Malzeit!

Warum Malen für die Entwicklung wichtig ist

Die Diplom-Kunsttherapeutin Kristina Matthiesen erklärt, warum Malen so bedeutsam für die persönliche Entwicklung eines Kindes ist und wie Eltern die Kreativität fördern können.

Kunterbuntes Chaos: Malen beflügelt die Fantasie von Kindern und fördert die Entwicklung. © Foto: Getty Images/Paul Biris
Kunterbuntes Chaos: Malen beflügelt die Fantasie von Kindern und fördert die Entwicklung.

Pädagogische Ziele beim Malen

Papier, bunte Stifte und das Köpfchen voller Ideen – mehr brauchen Kinder nicht, um malerisch die Welt zu erschließen. "Kinder lassen beim Malen ihrer Fantasie freien Lauf. Das Endprodukt ist die Bestätigung der eigenen Vorstellungskraft, die bei künstlerischer Betätigung immer weiter ausgebaut wird", sagt Diplom-Kunsttherapeutin Kristina Matthiesen. Um diesen Prozess weiter zu fördern, ist es wichtig keine Vorgaben zu machen und Regeln aufzustellen. Freies Malen ist für Kinder, vor allem für kleine, viel wichtiger als konkrete Malprojekte. "Alles ist erlaubt: Es gibt kein richtig oder falsch und kein schön oder hässlich", sagt die Expertin. 

Lobt nicht das gemalte Bild eurer Kinder!

Malen ist wie ein Spiel, Materialien wie Buntstifte und Papier sind das nötige Spielzeug. Denn sobald Kinder einen Stift in der Hand halten, setzen sie ihren natürlichen Bewegungsimpuls in Farbe um. Damit einhergehend bauen sie ganz nebenbei ihre kreativen Fähigkeiten aus. "Die Entwicklung von Kreativität ist ein sehr individueller Prozess. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Eltern sollten ihren Nachwuchs darin bestärken, zu malen – nicht aber das Endprodukt loben oder kritisieren", sagt Matthiesen. Beschreibt als Eltern besser, was ihr seht, statt zu bewerten – und lasst vor allem euer Kind über sein eigenes Kunstwerk sprechen. 

Beim Malen soll der Expertin zufolge das Kind vor allem die Möglichkeit nutzen, seine Gefühle mithilfe von Farbe und Papier auszudrücken. "Wenn ein Kind malt, nimmt es die Realität ein Stück weit auseinander und setzt sie neu zusammen – ähnlich wie in einem Traum. Malen ist also eine Art Verdauungsprozess und darf nicht im Kontext von Nutzen stehen", erklärt die Kunsttherapeutin.

Beim Malen fürs Leben lernen

Wenn ein Kind viel malt, fördert das nicht nur die kreative Entwicklung. Gleichzeitig werden Konzentrationsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Geduld und Feinmotorik geschult. "Beim Malen probieren Kinder Farben und Techniken aus, lernen, wie sie verschiedene Materialien bearbeiten müssen und erfahren Enttäuschungen, wenn das Ergebnis noch nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Dabei erwerben die Kinder eine Sach- und Materialkompetenz, die sie auch in anderen Bereichen des Alltags selbstbewusst anwenden können", erklärt Matthiesen.

Malen gibt Raum für Kreativität und Ruhe

Bei ihrer Arbeit hat die Kunsttherapeutin beobachtet, dass Kinder beim Malen zur Ruhe kommen und ganz in ihre Ideen versinken. Die Konzentration richtet sich dann auf die Entstehung des kleinen Kunstwerks. Kristina Matthiesen empfiehlt Eltern deshalb, dem Nachwuchs einen "Malplatz" einzurichten. "Wenn Kinder einen reizarmen Raum haben, in dem sie sich künstlerisch betätigen können, entfaltet sich die Kreativität besser. Außerdem ist es gut, verschiedene Stifte und Materialien parat zu haben, damit sie selbstständig loslegen können, wenn sie Lust haben etwas zu malen", rät die Expertin. Auch ein Tuschkasten mit Wasserfarben kann schon ab einem Alter von zwei bis drei Jahren für eine willkommene Abwechslung sorgen. 

Für jedes Alter ein passender Stift

Genauso wichtig wie das passende Umfeld ist die Qualität und Beschaffenheit der Stifte. Großen Spaß macht das Malen mit stark pigmentierten Bunt- und Aquarellstiften, denn diese haben eine größere Strahlkraft. "Die Kinder wollen ein möglichst buntes Bild malen und das geht nur mit farbintensiven Stiften", sagt Matthiesen. Außerdem ist für jedes Alter ein anderer Stift geeignet. Kleine Kinder malen am besten mit dicken Bunt- oder Wachsmalstiften. Denn diese können sie besonders leicht kontrollieren. Ältere, die schon schreiben können, haben eine bessere Stiftführung und kommen deswegen auch gut mit dünnen Stiften und feinen Pinseln klar. "Am wichtigsten aber ist beim Malen eine gute Atmosphäre. Denn nur so fühlen sich die Kinder sicher und haben Spaß bei dem, was sie tun."

Autorin: Janine Vonderbank

Lade weitere Inhalte ...