Kolumne

Ignorante Eltern: "Hallo?! Euer Kind nimmt unseren Hausstand auseinander, reagiert mal!"

Unsere Autorin hat vor Kurzem erlebt, was es heißt, mit verantwortungslosen Eltern umzugehen. Oder auch nicht, denn eigentlich blieb keine Zeit für Gespräche. Vielmehr lief sie dem Terror-Kind die ganze Zeit hinterher. Zur Schadensbegrenzung.

Kind spielt Bauarbeiter und zerstört eine Wand. © iStock/Imgorthand
Wenn ein fremdes Kind dein Haus zerstört, liegen die Nerven blank.

Dreist-ignorante Eltern sind eine Spezies, der ich bisher noch nicht wirklich begegnet bin. Bis vor Kurzem auf einer Feier in unserem Garten. Und, ich muss sagen: Ich bin noch immer höchst frustriert über ihr Verhalten. 

Aufreger: Warum reagieren Eltern nicht, wenn ihr Kind alles kaputt macht?

Ich hasse Eltern-Bashing. So viel sei gesagt. Und bis ich mich aufrege, muss schon wiiirklich viel passieren. Ja, ich bin ein sehr geduldiger Mensch, den eigentlich nicht so schnell was aus der Bahn wirft. Mit Kindern im Haus geht schnell mal was kaputt. Alles kein Problem. Doch wenn Absicht dahintersteckt, ist das eine andere Kiste.

Ein besonders ärgerliches Beispiel ereignete sich vor kurzem bei uns zu Hause. Wir feierten Kindergeburtstag. Es waren viele Kinder eingeladen und auch die Eltern freuten sich über Sonnenschein, Grillwurst und gute Gespräche. Es war wirklich ein toller Tag. Und, das ist natürlich das Wichtigste, mein Sohn liebte sie, seine eigene Party! Doch dann kam es, das Kind, das alle(s) in Angriff nahm. Etwas älter als alle anderen, ein Geschwisterkind, das mitkam – und äußerst, nun, ja, sagen wir mal: aktiv. Die Eltern? Still. Zu still.

Hinterherlaufen und meckern – juhu!

Es fing damit an, dass mich eine Freundin darauf aufmerksam machte, dass der Junge gerade meine Hortensien ausbuddelt und die Wurzeln zerstört. Mit einem Bagger. Guter Auftakt. Nun, da dachte ich mir noch: "Ach, Kinder haben ja manchmal fragwürdige Ideen für Spiele!" Doch Pustekuchen! Es ging weiter. Er setzte das Spielhaus mit dem Gartenschlauch unter Wasser, machte (ja, ich habe abends nachgezählt) 11 Spielzeuge kaputt, ärgerte die kleineren Kinder, bastelte sich Waffen, nahm meinem Kind das neue Fahrrad weg, versenkte die (neuen) Spielflugzeuge meines Sohnes mit Absicht im angrenzenden Bach, schmierte drinnen Schokolade auf Sofa sowie Wände – und versuchte auch das Eigentum unseres Nachbarn kaputtzumachen. Mit einer Hacke durch den Zaun. Sicherlich habe ich noch was vergessen. Es war wie in einem Horror-Streifen. Ich lief die ganze Zeit von A nach B, weil er immer gleich die nächste dumme Idee hatte. Anfangs war ich noch geduldig und nett. Später dann nicht mehr ganz so freundlich. Und die Eltern? Keine Regung. Die waren fröhlich am Schnattern, luscherten durchaus mal rüber, aber nippten dann wieder fröhlich an ihren Gläsern. Wow!

Grenzen? Kenn' ich nicht!

Das Kind schien keinerlei Grenzen zu kennen und seine Eltern ließen es gewähren. Es kam ständig ein anderes Kind zu mir und berichtete, was der Junge nun wieder angestellt hatte. Es war so frustrierend. Ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen und deren Eigentum schien für diese Familie absolut keine Rolle zu spielen. 

Das sagten die ignoranten Eltern dazu

Nichts. Oder quasi nichts. Denn irgendwann musste ich doch was sagen, in einer Pause zwischen Zerstörung 8 und Zerstörung 9 ungefähr. "Könnt ihr eurem Kind bitte mal sagen, dass es nicht alles kaputtmachen soll, was ihm in die Quere kommt?". Die Antwort war nicht zufriedenstellend. "Wir kommen da auch schon seit Langem nicht mehr hinterher." Sie würden uns alles ersetzen. Wie bitte?! Wahnsinn. Den sah man auch in meinen Augen. Ich war ihm wirklich verdammt nahe.

Mehr Regeln und Konsequenzen

Es brauchte klare Regeln und Konsequenzen für solche Fälle. Doch auch das ließ ihn nicht von seinen Streichen abbringen. Es war wie in einem schlechten Film. Irgendwann kam der Abend und dann zum krönenden Abschluss noch die Frage eines anderen Gastes: "Sag mal, hast du diese komischen Punkte an seinem Arm gesehen?" Da wir eine Woche später in den Urlaub wollten und wir uns keine Krankheit erlauben konnten, verfiel ich nun endgültig in Panik. Ich fragte die Mutter nach dem komischen Ausschlag, musste ich ja. Auch für die anderen Gäste zur Beruhigung. "Ja, hab ich heute Morgen entdeckt, könnten Pocken sein." Ah. Ja. Stille in meinem Kopf. 

Fazit: Schöne Feier mit Hindernissen

Am Ende hat sich keiner angesteckt. Zum Glück. Doch geht man mit einem nicht ärztlich abgeklärten Pünktchen-Ausschlag wirklich auf eine Kinderfeier? Ohne etwas zu sagen. Und lässt man sein Kind allen Ernstes ALLES zerstören? In einem fremden Haushalt? Ich habe einfach kein Verständnis für diese Eltern. Daher werden sie auch nicht mehr eingeladen. Der Zug ist abgefahren. Mein Sohn hatte aber dennoch eine unvergessliche Feier. Und ihm ist der ganze Ärger auch nicht wirklich aufgefallen. Er war zu aufgeregt und im Glücksrausch.