16. Mai 2022: Stiftung Warentest hat für sein Juni-Heft im Kooperation mit dem ADAC zwölf Kinderfahrräder mit einer Größe von 20 Zoll getestet. Was bei diesem Test überraschte und wie die Ergebnisse lauten, haben wir hier für euch aufgeführt.
Was ein Kinderfahrrad können muss
Ein Kinderfahrrad sollte leicht zu tragen, einfach zu handhaben, sicher, schadstofffrei und dann auch noch günstig sein. Keine leichte Kombination für viele Hersteller. Das zeigt sich dann leider auch im Test, bei dem fünf Kinderfahrräder mit "mangelhaft" abschnitten.
Schadstoffe im Sattel bei diversen Rädern
In sechs Fahrrädern fand das Labor hohe Gehalte des Weichmachers DPHP im Sattel. Dieser ist zwar bisher nicht verboten, wohl aber umstritten. Stiftung Warentest sieht keine akute Gefahr für Kinder, doch laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sollte man bei Kinderprodukten darauf verzichten. Diverse Räder erhielten für den Punkt "Schadstoffe" nur ein "ausreichend". Weichmacher wurden unter anderem in Fahrrädern der folgenden Hersteller nachgewiesen: Bulls, KTM, Raymon, S'cool, Viktoria, Woom*.
Schwere Räder, schwache Bremsen
Auch wenn alle Räder den Praxistest, bei dem Kinder einen Parcours auf dem Schulhof durchfuhren, mit "gut" bestanden, fielen einige von ihnen im Labor durch. Vier Fahrräder zeigten im Labortest eine nicht ausreichende Bremskraft. Bei einem Gesamtgewicht von 60 Kilogramm (Kind plus Gepäck) kamen diese Räder nicht rechtzeitig zum Stehen.
Das mit 15,3 Kilogramm schwerste Fahrrad im Test landete in der Gesamtbewertung im Mittelfeld: Das "Pegasus Avanti 7 20". Es ist fast doppelt so schwer wie das Leichtgewicht "Woom 4" mit 8,5 Kilogramm.
Das sind die Verlierer der Kinderfahrräder im Test
In der Gesamtbewertung erhielten die folgenden Fahrräder ein "mangelhaft":
- "Bulls Tokee Street 6 20 Zoll" (ca. 450 Euro): zu schwache Bremskraft, Weichmacher DPHP im Sattel
- "Dash-20 3-Gang" von Winora (ca. 430 Euro): Riss an Sattelklemmung (nach Haltbarkeitstest), zu schwache Bremskraft
- "Raymon Tworay 2.5 Street": zu schwache Bremskraft, Weichmacher DPHP im Sattel
- "S'Cool XXLite 20 Zoll 7-Gang": mangelhafte Bremse, Weichmacher DPHP im Sattel
- "Woom 4"* von Woom (ca. 575 Euro): sehr geringes Gewicht, was positiv ist, aber Riss an Tretkurbel (nach Haltbarkeitstest), Weichmacher DPHP im Sattel
Das sind die Testsieger unter den Kinderfahrrädern
Diese Räder erhielten in der Gesamtbewertung ein "gut", darunter auch das preisgünstigste Fahrrad, das getestet wurde:
- "Puky Skyride 20-3 Alu Light" (ca. 460 Euro)
- "Cube Kid 200 Street" (ca. 480 Euro)
- "Decathlon City Bike 20 Zoll D4 Rock" (ca. 270 Euro) – das günstigste Fahrrad im Test
Nachgefragt
*Der Herstelleroom hat sich wie folgt zu dem Test geäußert:
"Zu den nachgewiesenen, gesetzlich nicht geregelten Schadstoffen im Sattel möchten wir Folgendes sagen:
Der woom Sattel erfüllt alle gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Schadstoffverordnung (REACH), eine der strengsten Verordnungen weltweit. Das bestätigt uns auch Stiftung Warentest im aktuellen Testbericht. Stiftung Warentest prüft allerdings nach eigenem Ermessen auch weitere Substanzen, die in den Regelwerken bisher nicht enthalten sind. Dazu gehört der im woom Sattel entdeckte Phthalat-Weichmacher Dipropylhepytlphtalat, kurz DPHP. Als Hersteller orientieren wir uns an der aktuellen Rechtslage, um unseren Kund*innen größtmögliche Sicherheit zu bieten. Diese Vorgaben hat unser Sattel auch erfüllt. Allerdings wollen wir mit unseren Produkten über die gesetzlichen Erfordernisse hinausgehen und nach Möglichkeit schadstofffreie Produkte anbieten. Wir sind deshalb bereits im engen Austausch mit unserem Hersteller mit dem Ziel, diesen Weichmacher aus dem Sattel in Zukunft zu entfernen."
Weitere Informationen dazu und zu den anderen im Test angemerkten Punkten findet ihr auf der Seite von woom unter folgendem Link: woom.com/de