
"Aua, das brennt beim Pipimachen!" Wenn Eltern diesen Satz von ihrem Kind hören, wissen sie oft schon was Sache ist. Dr. Martin Lang, Landesverbandsvorsitzender der Kinder- und Jugendärzte in Bayern, beantwortet die wichtigsten Elternfragen zum Thema Blasenentzündung bei Kindern.
An welchen Symptomen erkenne ich eine Blasenentzündung beim Baby?
"Bei den Kleinen verrät es meist die Windel - der Urin riecht dann streng. Zudem sind die Babys häufig quengelig und trinken schlecht." Außerdem können Berührungsempfindlichkeit, eine "graue Hautfarbe" und unklares Fieber Hinweise auf einen Harnwegsinfekt sein.
Und wie äußert sich eine Blasenentzündung bei Kindern?
"Die Größeren nässen oft ein, obwohl sie eigentlich schon sauber sind. Sie leiden unter starkem Harndrang. Ein weiteres Symptom ist ein Brennen beim Wasserlassen. Bei älteren Kindern ist eine Entzündung meist leichter zu erkennen, denn sie sagen, dass sie Schmerzen haben."
Ist eine Blasenentzündung bei Kindern gefährlich?
Bei Säuglingen mit "unklarem Fieber" ist in vier bis sieben Prozent der Fälle eine Harnwegsinfektion die Ursache. Aus einer unbemerkten Blasenentzündung kann sich schnell eine Nierenbeckenentzündung entwickeln. Aufsteigende Keime können vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern aufgrund der Unreife der kindlichen Niere zu einer Entzündung des Nierenbeckens führen, Nierengewebe schädigen und längerfristig die Funktion der Nieren beeinträchtigen. Blasenentzündungen bei Babys und kleinen Kindern sollten deshalb so früh wie möglich vom Arzt behandelt werden. Um eine weitere Ausbreitung von Bakterien zu verhindern, muss das Kind in der Regel Antibiotika einnehmen.
Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt?
"Wenn das Baby fiebert, schreit und nichts mehr trinken will, sollten Eltern auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen", empfiehlt der Experte. Ein Arztbesuch ist außerdem notwendig, wenn das Kind nicht nur beim Wasserlassen über Schmerzen klagt, sondern ihm auch andere Körperregionen wehtun, etwa der untere Rückenbereich. Dann kann der Arzt einen Ultraschall machen, um innere Fehlbildungen (etwa eine Verengung der Harnröhre) auszuschließen. Tipp: Am besten schon zu Hause ein wenig Urin in einem sauberen Gefäß auffangen und mitnehmen, damit es in der Praxis auf Bakterien untersucht werden kann. So kann man im besten Fall die Wartezeit beim Kinderarzt verkürzen.
Wie kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?
Ganz wichtig ist die richtige Hygiene: "Nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen. Oft verursachen Stuhlkeime, sogenannte Colibakterien, die in die Harnröhre gelangen, eine Blasenentzündung.“ Bei Jungen reicht das Reinigen des Penis mit klarem Wasser. Eltern sollten auch auf einen möglichst entspannten Toilettengang alle zwei bis drei Stunden achten. Gehen Kinder nicht regelmäßig und in Ruhe aufs WC, kann dies ebenfalls zu einer Blasenentzündung führen. Harnwegsinfekte lassen sich zudem durch ausreichendes Trinken und Wärme, insbesondere an Füßen und am Bauch, vorbeugen.
Warum bekommen Kinder so oft eine Blasenentzündung?
Vor allem Mädchen sind aufgrund ihres im Vergleich zu Jungen sechsmal kürzeren Harnwegs gefährdet, in dem Keime schnell aufsteigen können. Bis zum Schulalter erleiden etwa sieben Prozent aller Mädchen und etwa zwei Prozent aller Jungen mindestens eine Harnwegsinfektion. Im Säuglingsalter sind Jungen häufiger betroffen. Ab dem Alter von etwa einem Jahr leiden fast nur noch Mädchen unter Blasenentzündungen (Zystitis). Grund ist meist eine Unterkühlung. Das ist z. B. bei einem längeren Aufenthalt im Schwimmbad schnell passiert, wenn die Kleinen ihre nassen Badesachen anbehalten. "Die Haut in der Genitalregion ist dann unterkühlt und wird dadurch schlecht durchblutet. So können Keime leichter eindringen und zu Entzündungen führen.“ Eltern sollten also darauf achten, dass Kinder nach dem Baden möglichst schnell trockene Kleidung anziehen beziehungsweise nicht auskühlen.
Blasenentzündung bei Kindern: Welche Hausmittel helfen?
Viel trinken: Mindestens 1,5 Liter pro Tag, am besten Wasser oder ungesüßte Tees. So werden die Nieren und die Blase durchgespült und Bakterien ausgeschieden. Bei gestillten Säuglingen reicht Muttermilch aus.
Wärme: Eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf dem unteren Bauch kann Schmerzen und Krämpfe lindern.
Badewanne: Warme Sitzbäder mit Kamille oder Salbei können die Schmerzen lindern. Zudem kann das Wasserlassen im warmen Wasser als angenehmer empfunden werden.
Harntreibende Tees: Tees aus Goldrute, Brennnessel, Schachtelhalm oder Birkenblättern können die Harnmenge erhöhen, sodass die Keime schneller ausgespült werden. Harntreibende Tees eignen sich jedoch nur für Kinder ab dem Schulalter, da sie die Blase zu sehr reizen können.
Cranberry: Cranberrysaft- oder Kapseln enthalten Inhaltsstoffe, die das Wachstum von Bakterien in der Blase hemmen können. Bei einer akuten Blasenentzündung helfen sie jedoch nicht. Auch der vorbeugende Effekt ist, wenn überhaupt, sehr gering, da Kinder meist nicht die nötige Dosis zu sich
Vitamin C: Vitamin C kann das Immunsystem stärken und so zur Bekämpfung der Infektion beitragen.
Ruhe: Das Kind sollte sich ausreichend ausruhen oder schlafen, damit der Körper sich erholen kann.