Erziehung

Wenn Eltern Geschwister ungerecht behandeln ...

Was besonders dazu beiträgt, dass sich Geschwister vertragen und auch später im Leben noch gut verstehen, ist gerechte Behandlung durch die Eltern. Doch funktioniert das wirklich? Und was ist das überhaupt, Gerechtigkeit in der Familie?

Ein Kind wird mit Geschenken überhäuft, das andere geht leer aus ... Nicht gerade ein Garant für eine gute Beziehung.© Getty Images/EvgeniiAnd
Ein Kind wird mit Geschenken überhäuft, das andere geht leer aus ... Nicht gerade ein Garant für eine gute Beziehung.

Gerechtigkeit ist wohl das größte Ziel der meisten Menschen. Dabei bedeutet Gerechtigkeit nicht immer auch "gleich". Das gilt nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch innerhalb einer Familie. Hier kommt es besonders darauf an, jedes Geschwisterkind seinen Bedürfnissen entsprechend gleichermaßen zu respektieren, zu fordern und zu fördern. 

Alle Kinder gleich behandeln – geht das überhaupt?

Wie soll man das auch machen, alle Kinder gleich behandeln. Kleine Kinder gehen zum Babyschwimmen, große ins Kino. Zwölfjährige dürfen länger aufbleiben als Sechsjährige, Lesebegeisterte bekommen häufiger Bücher, Bastelfans Papier und Kleber als Geschenk. Was wir alle nur zu gut kennen: Jedes Kind auf der Welt hat wohl schon mindestens einmal geklagt, das Geschwisterchen würde mehr Süßigkeiten, Freiheit, Liebe, das größere Zimmer oder die cooleren Schuhe bekommen. Das ist ganz natürlich und lässt sich auch nicht ganz vermeiden. Ihr könnt diesen kleinen "Anschuldigungen des Alltags" jedoch entgegenwirken, indem ihr aufmerksam bleibt und euren Kindern Fragen stellt. "Möchtest du auch noch ein Gummibärchen?" oder "Meinst du, du schaffst heute auch noch eine zweite Portion?" Oft genügt schon ein Satz, um wieder die volle Aufmerksamkeit der lieben Kleinen zu haben.

Das kindliche Bedürfnis nach Gerechtigkeit in der Familie

Steht Sohnemann man wieder ganz nervös neben euch während ihr seiner großen Schwester mit den Hausaufgaben helft? Versichert ihm am besten direkt, dass ihr euch sofort im Anschluss auch seinem Anliegen widmen wirst. 

Kinder haben ein sehr starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Mitunter können sie dabei ganz schön fordernd sein. Gleichbehandlung von Anfang an, kann Situationen, in denen sie sich ungerecht behandelt fühlen, entgegenwirken.

Die Angst, dass Papa den Bruder viel lieber mag, weil er zweimal in Folge mit ihm auf dem Fußballplatz war, oder die Schwester mehr Geschenke bekommen könnte, kann zwar nicht komplett verhindert werden, aber sie lässt sich eindämmen. Dabei sollte man jedoch auf keinen Fall übertreiben. Man sollte dem Typus seiner Kindern immer noch entsprechen. Der Umgang mit den eigenen Geschwistern wird auch nicht leichter, wenn die Eltern permanent mit dem Thema Gerechtigkeit beschäftigt sind.

Wenn sich ein Kind ständig ungerecht behandelt fühlt

Schlussendlich sollen die Kids ja auch auf das Leben in einer Gemeinschaft vorbereitet werden. In der Schule bekommt man schließlich auch nicht immer einen Ausgleich, wenn ein anderes Kind mal einen Vorteil hat. Im Laufe der Zeit lernen ältere Geschwister, dass ihre jüngeren Geschwister andere Bedürfnisse haben und sind seltener eifersüchtig. Wenn das Baby auf den Arm genommen wird, empfinden sie es nicht mehr als Ungerechtigkeit.

Wichtig ist vor allem, dass man Anschuldigungen wie "Der hat aber mehr als ich!" nicht mit Rechtfertigungen begegnet, jedem Kind genau so viel gibt, wie es braucht und die Zeit, die man für gemeinsame Aktivitäten hat, nach Bedarf einteilt.

Wie Platon schon sagte: "Gerechtigkeit wird nur dort herrschen, wo sich die vom Unrecht nicht Betroffenen genauso entrüsten, wie die Beleidigten."

Andere Kinder haben immer mehr, der Vater beschäftigt sich immer häufiger mit den anderen und die Weihnachtsgeschenke der Geschwister werden immer besser sein. Das Thema wird in so gut wie jeder Familie wieder und wieder bearbeitet. Der sensible Umgang damit vermeidet Streitigkeiten und bereitet die lieben Kleinen auf den sozialen Umgang mit anderem in ihrem späteren Leben vor.

Autor: Christian Personn

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