
Tim Wilde – zur Person
Der Schauspieler Tim Wilde (geboren 1966) hat in "Die wilden Kerle" Teil 1 und 2 mitgespielt und war unter anderem auch in "Ossi’s Eleven", "(T)Raumschiff Surprise, Periode 1" und "Honig im Kopf" im Kino zu sehen. In der Kika-Serie "Allein gegen die Zeit" spielte er 2010 einen Geiselnehmer, der eine Schulklasse in seine Gewalt gebracht hat.
Tim Wilde ist Vater eines Sohns (Milo, geboren 2007). Von seiner Ex-Ehefrau und Milos MutterViola (Ärtzin) ist er getrennt. Tim Wilde lebt in Berlin.
April 2021
In "Die wilden Kerle" spielten Sie Leons und Marlons Vater. Arbeiten Sie gern mit Kindern zusammen?
Ja sehr, denn Kinder sind pur und überhaupt nicht aufgesetzt. Letztens fragte ich meinen fünfjährigen Sohn Milo, ob wir für unsere neue Wohnung lieber einen Sessel oder ein Sofa kaufen wollen. Für ihn war klar: "Ein Sofa, weil ich mich darauf bequemer lümmeln kann ..." So ehrlich sind Kinder. Und wenn sie einem ein Kompliment machen, kann man sicher sein, dass sie es ernst meinen. Das ist bei Erwachsenen häufig anders.
Teilen Sie die Fußball-Leidenschaft der wilden Kerle?
Für Fußball interessiere ich mich zu null Prozent. In der Schule wollte mich keiner in seiner Mannschaft haben. Bestimmt, weil ich ihnen zu gut war (lacht). Mit etwa acht Jahren habe ich angefangen zu boxen. Ich würde trotzdem nicht sagen, dass ich ein sehr sportliches Kind war.
Sie boxen heute noch. Welchen Sport halten Sie in der Kindheit für ideal?
Meine Frau und ich haben den Deal, dass unser Sohn machen kann, was er will. Ob er Flöte oder Fußball spielt, ist mir egal. Aber einmal in der Woche boxe ich mit ihm. Allein schon aus dem Grund, damit er sich in der Schule verteidigen kann, wenn er angegriffen wird. Im Idealfall kommt es gar nicht erst dazu, weil er durchs Boxen selbstsicherer wird. Judo ist auch toll für Kinder, da man lernt, wie man fällt. Es hilft zum Beispiel bei einem Fahrradunfall, wenn man weiß, wie man sich abrollt.
Wie werden Kinder selbstbewusst?
Der Sport trägt sicher seinen Teil dazu bei, er verändert ja auch die Körperhaltung. Unser Sohn ist sehr schüchtern, daher loben wir ihn besonders, wenn er mal aus sich heraus kommt. Das ist aber ganz individuell – andere Kinder müssen sicher eher mal gebremst werden.
Kommt Milo neben Ihrem Beruf nicht zu kurz?
Nein, denn er ist oft mit dabei. Gerade bei Kostümproben nehme ich ihn häufig mit. Das kommt gut an. Außerdem geht alles wahnsinnig schnell, weil keiner will, dass er sich langweilt. Milo lernt, wie man selbstverständlich auf fremde Menschen zugeht. Wenn wir heute "Die Wilden Kerle" drehen würden, würde er auch mitspielen.
Ihr Rezept gegen Stress?
Boxhandschuhe und Sandsack. Gestern habe ich mich am Telefon fürchterlich über die Telekommunikationsfirma aufgeregt. Dann habe ich eine halbe Stunde geboxt, und hinterher konnte ich nur noch darüber lachen.
Sind Sie ein Vorbild für Ihren Sohn?
Das wird sich zeigen. Milo sieht, wie ich mich verhalte und kann sich überlegen, ob er das übernimmt oder sich andere Vorbilder sucht. Ich lebe ihm Respekt, Höflichkeit, Charme und Hilfsbereitschaft vor, aber auch, dass es Grenzen gibt. Dinge, die er als Mann später gebrauchen kann. Einige Frauen mögen es heute nicht mehr, wenn ich ihnen meine Jacke um die Schultern lege oder ihnen die Tür aufhalte, doch ich finde diese Art von Höflichkeit sehr wichtig.
Schildern Sie uns einen Konflikt, den Sie mit Ihrem Sohn hatten, und wie Sie diesen gelöst haben.
Mein Sohn ist ein kleiner Dickkopf und hat klare Vorstellungen, was er will. Diese Vorstellungen decken sich nicht unbedingt mit meinen. Letztens hatten wir uns geeinigt, in den Zoo zu gehen. Doch ein paar Meter hinter dem Eingang wollte er wieder nach Hause. Ich erklärte ihm, dass das nicht möglich sei und er sich das vorher hätte überlegen sollen. Er muss lernen, dass Geld nicht endlos aus dem Automaten kommt und dass man Kompromisse finden muss. Daher sagte ich, ich wolle wenigstens noch die Tiger sehen. Das war okay für ihn.
Was wollen Sie Milo mit auf den Weg geben?
Dass er genau das macht, worauf er Bock hat. Und dass er sich nicht bei anderen einschmeicheln muss, um Zuneigung zu gewinnen.