Vorurteile

Wieso gibt es nur so wenige männliche Erzieher in Kitas?

In vielen Kitas gibt es zu wenig oder überhaupt keine männlichen Erzieher. Und wenn, dann schwirren vielen Eltern fiese Vorurteile im Kopf herum. Warum wir mehr männliche Erzieher in der Kita brauchen!

Ein männlicher Erzieher lässt sich in der Kita von zwei Kindern im Gesicht anmalen. © iStock/Tatsiana Hancharova
Quatsch machen, auf die Kinder eingehen, Einfühlungsvermögen zeigen – all das können auch Männer!

Weibliche Erzieherinnen sind in deutschen Kitas immer noch deutlich in der Überzahl. In vielen Kitas gibt es sogar noch gar keine männlichen Fachkräfte. Wo sind sie nur, die Männer in den Kitas? Sind die Vorurteile wirklich so groß? Oder wollen einfach noch immer zu wenige Männer diesen schönen Beruf ausüben? Ein Plädoyer für mehr Männer in den Kitas unserer Kinder.

Seltenheitswert: der männliche Erzieher

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, als ich zum ersten Mal einen Mann in unserer Kita gesehen habe. Einer unter den vielen Erzieherinnen. Ich muss gestehen, dass ich diesen Anblick etwas befremdlich fand. Weil es eben (leider) immer noch die Ausnahme ist. Aber als ich sah, wie er mit den Elementar-Kids liebevoll herumalberte und Quatsch machte, ging mir das Herz auf. Und seither freue ich mich, dass es ihn gibt. Insbesondere die Jungen um ihn herum schauen zu ihm auf und laufen wie die Entchen hinter ihm her. Super niedlich. Doch warum nur machen es ihm nicht viele andere junge Männer nach und erlernen diesen so schönen Beruf? Schließlich leben wir doch in einer Welt, in der Rollenbilder und Stereotypen nicht mehr zählen sollen …

Leichter Männerzuwachs in deutschen Kitas

Laut dem Fachkräftebarometer Frühe Bildung (FKB) zählen Kindertageseinrichtungen immer noch zu den am stärksten geschlechtsspezifisch segregierten Arbeitsmärkten. Die Frauenquote beträgt auch heute noch rund 92 Prozent. Doch es wurde daran gearbeitet: Zwischen 2006 und 2021 kamen bundesweit überdurchschnittlich viele männliche Beschäftigte hinzu. Das führte zu einer geringfügigen Zunahme des Männeranteils von drei auf acht Prozent. Zuletzt lag die Männerquote bei elf Prozent – speziell bei der Gruppe der jüngeren Beschäftigten (unter 30 Jahren) lag dieser Wert über dem Durchschnitt.

Die höchsten Männerquoten verbuchen die Stadtstaaten: Die Personalexpansion zwischen 2006 und 2021 bewirkte einen Männerzuwachs in allen Bundesländern. Doch besonders die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen haben davon profitiert, sie waren 2021 die Länder mit den höchsten Männerquoten. Ganz im Gegenteil zu Bayern, hier waren sie am niedrigsten.

Warum gibt es noch immer so wenig Männer in Kitas?

  1. Das Bild der Kindergärtnerin: Seit ich denken kann, ist eigentlich immer von "der Kindergärtnerin" die Rede. Ja, dieser Beruf bildete sich als reiner Frauenberuf heraus. Und auch noch heutzutage herrscht dieses Bild in den Köpfen vieler Menschen.
  2. Männer im Fokus: Auch Frauen können Kinder misshandeln oder missbrauchen. Doch Männer stehen bei vielen Leuten sofort unter Verdacht. Manchmal dürfen sie die Kids noch nicht mal wickeln. Weil die Eltern es verbieten.
  3. Fehlender Anreiz: Da dieser Beruf als Frauenberuf gilt, lässt auch die Bezahlung zu Wünschen übrig. Ganz zu schweigen von der generellen und gesellschaftlichen Anerkennung. Liebe Erzieher und Erzieherinnen da draußen: Ihr leistet tolle Arbeit, danke dafür. Es muss sich etwas ändern.
  4. Jugendliche sensibilisieren: Warum nicht mal männliche Praktikanten und Azubis einstellen? Viele wissen gar nicht, dass dieser Beruf auch für sie infrage kommt. Und es gibt doch sicherlich so viele junge Männer, die prima mit Kindern können und in diesem Beruf aufgehen.

Auch Emily (Instagram: kindergeplauder), selber Pädagogin und Mama, klärte schon über diese Problematik auf:

Warum brauchen wir mehr Männer in Kitas?

Unsere Kinder brauchen neben positiven weiblichen, auch männliche Vorbilder, die sie im Alltag begleiten. Das beobachte ich jeden Tag in unserer Kita: Die Kids schauen zum Erzieher auf – und freuen sich über die männliche Unterstützung! Männer spielen anders, reagieren anders. Sie bilden quasi den Gegenpol zu manch anderer Erzieherin. Insbesondere profitieren Kinder davon, die in ihrem privaten Umfeld keine Berührungspunkte mit einem positiven (!) männlichen Vorbild vorweisen können. Außerdem soll eine Kita auch unsere Gesellschaft (natürlich nur im XS-Format) repräsentieren – und in dieser gibt es eben nicht nur Frauen. Männer vermitteln Kinder nun mal andere Dinge als Frauen.

Fazit: Werft die Vorurteile über Bord

Die einzig logische Konsequenz: Weg mit all der Skepsis! Männer unter Generalverdacht zu stellen, nun, das ist einfach veraltet und vorurteilsbehaftet. Dann müssten Eltern auch bei Frauen ins Grübeln kommen. Es ist an der Zeit, dass der Beruf des Erziehers unter Jugendlichen und Erwachsenen gesellschaftlich anerkannt wird. Es ist kein reiner Frauenberuf. Heute nicht mehr.

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