
Ein aktuelle Umfrage der Jewish Claims Conference alarmiert: Viele junge Menschen wissen viel zu wenig über den Holocaust. Rund 80 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, nach dem Ende des Hitler-Regimes zeigt die internationale Umfrage unter Menschen zwischen 18 und 25 Jahren (auch in Deutschland) auf, dass einige von ihnen nicht einmal wissen, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden in dieser Zeit getötet wurden. Jeder zehnte hat den Begriff Holocaust noch nie gehört. Jeder fünfte kennt kein einziges Konzentrationslager mit Namen.
"Der besorgniserregende Anstieg antisemitischer verbaler und körperlicher Gewalt, den wir in Deutschland beobachten, hat seine Wurzeln zu einem großen Teil in der Desinformation und dem Mangel an Informationen über den Holocaust", kommentiert Josef Schuster, der Präsident des Zentralrat der Juden in Deutschland, die beunruhigenden Ergebnisse. Was können wir also tun? Unsere Kinder bilden! Aber ab welchem Alter können wir Kindern die Gräueltaten der NS-Geschichte überhaupt zutrauen?
Die Lehrpläne starten ab der 9. Klasse
Der Lehrplan an deutschen Schulen schlägt das Thema oft erst ab der neunten Klasse an. Kinder und Jugendliche haben aber in der Regel schon früher Fragen, wenn sie mit der deutschen Vergangenheit in Berührung kommen, zum Beispiel, wenn sie von Oma und Opa Geschichten aus der Nachkriegszeit hören oder durch Social Media mit dem Thema in Berührung kommen. Doch hier kursieren nicht selten Halbwahrheiten, Fake News oder sogar Leugnungen. Umso wichtiger ist der Bildungsauftrag in diesem Bereich.
Manche Kinder haben selbst in der Grundschule schon aktive Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben sollten, aber unbedingt kindgerecht aufgearbeitet werden müssen. Wichtig: Brutale Bilder und Details sind für Kinder, vor allem im Grundschulalter, noch tabu. Vor der vierten Klasse sind die allerwenigsten Kinder reif genug, solch traurige, beängstigende und auch komplexe Informationen zu verarbeiten. Wichtig ist es, Kindern auch immer zu erklären, dass wir aus der Geschichte lernen können und sollten, um uns für eine bessere Zukunft einzusetzen.
Filme für Schüler über den Holocaust
Diesen Ansatz vertritt auch Hilal, die es sich als @teacher__lightzum Ziel gemacht hat, nicht nur kreative Ideen für den Schulalltag zu teilen und über den so wichtigen Beruf von Lehrkräften zu informieren. Die engagierte Pädagogin beteiligt sich auch immer wieder an aktuellen Debatten. Kürzlich hat sie eine Liste an Filmen geteilt, die den Holocaust thematisieren und die sie Schülern und Schülerinnen ans Herz legt. Aus ihrer Sicht sollten junge Menschen sie unbedingt gesehen haben, bevor sie die Schule verlassen.
Klasse 5/6:
- "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" – kindgerechte Einführung in die NS-Zeit und das Thema Flucht.
Klasse 7/8:
- "Das Tagebuch der Anne Frank": persönliches Schicksal im Versteck.
- "Sophie Scholl – Die letzten Tage": Mutiger Widerstand gegen das NS-Regime.
- "Die Kinder von Paris": packend und emotional, ideal zur Vertiefung.
- "Das Leben ist schön": Emotional bewegend, zeigt Liebe und Hoffnung im KZ. Aber fiktional.
Klasse 9/10:
- "Der Pianist": Über das Überleben im Warschauer Ghetto.
- "Schindlers Liste": Menschlichkeit inmitten des Grauens.
- "Nebel im August": erschütterndes Drama über die Euthanasie-Programme.
- "Die Fälscher": moralische Konflikte im KZ.
- "Der Junge im gestreiften Pyjama": Kindliche Perspektive, aber historisch ungenau.
Oberstufe:
- "Die Wannseekonferenz": erschreckende Dokumentation der NS-Planung.
Tipp für Kinder im Grundschulalter
Für ältere Grundschüler, die dem Thema schon näher gekommen sind, bietet sich die aktuelle "Sendung mit der Maus" anlässlich des internationalen Gedenktags der Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) an. Sie ist abrufbar in der ARD Mediathek. Anhand des Schicksals des jüdischen Künstlers Felix Nussbaum werden Kinder behutsam durch die Thematik geführt. Wichtig: Bei der dieser Sendung sollten Eltern trotzdem begleitend zuschauen bzw. in der Nähe sein. Mama und Papa können am besten einschätzen, ob ihr Kind schon reif genug ist.