Achtung Ansteckungsgefahr!

Warum Herpes beim Baby lebensgefährlich sein kann

Wenn es an der Lippe zwickt und kribbelt, wissen Betroffene schon Bescheid: Herpes ist wieder im Anmarsch. Für Erwachsene sind die kleinen Bläschen lästig, für Babys können sie allerdings lebensbedrohlich sein!

Ein heftiger Herpes-Ausbruch kann für Babys lebensgefährlich sein.© Foto: Getty Images
Ein heftiger Herpes-Ausbruch kann für Babys lebensgefährlich sein.

Säuglinge sind zuckersüß ... und so ist es kein Wunder, dass beim ersten Babybesuch viele Freunde oder Verwandte den neuen Erdbewohner küssen oder knuddeln wollen. Das ist aber zu Recht ein absolutes No-Go! Denn Neugeborene sind durch ihr noch nicht auszureichendes Immunsystem Krankheiten meist wehrlos ausgesetzt. Besonders gemein: Herpesviren können bei Babys und Kleinkindern Mundfäule (Stomatitis aphtosa) auslösen. Das passiert meistens, wenn sie das erste Mal mit dem Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) in Berührung kommen. Und so fies, wie der Name Mundfäule klingt, ist auch das Krankheitsbild: die Mundschleimhaut entzündet sich und es entstehen kleine Bläschen an den Lippen, am Gaumen, auf der Zunge und am Mund, die nach dem Aufplatzen kleine, sehr schmerzhafte Wunden hinterlassen. Und diese sorgen für fauligen Mundgeruch, was der Infektion den Namen gibt. 

Mundfäule ist eine Qual für Babys und kleine Kinder

Diese Erfahrung musste die Australierin Leah Green machen. Ihre kleine Tochter Sadie wurde mit 21 Monaten von einer erwachsenen Person auf den Mund geküsst, die leider an Lippenherpes litt. Sadie bekam hohes Fieber und eitrige Stellen am und im Mund. "Die kleinste Berührung ließ die schorfigen Stellen bluten und sie schrie vor Qual und Schmerz", schreibt Leah auf ihrer Instagram-Seite tinyheartseducation, um andere Eltern auf dieses Risiko aufmerksam zu machen. Ihre Message: "Bitte, bitte, bitte – lasst niemanden eure Babys küssen!" Selbst, wenn Freunde und Verwandte dann beleidigt sein sollten. "Verletze im schlimmsten Fall ihre Gefühle und beschütze so dein Baby!" Sadie bekam vom Arzt Schmerzmittel und eine Creme für die Lippenbläschen verschrieben. Dennoch dauerte es mehrere Wochen, bis die Stellen verheilt waren und die Kleine keine Schmerzen mehr hatte. 

Was genau ist Herpes?

Die Bezeichnung "Herpes" stammt vom griechischen Wort "herpein", was so viel bedeutet wie kribbeln oder kriechen. Knapp 90 Prozent der Bevölkerung infiziert sich im Laufe des Lebens mit dem "Herpes labialis", dem Lippenherpes. Der erste Kontakt mit dem Virus, die eigentliche Ansteckung, erfolgt in der Regel bis zum fünften Lebensjahr.

Oft verläuft sie unbemerkt und ohne Krankheitsanzeichen, manchmal aber auch in Form der sogenannten Mundfäule mit schmerzhaften Bläschen im Mundraum. Durch winzige Hautverletzungen gelangen die Erreger in den Körper, zum Beispiel über das Berühren anderer Kinder oder den Kuss der Eltern. Die Viren wandern in die Haut und das Nervengewebe und lauern dort lebenslang. 

Meist wird der Ausbruch mit den fiesen Bläschen als unangenehm und störend empfunden. Doch dieser bleibt nach dem Abklingen in den meisten Fällen ohne Folgen. 

Wie äußern sich Herpes-Symptome beim Baby?

Eine Herpesinfektion zeigt sich beim Baby, je nach Verlaufsform, anhand folgender Symptome:

  • Bläschen auf Schleimhäuten und Mund, die sich mit Flüssigkeit füllen und nach wenigen Tagen aufplatzen
  • empfindliche, juckende, brennende Haut
  • Appetitlosigkeit bzw. Nahrungsverweigerung, vor allem bei kleinen Kindern
  • zunehmende Trinkschwäche
  • Bindehautentzündung oder Trübung des Sehvermögens
  • grippeänhliche Begleiterscheinungen
  • Fieber
  • Krampfanfälle

In schlimmsten Fall können Hirnhautentzündungen im Rahmen einer Infektion folgen. Ist diese im Körper des Babys bereits weit fortgeschritten, kann – trotz sofortiger Behandlung – eine daraus resultierende Blutvergiftung zu folgenschwerem Organversagen führen. 

Die Auslöser für Herpes-Ausbrüche – und wie lange die Bläschen ansteckend sind

© Foto: Getty Images
Herpes kann sehr unangenehm sein.

Der Ausbruch von Herpes ist nie direkt vorauszusagen. Die Viren können jederzeit aktiv werden. Erst ab der Reaktivierung tritt dann das bekannte Krankheitsbild der nässenden Bläschen auf.
Die Auslöser sind vielfältig:

  • Erkältungen
  • Ekel, etwa vor unappetitlichem Essen
  • Stress
  • bei Frauen: Hormonschwankungen während der Menstruation oder Schwangerschaft
  • bei Kindern führt auch eine intensive UV-Bestrahlung zur Bläschenbildung

Schützen können sich Betroffene nicht wirklich. Vorbeugend wirkt alles, was das Immunsystem stärkt: Viel Vitamin C, eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf.

Ist Herpes jedoch einmal da, ist er eine unangenehme Plage – speziell, wenn Kinder betroffen sind, die noch nicht verstehen, dass sie an den juckenden Stellen nicht kratzen dürfen und Küsschen tabu sind. Genau wie das gemeinsame Nutzen von Gläsern, Besteck oder Zahnbürste. Denn: Solange sich auf der Lippe keine Krusten gebildet haben, sind die nässenden Bläschen hoch ansteckend und können zu neuen Infektionen im Mundraum und Gesicht führen.

Schnell reagieren bei einer Herpes-Infektion!

Bei einer Infektion, sollte umgehend mit einer Anti-Herpes-Behandlung begonnen werden. Fällt euch bei eurem Baby eines der oben genannten Symptome auf, so konsultiert bitte direkt einen Arzt. Wurde Herpes diganostiziert, beginnt dieser zeitnah mit der entsprechenden Therapie unter Nutzung moderner Medikation. Hier ist Eile geboten, denn die Krankheit breitet sich rasch aus. 

Behandlungsmethoden bei Herpes

Ohne Behandlung platzen die Bläschen nach einigen Tagen auf, bilden Krusten und heilen in ein bis drei Wochen ab – in der Regel ohne Narben zu hinterlassen. Zahlreiche Produkte und Hausmittel stehen zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf verkürzen und die Virenvermehrung hemmen. Das A und O ist dabei, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen.

Der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff ist Aciclovir. Beim Lippenherpes wird er vor allem als Creme mehrmals täglich aufgetragen. Für Kinder eignen sich auch Hausmittel wie Zink, Melisse oder Honig. Sie trocknen die Wunden aus und lindern den Schmerz.

In letzter Zeit etablieren sich zudem neue Methoden der Herpesbehandlung – etwa ein Wärmestift oder ein ph-Wert-senkender "Lippenstift", die – bei erstem Kribbeln und Spannen angewendet – den Ausbruch der lästigen Herpesbläschen verhindern können und dabei ohne Chemie "arbeiten". Geeignet sind diese Behandlungsgeräte daher auch für Kinder und Schwangere. Solange der Lippenherpes während der Schwangerschaft auf den Mund der Mutter beschränkt bleibt, können Frauen auch Salben verwenden. 

Herpes-Antikörper für das Ungeborene im Bauch?

Ist eine schwangere Frau häufig von Herpes geplagt und hat sich nicht erst kurz vor der Geburt angesteckt, hat ihr Körper mit großer Sicherheit Antikörper gebildet, die nun über die Plazenta an den Embryo bzw. Fötus übertragen werden. In diesem Fall wäre das Baby auf der Welt und bereits gegen Herpes gewappnet. Ein Nestschutz, mit dem Eltern allerdings nicht zu 100 Prozent rechnen sollten. Personen, die an einem akuten Herpesausbruch leiden, sollten dennoch nie in die Nähe eines Säuglings gehen!

Lade weitere Inhalte ...