Medienerziehung

Wie schütze ich mein Kind vor Tiktok und Co?

Vor allem, wenn Kinder unvorbereitet soziale Netzwerke wie Tiktok besuchen, lauern diverse Gefahren. Wir sprachen mit Lifecoach und Patchwork-Papa Damian Richter, wie wir unseren Nachwuchs schützen können.

Mädchen am Smartphone.© iStock/chameleonseye
Eltern können einiges tun, um ihre Kinder vor Tiktok und Co. zu schützen.

Sind soziale Medien generell gefährlich für Kinder, oder nur unter bestimmten Umständen? Bevor uns Damian Richter unsere Fragen konkret beantwortet, einige einleitende Worte von ihm vorweg:

Social Media – gefährlich oder nicht?

Alle Social-Media-Plattformen sind generell gefährlich für Kinder jeden Alters, sofern sie ohne Anleitung und Begleitung benutzt und "entdeckt" werden. Sensible Videos und Bilder können hochgeladen und von anderen gespeichert und weiterverbreitet werden, sodass für manche Kinder langwierige Folgen eintreten können, deren Ausmaß man kaum abschätzen kann. Für mich als dreifachen Familienvater steht fest: Wir als Eltern müssen unsere Kinder schützen. Die größten Gefahren, die sich durch so manche "Challenges" oder andere virale Hypes und Trends durchziehen, lassen sich dabei immer auf ein paar einfache Nenner zurückführen: 

  1. Der permanente Vergleich mit anderen: Kinder kommen schnell ins Vergleichen und fühlen sich schnell niedergeschlagen, wenn sie merken: Die anderen haben mehr als ich. Mehr Likes, mehr Follower, mehr Aufmerksamkeit, mehr Zuspruch, einen vermeintlich besseren, schöneren Körper, mehr Geld oder mehr Materielles. Das ist Gift für den Selbstwert des Kindes und wirkt sich zerstörerisch auf Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aus, sofern diese digitale Welt nicht vorher von einem Elternteil (oder Begleiter) erklärt und eingeordnet wurde. 
  2. Die permanente Sucht nach etwas Neuem: Challenges und Hypes werden von Social-Media-Plattformen (genauso wie viele andere Funktionen) gezielt genutzt und eingesetzt, um das Suchtpotenzial zu steigern. Gehöre ich noch dazu? Bin ich noch up to date? Bin ich bedeutend genug, dass sich meine Follower für mich interessieren? Warum bekomme ich einen schlechten Kommentar, warum bekomme ich keine guten Kommentare!? Wenn die Kleinsten damit alleine gelassen werden, wird es richtig gefährlich.
  3. Das fehlende Wissen und ein fehlendes Gespür für die "wahre" Realität. Zu verstehen, dass Social-Media-Plattformen nicht die reale Welt sind und ihre ganz eigenen Spielregeln haben, ist die absolute Basis für einen gesunden Umgang und das Eingrenzen der Gefahren für Kinder. Meiner Meinung nach müssen wir unsere Kinder auf die komplette Klaviatur aller Social-Media-Kanäle vorbereiten, sodass sie die Mechanismen verstehen und nicht "blind" auf die Funktionsweisen reinfallen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder auf Social Media so vorzubereiten, dass sie trainiert sind im Umgang mit Ablehnung (in Form von Kommentaren oder Hate), dass sie stark und selbstbewusst sind und das reale Leben von dem digitalen Leben sowie den Regeln beider Welten unterscheiden können. 

Ab wann sollten Eltern ihre Kinder auf Social Media vorbereiten?

Damian Richter: Für mich ist ein Alterszeitpunkt ab zwölf, 14 Jahren ideal, um Kinder auf Social Media vorzubereiten. Natürlich ist auch vorher eine Nutzung des Smartphones clever und gut, dann aber immer in Begleitung von uns als Elternteil (und vorbereitend auf die spätere Phase bzw. als Eingewöhnung für einen gesunden Umgang mit dem Gerät und den Funktionsweisen an sich).

Wie sicher ist Tiktok wirklich für Kinder (ab welchem Alter)? 

Tiktok ist unsicher für Kinder jeden Alters, wenn der richtige Umgang nicht antrainiert wurde und das Bewusstsein für die Plattform fehlt.

Wie bewahren Eltern die Jüngsten vor gefährlichen Challenges?

Nur durch intensive, aufklärende Kommunikation und ein liebevolles Begleiten auf der Plattform an sich. Als Elternteil "stiller Beobachter" im Profil des Kindes zu sein und dem eigenen Kind zu folgen ist ebenfalls ratsam und clever, besonders für den Start. Auch hier gilt allerdings: Ist die Basis-Arbeit für die Social-Media-Welten wie oben erwähnt (Selbstbewusstsein stärken, Umgang trainieren etc.) nicht getan, ist ein "Bewahren" fast unmöglich.

Wie manipulieren Filter unsere Wahrnehmung? Welche ernsten Folgen können diese Sehgewohnheiten mit sich bringen, vor allem für Kinder?

Auch hier gilt: Je trainierter und besser vorbereitet ein Kind im Umgang mit Social Media ist, desto weniger problembehaftet ist die Verwendung von Filtern. Denn ein Kind, das gelernt hat, dass Filter die Wahrnehmung beeinflussen und verzerren, wird eine Nutzung besser einordnen können als ein Kind, dass diese Filter ohne Anleitung verwendet. Negative oder ernste Folgen könnten für unbewusste und untrainerte Kinder sein, dass sie sich mit ihrem "Filter-Ich" vergleichen, nach Schönheitsidealen streben, die schier unerreichbar sind und eine verzerrte Wahrnehmung der Realität entwickeln, weil sie die digitale Realität nicht richtig einordnen können. Filter können nur dann unsere Wahrnehmung und die unserer Kinder manipulieren, wenn wir uns vorher nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Welche Auswirkungen hat es, wenn Jugendliche Tiktok als Suchmaschine benutzen? Was macht das mit ihrer Wahrnehmung von der Welt und ihrer Sicht aufs Leben?

Tiktok als Suchmaschine zu nutzen ist für unsere Kinder schon fast "normal" geworden. Hierbei ist für Kinder wichtig zu wissen, dass viele Beiträge keine recherchierten und fundierten Aussagen, sondern Meinungen enthalten, die ein Influencer oder Content-Creator publiziert. Kindern den Unterschied zwischen ordentlicher und sauberer journalistischer Arbeit und Content-Pieces zu erklären, die Klicks generieren sollen, ist elementar. Denn die Auswirkungen wären sonst, dass Kinder einfach nur "Meinungen" übernehmen, falschen Informationen Glauben schenken und wenig von dem hinterfragen, was sie online sehen und hören. 

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Damian Richter, der schon als 14-Jähriger sein erstes Unternehmen gründete, gibt allen, die es wissen wollen, in seinem Buch "Go! Der Startschuss in dein neues Leben" Coaching-Tipps und Schritt-für-Schritt-Anleitungen für ein selbstbestimmtes Leben, in dem wir unsere Träume verwirklichen (19,50 Euro). Infos zu seinen Seminaren findet ihr auf seiner Seite damian-richter.com

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