aussichten der Bretagne bietet das Cap Fréhel mit seinen 70 Metern über dem Meer aufragenden Steilküsten aus Schiefer und rosa Sandstein. Der Leuchtturm ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch das anschließende Naturschutzgebiet. Der Wind pustet hier teilweise recht kräftig – im Zweifelsfall also lieber ein paar wärmere Klamotten mitnehmen.
Die Halbinsel Saint-Jacut-de-la-Mer
Die Landzunge an der Smaragdküste ragt weit in den Ärmelkanal hinein und bietet an der Spitze einen atemberaubenden Blick auf die vorgelagerten Inseln, die sich bei Ebbe sogar zu Fuß erreichen lassen. Außerdem befinden sich auf der Halbinsel zahlreiche idyllisch gelegene Strandabschnitte, die vor allem in der Nebensaison nahezu menschenleer und perfekt zum Pütschern, Buddeln und Ballspielen sind. Das gleichnamige Fischerdorf ist auf Touristen eingestellt und bietet zahlreiche Restaurants, Cafés und Crêperien.
Endlose Weiten am Sables-d'Or-les-Pins
Geschützt hinter Dünen liegt in einer breiten Bucht der Sandstrand Sables-d'Or-Les-Pins. Vor allem bei Ebbe scheint der Strand nahezu endlos zu sein – ein tolles Freiheitsgefühl. Außerdem ist dann die beste Zeit, um Muscheln zu sammeln – und davon gibt es in der Bretagne wirklich großartige Exemplare. Hinter den Dünen schließt sich ein charmanter Kurort mit zahlreichen Restaurants und einem kleinen Jahrmarkt für Kinder an.
Der quirlige Badeort Saint-Cast-le-Guido
Ein typischer Urlaubsort, der sowohl Restaurants, Geschäfte, als auch einen herrlichen Badestrand bietet. Hier lässt sich stundenlang im Sand spielen mit bestem Blick auf die Fischerboote im Hafen. Und wenn der Hunger kommt, sind die zahlreichen Crêperien und Fischrestaurants nicht weit. Der Ort hält auch einen kleinen Spielplatz bereit. Der Fußweg vom höher gelegenen Yachthafen hinunter zum Strand schlängelt sich an der Felsküste entlang und ist ein definitiv ein Erlebnis.
Die süßen Gassen von Dinan
Ein absolutes Highlight auf unserer Reise: Die Altstadt von Dinan. Fachwerkhäuser mit Spitzgiebeln und verwinkelte Kopfsteinpflastergassen prägen die zauberhafte mittelalterliche Stadt, sodass man gar nicht weiß, was man zuerst fotografieren soll. Mit dem Kinderwagen kommt man auf den unebenen Straßen schnell an seine Grenzen. Dennoch lohnt sich der Weg über die Rue du Petit Fort hinunter zum Fluß La Rance und seiner Hafenpromenade – auch wenn der Aufstieg zurück ins 75 Meter höher gelegene Dinan etwas Kondition erfordert. Restaurant-Tipp: Im Quai N7 gibt es ein familienfreundliches Menü und vor allem einen wunderbaren Blick über den Fluss, den Hafen und das Aquädukt der Stadt.
Tagesausflug nach Saint Malo
Die berühmte Hafenstadt ganz im Norden der Bretagne ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt, und entsprechend belebt geht es in der historischen Altstadt zu. Dennoch lohnt sich ein Abstecher hierher und vor allem der Blick von der stolzen Stadtmauer direkt am Meer. Saint-Malo hat außerdem mehrere Stadtstrände zu bieten, an denen sich wunderbar im Sand buddeln lässt: vor sich das Meer und die vorgelagerten Inseln, hinter sich das Panorama der Stadt aus Granit. Eine wunderbare Kulisse zum Sandburgenbauen.
Verwunschener Ort: Vallée du Moulin de la Mer
Abseits der Küste, versteckt gelegen am Fuß eines bewaldeten Tals, befinden sich die Überreste von Le Moulin de la Mer. Die Grundmauern der Mühle, des Wohnhauses und eines kleinen Stalls sind noch erhalten und erzählen von einer Zeit, in der hier mit schweren Mühlsteinen das Getreide mit der Kraft des Wassers gemahlen wurde. Hierher verirren sich nur wenige Touristen, und die Stille des Walds wird einzig durch das Plätschern des Mühlbachs durchbrochen. Ein wahrhaft magischer Ort, an dem es auch für Kinder vieles zu entdecken gibt.
Galette und Co.
Kein Bretagne-Urlaub ohne Galettes bretonnes: Die herzhaft belegten Crêpes aus Buchweizenmehl gibt es hier quasi an jeder Ecke und sind so etwas wie Nationalgericht. Mindestens genauso beliebt bei Kindern ist natürlich die klassische süße Variante. Unsere Urlaubserkenntnis: Auch Jakobsmuscheln, Steak haché (Hack-Steak) und Moules frites (Miesmuscheln mit Pommes) schmecken Dreijährigen ganz hervorragend ...
Zeitreise auf La Ferme d'Antan
Ein kleiner Geheimtipp in der Gemeinde Plédéliac: Ein alter Bauernhof aus dem Jahr 1810 erinnert daran, wie das Leben in der Bretagne früher war. Für die Kinder gibt es verschiedene Ställe mit Ziegen, Schafen, Kühen, Eseln, Schweinen und Kaninchen sowie eine Scheune voller historischer Landmaschinen zu bestaunen. In dem großen Bauerngarten lassen sich außerdem Spiele aus dem vergangenen Jahrhundert ausprobieren. Ein wirklich lohnenswertes Ausflugsziel. Mehr unter: ferme-dantan22.com
Ritter spielen im Chateau de la Hunaudaye
Wer noch weiter in die Vergangenheit eintauchen möchte, ist im Chateau de la Hunaudaye richtig. Die Burgruine aus dem 13. Jahrhundert ist in weiten Teilen gut erhalten und liefert einen spannenden Einblick in das Leben der Ritter im Mittelalter. Über abenteuerliche Wendeltreppen lassen sich die Burgtürme erklimmen, es gibt einen Spielraum und ein weitläufiges Außengelände. Hier lässt sich auch ein Regentag wunderbar verbringen.
Nantes erkunden
Nantes, die historische Hauptstadt der Bretagne, war Ausgangspunkt und Ende unserer Reise. Die Großstadt an der Loire hat etwa 320.000 Einwohner und kulturell einiges zu bieten – auch für Kinder. Das absolute Highlight: Les Machines de l'Île. Das Ausstellungsprojekt, direkt am Ufer der Loire gelegen, bringt nicht nur Kinder zum Staunen mit seinem überlebensgroßen laufenden Elefanten und dem Carrousel des Mondes Marins – einem gewaltigen Karussell, das sich über drei Ebenen erstreckt und eine faszinierende Unterwasserwelt darstellt, die an die Bücher Jules Vernes, dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt, erinnert. Hier lässt sich locker (mindestens) ein ganzer Nachmittag verbringen.
Reisetipps für die Bretagne
- Die richtige Kleidung wählen: Das Wetter kann ich der Bretagne wirklich unbeständig sein. Vor allem, wer in der Nebensaison unterwegs ist, sollte Fleecejacken und Regenbekleidung nicht vergessen. Zwiebellook ist das Stichwort.
- Wählt man die Unterkunft außerhalb bekannter Touristenorte, spart man Geld und lernt die Bretagne von ihrer urtypischen Seite kennen. Unser Ferienhaus (über Airbnb gefunden) lag zwar nicht direkt am Meer, hatte dafür aber einen großen Garten und eine herrliche Lage am Rande eines bretonischen Dörfchens. Ein idealer Ausgangspunkt für Tagesausflüge und Spaziergänge.
- Ein Mietwagen hat sich definitiv bezahlt gemacht. So hatten wir die Möglichkeit, ganz flexibel auch entlegene Orte zu besuchen.