
Es ist schon spät, wir sitzen mit Freunden zusammen und mein Kind baut ein Schloss mit seinen Bauklötzen.
Im Radio ertönt sein Lieblingslied. Es steht auf, beginnt sich zu drehen ... Und stolpert plötzlich gegen seinen Turm.
Am Tisch bricht schallendes Gelächter aus. Es blickt erschrocken auf. Dann rennt es aus dem Zimmer.
"Was ist denn daran so schlimm?", fragt jemand. Und ein anderer ruft hinterher: "Wir lachen mit dir, nicht über dich!"
... nur lachte mein Kind gar nicht.
Ein Kind hat bereits eigene Gefühle ...
Manchmal denken Erwachsene, sie könnten entscheiden, welche Gefühle in einer Situation angebracht wären. Sie wüssten besser, wie ein Kind sich jetzt fühlen und verhalten sollte. Doch dabei vergessen sie, dass das Kind bereits eigene Gefühle erlebt. Gefühle, die real, berechtigt und belastend sind.
"Man muss auch über sich selbst lachen können", mögen manche jetzt sagen.
Doch Selbstironie setzt besonders eins voraus: Selbstvertrauen! Vertrauen darin, dass ich auch mit meinen Makeln und Fehlern geliebt und akzeptiert werde. Und genau dieses Vertrauen zerstöre ich, wenn ich über die Gefühle meines Kindes lache.
Man stelle sich vor, etwas Vergleichbares wäre mir passiert. Ich hätte aus Tollpatschigkeit etwas zerstört, in das ich viel Mühe investiert habe. Vielleicht hätte ich aus Müdigkeit die Tasten verwechselt und versehentlich meine Hausarbeit gelöscht, an der ich die ganze Nacht geschrieben habe. Wäre es okay gewesen, über mich zu lachen? Ja vielleicht ... aber eben nur, wenn auch ich darüber lachen kann.
Schadenfreude und Ironie können kleine Kinder noch nicht begreifen
Humor entwickelt sich in Stufen. In den ersten Jahren ist alles lustig, was irgendwie nicht dem "Normalen" entspricht. Doch Schadenfreude und Ironie können Kinder aufgrund mangelnder Hirnreife noch gar nicht begreifen.
Alles was bei ihnen ankommt, ist das Gefühl "mit mir stimmt irgendwas nicht, weil alle über mich lachen. Ich bin nicht normal." Daraus erwächst eine Unsicherheit, die einen noch Jahre begleiten kann.
Das heißt nicht, dass wir nie wieder lachen dürfen, wenn unsere Kinder etwas lustiges machen.
Ich bin dankbar für jedes Lachen, das sie mir schenken!
Nur ist es eben wichtig, dass wir uns vorher versichern, dass sie auch mitlachen.
Und diesen Satz können wir uns sparen.
Hier könnt ihr noch einmal den Originalpost von Mimi zu diesem Thema lesen:
Über die Gastautorin:
Mimi ist Studentin und Zweifachmama. Auf ihrem Instagram-Kanal @mein.zweites.herz teilt sie mit ihren Followern ihre Gedanken zu ihren Herzensthemen: ehrliche Elternschaft, Stillen, Tragen, Familienbett, bindungsorientierte Erziehung und Studieren mit Kindern.
In diesem Text schreibt Mimi darüber, dass sie ihre Kids ohne Wenn und Aber aus der Kita abholt, wenn sie weinen oder traurig sind. Auch vor der Abholzeit. Warum genau, erklärt sie hier: