Kleine Worte, ganz groß

"Weißt du, Mama, so hat sich das erste Mal 'Babysitten über Nacht' für mich angefühlt!"

Das erste Mal Babysitten über Nacht ist aufregend – ja, für alle Seiten. Wie das Kind das Ganze erlebt? Das ist natürlich höchst individuell. Unsere Autorin schreibt diesen Brief aus der Sicht ihres (damals) 2,5-jährigen Sohnes. 

Kleiner Junge weint beim Abschied von Eltern. © iStock/StockPlanets
"Der Abschied von Mama und Papa fällt mir immer schwer."

Liebe Mama, 

als du und Papa mir neulich erzählt habt, dass ihr zu einer Hochzeit eingeladen seid, habe ich mich gefreut. So gerne wollte ich mitkommen. Ich mag Partys. Doch die Feier war ohne Kinder, das hat mich traurig gemacht. Ihr habt mir dann erklärt, dass Oma kommt und auf mich aufpasst. Ich mag Oma sehr, doch abends ins Bett bringen dürfen mich eigentlich nur Mama und Papa. Tagsüber hat sie mich schon oft in den Schlaf begleitet, doch die Abendroutine gehört uns. Dieses "erste Mal" war deshalb ziemlich aufregend für mich. Und für euch auch, das habe ich gespürt …

Hübsch saht ihr aus, als ihr losfahren wolltet. "Wir denken die ganze Zeit an dich! Wenn etwas ist, könnt ihr zwei uns jederzeit anrufen. Wir können schnell bei euch sein. Und wenn wir wiederkommen, gebe ich dir noch einen Kuss, wenn du schon schläfst!" Das habe ich verstanden. Und auch, dass ihr wiederkommt. Mama, das hast du mir bestimmt 1000 Mal versichert. Trotzdem musste ich ziemlich doll weinen, als ihr ins Auto gestiegen seid. Ich bin eben am liebsten mit euch zusammen. Wir sind doch die Krümel-Bande. 

Oma hat mich dann aber ganz lieb getröstet und ich durfte mir aussuchen, was wir als Nächstes spielen. Ich entschied mich für Feuerwehreinsatz – mein Lieblingsspiel. Sie lief mit mir unter "Tatüütataa!" durchs Haus und wir löschten ziemlich viele Feuer. Außerdem machten wir super viel Quatsch zusammen und – oh, das ist eigentlich ein Geheimnis! - durfte ich ziemlich spät noch ein paar Smarties essen und ein Eis. Uppsi. War aber lecker!

Dass Oma mich an diesem Abend ins Bett bringt, nun, das hatte ich irgendwie so hingenommen. Es war ja auch kein anderer da. Und ich mag Oma. Warum also nicht. Sie erzählte mir auch eine ganz tolle, frei erfundene Gute-Nacht-Geschichte. Die war so lustig. Leider schlief ich dann nicht so schnell ein, wie bei euch beiden. Aber irgendwann fielen wohl meine Augen zu. Oma würde später im Gästezimmer nebenan schlafen, das hat sie mir versprochen. Aber sie schlief bei mir im Bett ein. Das war kuschelig-schön.

Ich fand es dann aber sooo beruhigend, im Halbschlaf deine Stimme zu hören. Du flüstertest mir wie versprochen "Wir sind wieder da, schlaf schön weiter" ins Ohr und gabst mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich schlief schnell tief und fest weiter. 

Alles in allem war der erste "ganze" Abend ohne euch doch total cool. Vielleicht müssen wir uns in Zukunft weniger Gedanken bei sowas machen. Ich bin ja jetzt auch schon groß. Und solange ihr nur wiederkommt, ist doch alles schön. 

Mama und Papa, danke, dass ihr immer an meiner Seite seid. Auch wenn ihr mal ein paar Stunden nicht da seid, habe ich das Gefühl, ganz nah bei euch zu sein. Das ist toll.

Dein Krümel

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