
Die folgenden Sätze gehören bei Eltern wohl zu den unbeliebtesten:
- "Irgendwas musst du falsch machen. Bei uns ist er immer ein Engel!"
- "Kaum kommt die Mama, ist das Geschrei groß."
Manche Eltern sagen oder denken sogar selbst: "Woanders ist sie immer so lieb, aber kaum sind wir zu Hause, schlägt es ins komplette Gegenteil um. Wir verstehen das einfach nicht."
Kinder warten geduldig ab, um dann alles rauszulassen
Die zweifache Mama und Tagesmutter Maxie hat genau zu diesem Thema ein Reel bei Instagram veröffentlicht. Darin versucht sie, dem Phänomen auf den Grund zu gehen und stellt fest: Eltern können dieses Verhalten ihres Kindes durchaus als Kompliment sehen. Sie formuliert das im Reel aus Kindersicht und schreibt:
"Heute warst du nicht da und ich habe die ganze Zeit versucht, leise und allein zu spielen und immer schön zu machen, was mir gesagt wurde. Das war ganz schön anstrengend und oft wollte ich eigentlich noch etwas fertig machen oder hatte gar keine Lust drauf und habe mich angepasst.
Ich habe immer wieder darüber nachgedacht, wann du endlich kommst und mich auf dich gefreut! Mich auf dich gefreut, auch, weil ich dann endlich meine ganzen aufgestauten Gefühle rauslassen konnte und diese Last von mir abfällt. Weißt du, der Turm fiel um, und ich habe nicht geweint. Auf Nudeln habe ich mich gefreut, aber es gab Reis. Und ich wollte so gern drinnen spielen, aber ich bin trotzdem mit raus.
Jetzt bist du endlich da und da bricht alles aus mir raus. Bei dir kann ich meine Meinung sagen, meinen Frust loswerden – denn du bist für mich da und fängst mich auf! Denn meine Gefühle sind nicht einfach verschwunden, sie haben sich angestaut, und nur dort, wo ich mich wirklich sicher fühle, kann ich sie rauslassen! Das kennst du doch, oder? Ich weiß, es ist nicht einfach, das auszuhalten, aber durch diene Begleitung, deine Ruhe, deine Liebe und Nähe lerne ich, immer besser selbst damit umzugehen! Danke, dass ich bei dir ich sein kann, danke, dass du mein Safe Place bist!"
Hier ist das Reel:
Es steckt also alles andere als eine böse Absicht dahinter
Was für rührende Worte, die wir uns als Eltern zu Herzen nehmen dürfen. Vielleicht führen sie dazu, dass wir unser Kind besser verstehen und mit diesem Verständnis liebevoller und geduldiger auf es eingehen können. Und es beim nächsten Mal vielleicht einfach trösten können, wenn es nach der Kita weint, ohne uns Gedanken zu machen, was da bloß los ist.
Kinder können irgendwann einfach nicht mehr kooperieren
Auch der kids.doc, Dr. Vitor Gatinho, hat das Thema bei Instagram aufgegriffen. Er erklärt das Phänomen sehr anschaulich anhand eines "Kooperationsrucksacks". Dieser sei morgens voll gefüllt mit Bällen. Doch jedes Mal, wenn das Kind kooperieren muss, weil es bspw. beim Essen sitzen soll, weil es ein bestimmtes Spielzeug nicht haben kann, weil es jemand anderes zeitgleich haben will, weil es dies und das tun und lassen soll, gibt es – bildlich gesehen – einen Ball aus seinem Rucksack ab.
Und wenn wir Eltern dann nachmittags unsere Kinder abholen und auch noch wollen, dass sie etwas Bestimmtes tun, ist der Rucksack möglicherweise schon leer, ohne dass wir das mitbekommen hätten. Dann können die Kinder gar nicht mehr kooperieren und wir können es eigentlich auch nicht von ihnen erwarten.
Dr. Gatinho sagt dann zu seinen Kindern: "Ich sehe, dass dein Kooperationsrucksack leer ist. Wollen wir das vielleicht auf später verschieben? Ich sehe, dass das gerade nicht klappt." Oft funktioniert aber auch die folgende Strategie: "Mein Kooperationsrucksack ist gerade so was von leer. Da kommt jetzt gerade auch kein Ball mehr rein. Von daher würde ich mich sehr freuen, wenn das jetzt klappen könnte." Seiner Erfahrung nach verstehen die Kinder das, und die Situation nimmt doch noch einen einvernehmlichen Ausgang.
Hier sein Reel dazu:
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