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Baby-Feuchttücher sind Fluch und Segen zugleich. Unglaublich praktisch unterwegs oder wenn gerade kein Waschlappen zur Hand ist. Und das nicht nur beim Windelnwechseln: So manches Feuchttuch hat wohl schon die Nerven gerettet, wenn das Kind nicht vom geliebten Schokoeis abzubringen war.
Doch was viele Eltern nicht wissen: Ein Großteil der herkömmlichen Babytücher enthält erdölbasierten Kunststoff in Form von Polyester- und Polypropylenfasern. Sprich: Kunststoff. Bei einer Untersuchung des TÜV Rheinland fanden die Experten in 28 von 33 getesteten Baby-Feuchttüchern Plastik. Der Anteil schwankte je nach Hersteller von 30 bis sogar über 80 Prozent.
Feuchttücher mit Plastik landen als Müll in den Meeren
Die Gründe liegen auf der Hand: Synthetikfasern sind günstig – ein ausschlaggebendes Argument im preisgetriebenen Markt. Doch Feuchttücher mit Kunststoffanteil können für die Umwelt verheerende Folgen haben, denn Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Stattdessen zersetzen sich die Tücher in Tausende winzige Mikroplastikstücke und landen bei falscher Entsorgung in der Umwelt – etwa übers Abwasser im Meer. Dort verwechseln Fische und Schildkröten die Tuchreste mit Nahrung und verenden qualvoll. Laut WWF bestehen drei Viertel des Mülls im Meer mittlerweile aus Plastik. Und jedes Jahr gelangen zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen neues Plastik in die Meere.
Die Überschwemmung der Meere mit Plastikmüll ist ein Grund, weshalb Feuchttücher keinesfalls in der Toilette heruntergespült werden sollten. Doch die synthetischen Fasern können noch anderen Schaden anrichten. Da sie sich nicht in Wasser auflösen, verklumpen sie mit der Zeit mit anderen nicht biologisch abbaubaren Feststoffen wie Speisefett. Die Folge: riesige Klumpen, welche die Abwassersysteme ganzer Städte verstopfen können und aufwendig beseitigt werden müssen.
Feuchttücher ohne Kunststoff als Alternative
Zum Glück denken die Hersteller um. Viele Verpackungen tragen mittlerweile Hinweise wie "biologisch abbaubar" oder "plastikfrei". Doch wenn hier kein Plastik drinsteckt, was ist dann drin? "Die biologisch abbaubaren Fasern der Marke Veocel bestehen zu 100 Prozent aus holzbasierter Zellulose, die aus zertifiziert nachhaltigem Holzanbau gewonnen wird", erklärt Jürgen Eizinger, Vice President of Global Business Management Nonwovens der Lenzing AG. Der österreichische Faserhersteller hat mit dem Veocel-Logo eine verlässliche Orientierungshilfe für Verbraucher geschaffen. "Unsere Partner in Industrie und Handel können das Logo auf der Packung führen, aber eben nur dann, wenn ausschließlich biologisch abbaubare Fasern zellulosischen Ursprungs enthalten sind", so Eizinger. Welche Produkte das sind, kann im Netz unter veocel.com eingesehen werden. "Die Natur holt sich gewissermaßen ihre Zellulose zurück und integriert sie wieder in ihren Kreislauf", beschreibt Jürgen Eizinger den biologischen Abbauprozess.
Botanische, biologisch abbaubare Fasern auf Basis natürlicher, nachwachsender Rohstoffe wie Zellulose: Darauf setzen auch Hersteller wie Hipp, Lillydoo oder die niederländische Babypflegemarke Naïf. Die Rohstoffe stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. So bestehen die Tücher von Naïf aus zermahlenem Eukalyptusholz, die Verpackung selbst aus nachhaltigem Zuckerrohr. Auch die "Natural Feuchttücher Aqua" und "zart duftend" sowie die "Gesicht & Hände"-Feuchttücher von Hipp kommen dank eines natürlichen Fasermixes ohne Plastik aus – sowohl die Lotion als auch das Tuch selbst. Reißfest werden die Tücher (etwa auch bei Lillydoo) durch lange Zellstoff-Fasern. So stehen sie ihren plastikhaltigen Kollegen in nichts nach.
Dürfen plastikfreie Feuchttücher in die Biotonne?
Biologisch abbaubare Feuchttücher dürfen nicht in den heimischen Kompost geworfen werden. Verwendet man ein plastikfreies Baby-Feuchttuch zum Reinigen des Popos, gehört es in den Restmüll, da in Deutschland Stuhlreste über die schwarze Tonne entsorgt werden müssen. Sind biologisch abbaubare Feuchttücher frei von Ausscheidungen, darf man sie in die Biotonne werfen.
Noch keine Kennzeichnungspflicht für Plastik in Baby-Feuchttüchern
Wird das schmutzige Geschäft mit den Baby-Feuchttüchern so langfristig ein sauberes? Es lohnt sich, genauer hinzusehen. Denn auch Feuchttücher mit 99 Prozent Wasserbestandteil enthalten häufig verstecktes Plastik. Schließlich betrifft die Wasserangabe nur die Flüssigbestandteile der Lotionen. So mag also die Lotion plastikfrei sein, die Tücher selbst sind es aber oft nicht. Doch das genaue Hinsehen wird Eltern derzeit noch erschwert. "Noch existiert keine Kennzeichnungspflicht für Plastik, daher ist es für Konsumenten schwer ersichtlich, ob erdölbasiertes Plastik in bestimmten Feuchttüchern enthalten ist", beschreibt Eizinger das Dilemma. Die Hersteller sind nur verpflichtet, die Bestandteile der Lotionen anzugeben, nicht aber das Material der Tücher selbst. Aber: Im Juli 2021 soll die von der EU beschlossene Kennzeichnungspflicht für Einwegplastik in Kraft treten. Dann müssen alle Hersteller auf den Verpackungen angeben, ob Plastik enthalten ist und wie die Tücher entsorgt werden sollen. Kirsten Schmidt-Staubach, Leiterin Produktmanagement Gesundheit und Pflege bei Hipp, ist optimistisch, dass sich die plastikfreien Tücher auf dem Markt durchsetzen werden: "Wir sind überzeugt, dass ressourcenschonendes Tuchmaterial auf Basis nachwachsender Rohstoffe die Zukunft ist und immer mehr Eltern bereit sein werden, ihre Kaufentscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit zu treffen".
Und für zu Hause gibt es ja auch immer noch den guten alten Waschlappen und Wasser ...
Welche Feuchttücher kommen ohne Plastik aus?
Biologisch abbaubare Feuchttücher, die ohne Plastik auskommen, gibt es zum Glück mittlerweile von vielen Herstellern. Ihr könnt sie entweder in der Drogerie kaufen oder sie online bestellen – am besten im Vorratspack, um die Umelt zu schonen. Hier unsere Favoriten:
Zu 100 Prozent kompostierbar sind die "Sensitive Wipes" von Eco by Naty. Mit Kamille und Aloe-Extrakt, ohne Plastik, Parfüm und andere Chemikalien.
3er-Pack à 56 Stück, ca. 8,80 Euro, über Amazon.de
Die "HiPP Babysanft Natural Feuchttücher Aqua" und "zart duftend" sind frei von Plastik, Paraffinöl, allergieverdächtigen Duftstoffen, ätherischen Ölen, Parabenen und Silikonen. Die Rohstoffe stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und sind FSC-zertifiziert.
3er-Pack à 48 Tücher, etwa 4,80 Euro, über Amazon.de
Für die tägliche Reinigung von Kopf bis Fuß enthalten die "Feuchten Waschlappen" von Lillydoo nur fünf Inhaltsstoffe und sind nach Oeko-Tex Standard 100 zertifiziert.
10er Pack à 60 Stück, ca. 30 Euro, über Amazon.de
Die kunststofffreien Feuchttücher von Naïf sind frei von chemischen Konservierungs- und Duftstoffen, Mineralölen und Alkohol. Verpackung aus Bio-Zuckerrohr.
Vorratsbox 8 x 54 Stück, 28 Euro, über Amazon.de
Die "Ultra Sensitive Baby Feuchttücher" von Mama Bear kommen ganz ohne Parfüm, Parabene und Phenoxyethanol aus. Sie bestehen zu 100 Prozent aus biologisch abbaubarem Material.
12 x 60 Tücher, ca. 14 Euro, über Amazon.de
Die "Pampers Harmonie Aqua Baby Feuchttücher" reinigen die empfindliche Babyhaut mit 99 Prozent Wasser. Sie bestehen aus 100 Prozent pflanzenbasierten Fasern und einer Formel aus Premium-Baumwolle – dadurch siend sie besonders weich.
15 x 48 Stück, ca. 18 Euro, über Amazon.de
Autorin: Laura Drühe