
Family first: Ja, in der Regel stellen wir Mamas uns selbst eher hinten an. Unsere Bedürfnisse? Die sind eher zweitrangig. Schließlich wollen wir niemanden enttäuschen. Und wenn wir doch mal etwas für uns tun, dann bekommen wir sofort stechende Bauchschmerzen und quälende Schuldgefühle. Wir finden: zu Unrecht. Auch ich kenne die Misere. In den folgenden Situationen finde auch ich mich wieder. Wir sind schließlich alle aus einem ähnlichen (Mama-)Holz geschnitzt, nicht wahr?
Inhaltsverzeichnis
Schlechtes Gewissen und Schuldgefühle als Mutter
Schuldgefühle sind eigentlich ja nichts Schlechtes. Gewissermaßen sind sie ein Symbol dafür, dass wir uns als Mamas Gedanken um unsere Liebsten machen und dass wir unsere Mutterrolle sehr ernst nehmen. Das Schwierige: Aus ihnen kann ein verfluchter Teufelskreis entstehen, aus dem es kein Entkommen mehr gibt, so scheint es zumindest. Ein (mir sehr gut bekanntes) Beispiel: Wir fühlen uns mies, weil wir keine Zeit haben, mit Mini zu spielen. Wenn wir dann doch mit ihm spielen, haben wir Gewissensbisse, weil wir den Haushalt liegen lassen. Doch wenn wir dann wieder zwischen Abwasch und Wäsche hängen, haben wir erneut ein schlechtes Gewissen unserem Kind gegenüber. Und ohnehin würde das Spielen wieder zu Unordnung im Haus führen. Oh man! Bei einem könnt ihr euch aber sicher sein: Ihr könnt nicht allem und jedem gerecht werden. Wir alle sind nur Menschen. Können uns nicht teilen. Und leider kann man tatsächlich jede Situation so drehen, dass man daraus einen Vorwurf stricken kann.
Das mit den Schuldgefühlen hat sogar einen eigenen Begriff – es scheint sich also um ein Phänomen zu handeln, das weltweit jede Menge Mamas betrifft: von "Mom Guilt" ist dann die Rede. Also quasi "Mutter-Schuldgefühle". Dabei müssen wir uns in den meisten dieser typischen Situationen gar nicht schlecht fühlen. Absolut nicht. Man muss nicht jede Situation Ratgeber-konform meistern, kann man doch auch gar nicht. Und Fehler unterlaufen den besten Mamas da draußen. An ihnen kann man wachsen, kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Diese Situationen kommen euch vielleicht bekannt vor …
1. Wir wollen zum (lang ersehnten) Mädels- oder Pärchenabend aufbrechen
Es ist Freitagabend. Alles ist vorbereitet. Die Zähne sind geputzt, Gesicht und Hände gewaschen, der Pyjama liegt bereit. Papa oder Oma stehen in den Startlöchern, um zu übernehmen. Alles läuft prima. Nur eines nicht: Bei Mama macht sich ein schlechtes Gewissen breit. Das kenne auch ich nur zu gut. So lange hat man sich darauf gefreut, mal wieder mit den Freundinnen einen drauf zu machen. Oder mit dem Partner mal wieder zu zweit (!) essen zu gehen – und dann? Wenn es so weit ist, gibts Bauchschmerzen gratis dazu. Tolle Nummer.
Dabei sind unsere Schuldgefühle unterschiedlicher Natur: Einerseits kommen sie, weil wir unser Kind von jemand anderem betreuen lassen. Und andererseits, weil wir auch mal eine Pause brauchen vom Mama-Job. Seid beruhigt: Es ist völlig in Ordnung, auch mal einen Babysitter ans Werk zu lassen. Meistens haben die Kleinen sogar richtig viel Spaß mit ihnen. Ist schließlich mal was anderes als mit Mama und Papa. Und so habt ihr auch ein wenig Zeit für euch. Amüsiert euch! Happy Moms sind eh die besten …
2. Wir arbeiten "zu viel"
Ich habe eine Freundin, die sich bewusst dazu entschieden hat, ihren Sohn an vielen Tagen erst um 17 Uhr von der Kita abzuholen. Weil sie ihrem Beruf weiter nachgehen möchte, auch als Mama. Dafür hat sie aber auch einen Tag in der Woche frei und einen Tag holt Papa den Kleinen früh aus der Kita ab. Alles im Gleichgewicht also, so scheint es. Und Mini findet es super, er kennt es ja auch nicht anders. Dennoch quält sie oft ein schlechtes Gewissen. Doch wenn sie ihren Sohn mit meinen Augen sehen würde, bräuchte sie das gar nicht zu haben. Er ist mehr als happy. Denn die Zeit, die sie zusammen haben, ist IMMER Quality-Time. Dann wird was Tolles unternommen. Ohne Handy am Ohr. Solange man die Zeit zusammen genießen kann und sich alle darauf freuen, ist doch alles tutti. In den meisten Fällen ist das "zu viel arbeiten" auch gar nicht zu viel. Das reden wir uns häufig nur ein. Wegen? Des schlechten Gewissens.
3. Wir kochen nicht jeden Tag "frisch"
Als mein Kind noch ein Baby war, habe ich immer frischen Brei gekocht und auch mit der Einführung der festen Nahrung habe ich darauf sehr viel Wert gelegt. Auch heute ist mir gesundes, frisches Essen noch sehr wichtig. Doch leider nicht mehr immer möglich. Manchmal gibt es eben Tage, an denen ich es nicht mehr rechtzeitig zum Supermarkt geschafft habe. Oder Tage, an denen Mini spontan krank zu Hause bleiben muss und der Kühlschrank leerer als leer ist. Dann gibt es eben mal nur schnell eine Portion Nudeln mit Tomatensauce (aus dem Quetschbeutel) oder es wird eine Pizza vom Lieblingsitaliener um die Ecke geholt. Doch viele Eltern quält das schlechte Gewissen, wenn sie ihren Kindern ab und zu Fast Food erlauben. Oder Süßigkeiten. Ich sehe das mittlerweile recht entspannt. Solange sie (ab einem gewissen Alter) nur ab und zu Pizza, Pommes und Co. bekommen, ist doch alles okay. Das Maß ist entscheidend. Und – mal Hand aufs Herz – habt ihr euch als Kind nicht auch über solches Essen gefreut wie Bolle?! Für mich gab es zum Beispiel im Schwimmbad immer auch Pommes. Da hätte ich das gesunde Essen in der Snackbox meiner Mutter links liegen gelassen …
4. Uns brennt die Sicherung durch
In der Nacht zuvor habt ihr kaum geschlafen, euer Kind ist nur am Quengeln und ein Wutanfall jagt den nächsten?! Puh, da passiert es schon mal, dass man überreagiert, sein inneres Zen-Mantra kurz vergisst und sich im Ton vergreift. Kommt vor, wir sind Menschen. Doch schaut hier genauer hin: Passiert euch das öfter? Wenn ja, solltet ihr darüber nachdenken, einige Stressfaktoren aus eurem Alltag zu verbannen. Legt euch eine Haushaltshilfe zu, reduziert Stunden im Job, teilt euch die Aufgaben besser mit eurem Partner auf oder, oder, oder. Meistens reagieren wir nämlich ungehalten, wenn wir überfordert sind. Wenn es sich um eine Ausnahme handelt, könnt ihr es eurem Kind erklären. Und euch entschuldigen. Erklärt auch, wie ihr lieber reagiert hättet. Meistens verstehen das unsere kleinen Schlaubis besser als wir denken.
5. Der TV ist schon wieder Babysitter
Wenn ich das Abendessen kochen will oder vor allem, wenn wir (Mama und/oder Papa) selbst krank sind, ist es häufig schwierig (insbesondere körperlich), sich dem intensiven Kinderspiel hinzugeben. So ist es zumindest bei uns. Drinnen toben oder draußen auf dem Spielplatz Gas geben? Fehlanzeige. Wenn meine Kräfte gen Null gehen, mache ich bei uns auch mal den Fernseher an. Zwar nur ein paar Minuten und immer dieselbe Sendung, doch meistens habe ich dann natürlich (wie sollte es auch anders sein) ein schlechtes Gewissen. Überall heißt es, dass man kleine Kinder am besten überhaupt nicht vor den Fernseher lassen sollte. Und wenn, dann nur ganz kurz. Doch, Moment, wie war das eigentlich in unserer Kindheit? Also ich habe schon recht häufig ferngesehen. War halt so. Geschadet hat es mir nicht. Solche Ansprüche wurden an unsere Eltern noch nicht gestellt. Meine Mutter hatte nichts dagegen, mich eine nette Kindersendung sehen zu lassen, damit sie etwa in Ruhe kochen konnte. Auch hier ist das Maß entscheidend. Wer seine Kids nicht den ganzen lieben Tag vor dem TV oder dem Tablet sitzen lässt und auf altersgerechte Sendungen achtet, der kann sein schlechtes Gewissen getrost über Bord werfen.
6. Wir (können) nicht jeden Traum erfüllen
Kinder haben viele Wünsche. Doch was würde passieren, wenn wir ihnen wirklich alles erlauben würden? Und ihnen alles besorgen würden, wonach sie verlangen. Nichts Gutes, so viel ist klar. Aber auch wir Eltern sind häufig der Meinung, dass unsere Kinder dieses oder jenes "brauchen". Sei es das zigste Hobby oder das nächste Montessori-Spielzeug, das soooo wichtig für die Kindesentwicklung ist. Da kommen schnell wieder die Schuldgefühle um die Ecke, wenn man den geliebten Kindern nur ein Hobby ermöglichen kann und finanziell auf teure Geschenke verzichten muss. Doch seid beruhigt: Die meisten Dinge, von denen wir denken, dass unsere Kinder sie brauchen, sind eigentlich total überflüssig. Und wenn wir den Kiddies sofort jeden Wunsch erfüllen, kann das sogar zu Problemen führen. Das Thema "Wertschätzung" muss schließlich erst gelernt werden. Doch das geht nicht, wenn ihnen sofort immer alles zufliegt.