Fahrradfahren lernen: Warum Experten von Stützrädern unbedingt abraten

Hin und wieder sieht man sie noch auf den Straßen. Aber Fakt ist: Kinder brauchen Stützräder zum Fahrradfahren nicht. Auch nicht zum Lernen. Da sind sich Experten einig. 

Ein Kind auf einem Fahrrad mit Stützrädern © Pexels/Caleb Oquendo
Stützräder sind keine echte Hilfe beim Fahrradfahren.

Stützräder scheinen einigen Eltern eine gute Hilfe zu sein, um ihren Kindern das Fahrradfahren zu erleichtern. Sie geben dem Rad zwar zusätzliche Stabilität und verhindern, dass es umfällt. Trotzdem raten Experten zum Beispiel vom ADAFC und ADAC sowie Kinderfahrradhersteller- und verkäufer von der Nutzung ab, denn Stützräder behindern einen nachhaltigen Lernprozess eher, als ihn zu fördern.

Bitte ohne Stützräder mit dem Fahrrad starten!

Während vor einigen Jahrzehnten Stützräder noch gang und gäbe waren, sind diese inzwischen fast komplett vom Markt verschwunden. Und das ist auch gut so. "Wir verkaufen keine Stützräder mehr. Wenn jemand nach ihnen verlangt, rate ich davon ab", so Willi Wigger, Fahrradverkäufer aus Hamburg. "Die Kinder sollten lieber gleich lernen, die Balance richtig zu halten. Dann dauert es vielleicht am Anfang ein paar Stunden, dafür sind die Kinder anschließend aber umso sicherer." Denn: Stützräder vermitteln eine falsche Sicherheit. 

Der ADAC betont im Zusammenhang mit Stützrädern Folgendes: "Die Ausgleichsbewegungen des Körpers durch das Lenken bei gleichzeitigem Treten der Pedale fallen hier weg. Diese beiden Bewegungen zugleich auszuführen, um so im Gleichgewicht zu bleiben, ist jedoch wichtig, um das Radfahren richtig zu lernen." Da das Kind sich nicht auf das Ausbalancieren des Gewichts konzentrieren muss, lernt es nicht direkt die natürlichen Bewegungen zur Stabilisierung des Fahrrads. Die Folgen können eine unnatürliche Fahrweise sein und sogar Fehlhaltungen. Vor allem die Schräglage durch Kurven wird mit Stützrädern gemieden. Somit lernen Kinder nicht, wie sie ihr Gleichgewicht in dieser Situation richtig anpassen.  

Wenn das Stützrad zur Stolperfalle wird

Der ADAC empfiehlt: Kindern sollten immer die Möglichkeit haben,ohne Stützräder zu üben. Die Experten warnen außerdem vor alltäglichen Hindernissen: An Bordsteinkanten kann ein Stützrad schnell mal zur Stolperfalle werden. Im Rasen bleibt es hängen. Und den Berg kann es so richtig schnell unkontrolliert zurückrollen.

Auch der ADFC rät deutlich von vermeintlichen Helfern wie Stützrädern ab und betont auf seiner Website im Hinblick auf das richtige Rad: "Wichtig ist, dass das Fahrrad zum Kind passt. Es sollte nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein. Das Kind sollte, wenn es auf dem Sattel sitzt, bequem mit beiden Füßen auf den Boden kommen und aufrecht sitzend den Lenker bedienen können."

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Fahradfahren lernen: Was Experten statt Stützrädern empfehlen

  • Früher Start: Je eher Kinder mit dem Fahrradfahren lernen beginnen, desto leichter fällt es ihnen, das Gleichgewicht zu halten und die notwendigen Bewegungen zu entwickeln. Ein Laufrad ist für Kinder ab etwa zwei Jahren geeignet.
  • Laufräder: Experten empfehlen schon Kleinkindern Laufräder, um den Gleichgewichtssinn zu fördern. Mit einem Laufrad können Kinder das Ausbalancieren erlernen, ohne sich auf das Treten der Pedale konzentrieren zu müssen. Und Laufrad fahren bringt den Kleinen auch noch richtig Spaß. Die meisten Kids fangen mit etwa zwei oder zweieinhalb Jahren damit an. Der Umstieg auf das richtige Fahrrad geht dann oft viel einfacher und schneller.
  • Geduld, Geduld: Eltern sollten ihren Kindern Zeit geben, um das Fahrradfahren zu lernen. Es ist normal, dass Kinder am Anfang Schwierigkeiten haben und auch mal hinfallen. Mit etwas Übung und Geduld werden sie aber schnell Fortschritte machen.

Fazit

Stützräder sind keine gute Hilfe, um Kindern das Radfahren beizubringen. Denn: Sie vermitteln eine falsche Sicherheit und erschweren den Lernprozess sogar noch. Stattdessen sollten Eltern auf den Einsatz von Laufrädern setzen, ruhig einen frühen Start wagen, aber ihren Kindern gleichzeitig genügend Zeit und Geduld geben, um das Gleichgewicht und die Koordination zu entwickeln.