Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen und kontrollieren

Zuckertest in der Schwangerschaft – warum ist er notwendig?

Warum wird in der Schwangerschaft eigentlich bei jeder Frau ein Zuckertest gemacht? Um das ungeborene Kind zu schützen! Und weil immer mehr Frauen Schwangerschaftsdiabetes bekommen.

Beim Zuckertest wird der Schwangeren Blut abgenommen. © Foto: Getty Images/bluecinema
Beim Zuckertest wird der Schwangeren Blut abgenommen.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, wurde bei mir Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Das war ein Schock für mich, denn ich hatte mich als sehr gesund eingeschätzt. Ich machte mir Vorwürfe: Hatte ich etwas falsch gemacht? "Man kann Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen, aber nicht verhindern. Auch, wenn man alles richtig macht, passiert es einigen Frauen", sagt Rowena Matthews, Oberärztin der Geburtshilfe am Martin-Luther-Krankenhaus Berlin. Und die Anzahl der Betroffenen von einer Gestationsdiabetes, so der medizinische Fachbegriff, steigt.

Warum wird ein Zuckertest in der Schwangerschaft gemacht?

Laut einer vom Robert Koch-Institut durchgeführten Studie, wurde 2018 bei sieben Prozent der in Kliniken Entbindenden eine Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Fünf Jahre zuvor waren es bei einer Erhebung noch knapp fünf Prozent.

Die betroffenen Frauen können den durch die Nahrung aufgenommenen Zucker bei der Verdauung nicht richtig umsetzen. Matthews erklärt: "Der Körper muss in der Schwangerschaft etwa 20 Prozent mehr von dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin produzieren. Wenn dies nicht möglich ist, entsteht eine Störung im Zuckerstoffwechsel, es kommt zu erhöhten Blutzuckerwerten und damit zu Schwangerschaftsdiabetes."

Damit diese schnellstmöglich behandelt werden kann, gehört seit 2012 der Zuckertest standardmäßig zu den kostenlosen Voruntersuchungen für Schwangere dazu. Die Ergebnisse werden im Mutterpass eingetragen. Denn Schwangerschaftsdiabetes heißt auch: Risikoschwangerschaft.

Wann und wie der Zuckertest gemacht wird

Rowena Matthews: "Normalerweise findet der sogenannte kleine Zuckertest beim behandelnden Frauenarzt zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche statt." Besteht eine Risikoschwangerschaft, hat die Patientin Übergewicht, hohen Blutdruck oder Diabetes in der Familie, kann der Zuckertest auch schon früher gemacht werden.

Der Ablauf: Die Frau trinkt in der Praxis einen Zuckersirup. Ob sie vorher etwas essen darf, wird vorher mit dem Frauenarzt besprochen. In der Regel ist das aber kein Problem.

Eine Stunde später wird der Schwangeren Blut abgenommen und der Blutzuckergehalt gemessen. Liegen die Glukose-Werte unter 135mg/dl, ist alles in Ordnung. Liegt der Wert darüber, ist das Testergebnis auffällig. Dann wird ein Glukosetoleranztest (oGTT), der große Zuckertest, gemacht. Dieser muss auf nüchternen Magen erfolgen.

Der große Zuckertest dauert etwa drei Stunden. Als Erstes wird Blut abgenommen, um den nüchternen Blutzuckerspiegel zu bestimmen. Dann trinkt die Patientin Zuckersirup und muss anschließend eine Stunde warten, bevor wieder Blut abgenommen wird. Nach einer weiteren Stunde wird die dritte Blutprobe entnommen. Das Blut wird in einem Labor untersucht und wenn die Ergebnisse nach ein paar Tagen da sind, bespricht der Gynäkologe die Werte mit der Patientin.

"Wenn diese Werte auffällig sind, besteht eine Schwangerschaftsdiabetes und die muss behandelt werden. Dafür überweist der Frauenarzt seine Patientin zum Diabetologen", erklärt Oberärztin Matthews. "Dieser bespricht mit der Frau ihre Ernährung und zusammen wird ein Speiseplan erstellt. Meistens bekommt man die Schwangerschaftsdiabetes damit in den Griff", so die Ärztin. Laut Deutscher Diabetes Gesellschaft ist das bei vier von fünf Patientinnen der Fall.

Die Werte : Wann der Zuckertest auffällig ist

Ist einer dieser Werte erreicht oder überschritten, gilt die Diagnose Gestationsdiabetes als gesichert.

  • Nüchtern: 5,1 mmol/l (92 mg/dl)
  • Nach einer Stunde: 10,0 mmol/l (180 mg/dl)
  • Nach zwei Stunden: 8,6 mmol/l (155 mg/dl)

Quelle: Praxis-Empfehlung der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Schwangerschaftsdiabetes: Erfahrung mit Insulin spritzen

Wenn nicht, muss die Schwangere sich Insulin spritzen. Was aber – aus meiner eigenen Erfahrung – nicht so schlimm ist, wie man es sich vorstellt. Das Messen und Spritzen war zwar nervig, aber dafür war es nahezu schmerzfrei, was mich überrascht hat. Ich habe mich penibel an meinen Diabetesplan gehalten, schließlich wollte ich nicht die Gesundheit meines ungeborenen Kindes gefährden.

Ist Schwangerschaftsdiabetes gefährlich?

"Für die Mutter birgt eine Gestationsdiabetes keine großen Risiken, dafür ist der Zeitraum zu kurz", erläutert Ärztin Rowena Matthews. Allerdings ist das Risiko, später im Leben an Diabetes mellitus Typ 2 (dauerhafte Blutzuckererhöhung) zu erkranken, erhöht.

Für das ungeborene Baby ist eine Schwangerschaftsdiabetes der Mutter allerdings eine große Belastung. "Der kleine Körper bekommt über die Plazenta zu viel Zucker und versucht, dies auszugleichen. Das Baby wächst oft überproportional", berichtet unsere Expertin. Dadurch kann es zu Komplikationen kommen, die eine Entbindung mit Kaiser-, Dammschnitt oder gar Saugglocke nötig machen. Außerdem erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt.

Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen

Wollen Frauen einer Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen, sollten sie sich vor allem gesund ernähren. "Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als eine große. Süßigkeiten und gezuckerte Getränke sollten nur in Maßen verspeist werden. Ballaststoffe wie in Vollkornbrot sind wichtig. Und Bewegung", rät Matthews. Doch auch, wer besonders auf sich achtet, kann beim Zuckertest "durchfallen", denn die Ursachen für Gestationsdiabetes sind vielfältig:

  • Die Schwangerschaft führt zu einer Erhöhung des Insulinbedarfs, was wiederum zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen kann.
  • Frauen ändern während der Schwangerschaft ihre Essgewohnheiten.
  • Bei einigen spielt eine vererbte Veranlagung eine Rolle.

Die meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben nach der Geburt wieder normale Blutzuckerwerte.

Zuckertest: Erfahrungen und Kritik

Der Zuckertest wird also gemacht, um herauszufinden, ob die werdende Mutter Diabetes hat und wenn ja, diese Störung auszugleichen. Ich persönlich fand ihn weder unangenehm noch belastend. Die Folgen waren allerdings groß und hierzu gibt es aus dem medizinischen wie femininen Bereich seit Jahren Kritik. Denn die Aussagekraft des "kleinen Zuckertests" ist umstritten und die Grenzwerte des "großen Zuckertests" sind bei Schwangeren strenger, als wenn jemand Nichtschwangeres diesen Test macht.

Dennoch überwiegen die Vorteile, denn die Nicht-Behandlung einer Gestationsdiabetes ist unumstritten ungesund bis gefährlich für das Baby, weshalb Mütter das kostenlose Angebot dieser Vorsorgeuntersuchung nicht ablehnen sollten.

Autorin: Merle von Kuczkowski

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