Dieses Problem kennen sicherlich viele Eltern: Das Baby will nur auf dem Arm einschlafen.© Foto: Getty Images/Halfpoint
Dieses Problem kennen sicherlich viele Eltern: Das Baby will nur auf dem Arm einschlafen.

Meine elf Monate alte Tochter schläft nur auf meinem Arm ein ...

... und lässt sich auch ausschließlich nur von mir ins Bett bringen. Seit sie sieben Monate alt ist, schläft Anna in ihrem eigenen Zimmer. Nach dem Abendessen und Zähneputzen wird meist noch ein wenig ruhig gespielt, das Kinderzimmer aufgeräumt und dem Papa "Gute Nacht" gesagt. Dann gehen wir in ihr abgedunkeltes Zimmer, sie bekommt ein Fläschchen Milch, ich nehme sie hoch, damit sie aufstoßen kann, und warte, bis sie eingeschlafen ist. Erst dann lege ich sie ins Bett. Anders funktioniert es nicht. Lege ich sie wach in ihr Bett, fängt sie an zu spielen, wirft ihr Schnuffeltier aus dem Bett und trauert ihm hinterher oder fängt schlichtweg das Weinen an.

Wir wünschen uns ein zweites Kind, und ich habe bereits jetzt Sorge davor, was passieren wird, wenn ich Anna nicht mehr werde heben können.

Melanie (37) aus Paderborn

Antwort unserer Schlafexpertin Dr. med. Daniela Dotzauer

Diese Einschlafgewohnheit auf dem Arm der Mutter, an der Flasche ruhig werden, um dann schlafend ins Bett gelegt zu werden, birgt leider einige Probleme. Denn: Jeder möchte so aufwachen, wie er eingeschlafen ist! Alles andere fühlt sich für das Kind schräg an und wird mit Schreien beantwortet.

Mein ganz konkreter Tipp: Anna sollte die Flasche noch im Hellen in der Bilderbuchzeit auf der Couch bekommen und nicht dabei einschlafen.

Das Einschlafen möglichst verzögern

Und dann ist sicherlich eine neue Einschlafroutine nötig, bei der Anna müde wird, aber nicht einschläft. Sie kann also schon umhergetragen werden im Dunklen. Die Mama singt und wiegt die Kleine.

Mein Tipp: Verzögern Sie außerdem das allzu schnelle Einschlafen. Anna sollte auf dem Schoß sitzen und ihre Müdigkeit "spüren" – im Sinne von: "Bitte, Mama, leg mich hin." Anna wird dann schlafnah abgelegt und muss so müde sein, dass sie keine Lust mehr hat auf Turnen, Spielen, Lachen. Die Umstellung von zwei auf ein Tagschläfchen sorgt für mehr Schlafdruck und erleichtert das Zubettbringen. Die Eltern ziehen sich schrittweise raus aus dem Einschlafprozess mit: Wegschauen, Wegdrehen und später Weggehen.

Das kann der Papa tun

Sicher ist der Kleinen das Zubettgehen mit der Mutter vertrauter, aber sie kann sich genauso auf den Papa, die Oma oder die Kita-Erzieherin einstellen. Das ist alles eine Frage der Übung. Und die kann erleichtert werden: Anna sollte ein Kuscheltier nutzen – das wäre sozusagen ein Eigenanteil am Einschlafen, und alles wäre einfacher.

Ein Kuscheltier als Mama-Ersatz

Wir Mediziner sprechen von der "Eigenregulation des Kindes durch ein Übergangsobjekt" wie ein Kuscheltier. Folgender Zusammenhang gilt ja: Nachts wollen Eltern bekanntlich mehr schlafen und eher weniger helfen. Die meisten erhoffen sich dann, dass sich "eine kindliche Selbstberuhigung" einstellt – die aber erst erlernt werden muss.

Das klappt am besten tagsüber beim Trösten oder wenn sich das Kleine mit dem Kuscheltier entspannt. Das Kind sollte mit dem Teddy oder der Schmusepuppe ein "Wohlfühlgefühl" verknüpfen. Bis das so weit ist, kann es leider etwas dauern. Denn das eigentliche, ursprüngliche Kuscheltier ist ja in Wahrheit die Mutter. Aus einem passiven Kuscheltier kommt nun mal weder Milch und salopp ausgedrückt auch keine Beruhigung; klar, dass die Mama somit bevorzugt wird. Also brauchen Eltern mit der Schlafhilfe Geduld, Ausdauer – und einen Plan: Das Wichigste ist – das Kuscheltier ist immer dabei! Wenn das Kind den Teddy immer beim Entspannen und Trösten dabeihat, kann er im Laufe der Zeit ganz vertraut und dem Kind eine "kleine Heimat" werden. Er kann dem Kind sogar auch nachts helfen, wenn die Mama neben dem Kleinen schläft.

Das beste Vorgehen in der Nacht

Zur besten Schlafenszeit müssen Sie dem Baby möglichst schnell eine Beruhigung signalisieren, also moderat helfen, wenn es plötzlich oder aus Gewohnheit der letzten Monate aufwacht. Dann ist das gefragt, was wir Mediziner eine "Weiterschlafsprache" nennen: "Sch sch sch," "alles gut" – das sind so die Laute, die wirken. Klopfen Sie vorsichtig auf den Popo, wiegen sanft das Kleine im Arm, singen und summen sie Schlaflieder. Etwas umbetten hilft auch. Oder kurz streicheln. Und geben Sie das von tagsüber vertraute Kuscheltier ins Ärmchen. Ganz wichtig: nicht automatisch die Flasche anbieten. Nachts Getränke anzubieten ist der falsche Weg zur Beruhigung. Versuchen Sie, das Fläschchen peu à peu abzugewöhnen: Verdünnen Sie die Milch, füllen Sie von Mal zu Mal weniger in die Flasche und verzögern Sie immer länger das Trinken zeitlich nach hinten. Denken Sie daran: Ein Kind lernt es, die Kalorien und Flüssigkeit tagsüber zu sich zu nehmen. Und es lernt von Ihnen, dass Weiterschlafen ohne Flasche, mit Kuscheltier und Eigenanteil gelingen kann.

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