
Als ich schwanger war, waren mein Mann und ich uns sicher, dass unser Kind gut schlafen würde. Meine Eltern haben mich als Baby sogar mal vergessen, weil ich immer und überall schlafen wollte. Zudem sind mein Mann und ich sehr entspannte Menschen – das Baby würde also genau nach uns kommen. Dachten wir. Aber: Es kam natürlich nicht nach uns! Der Stöpsel schlief die ersten Monate nur auf mir drauf – und zwar robbte er so lange von der Brust nach oben, bis er mit dem Kopf unter meinem Kinn lag. Das schien für ihn DIE Schlafensposition schlechthin zu sein – für mich war sie eine Katastrophe, da mein Kopf völlig überstreckt war und ich normalerweise NIE auf dem Rücken schlafe. Aber was tut man nicht alles für ein paar Stündchen "Ruhe" ...
Mein Hinterteil nimmt Platz im Beistellbett
Ich weiß nicht mehr genau wann, aber irgendwann wurde das Schlafdefizit zu groß. Alle Versuche, den Kleinen im Beistellbettchen direkt neben mir abzulegen, scheiterten. Also verfrachteten wir ihn in ein Nestchen, das zwischen mir und meinem Mann lag. Da unser Bett aber nur 1,60 Meter breit ist, war das ganz schön eng. Und nicht gerade ruhig, weil unser Sohn im Schlaf gerne alle Gliedmaßen von sich streckt und sich wild durch die Gegend wühlt. Mein Po lag also regelmäßig im Beistellbettchen – immerhin konnte ich so auf der Seite schlafen und hatte ein wenig mehr Platz. Trotz allem war diese Konstellation immer noch weit entfernt von erholsamem Schlaf (wobei es den im ersten Babyjahr vermutlich ohnehin nur sehr selten gibt).
MUSS das Kind unbedingt im eigenen Bett schlafen?
Somit waren wir uns in einer SEHR müden Minute am Frühstückstisch einig: Wir lagern unseren Sohn in sein eigenes Bettchen in sein eigenes Zimmer aus. Ich hatte ein besonders hübsches Exemplar gekauft (was dem Kind natürlich völlig egal war) und dieses extra mit den "Fischfreunden", seinem Lieblings-Mobile vom Wickeltisch, geschmückt. Zunächst schlief er relativ gut in der neuen Umgebung ein, doch es dauerte nicht lange, bis er uns regelmäßig nachts alle paar Stunden mit lautem Schreien aus dem Schlaf riss und natürlich nicht mehr ohne uns einschlafen wollte. Tagsüber waren wir alle gerädert. Mein Mann fuhr völlig übermüdet zur Arbeit, ich schleppte das Kind in der Trage durch die Gegend, damit es sein Schlafdefizit der Nacht nachholen konnte und schlief dabei fast selber beim Laufen ein.
Er will Nähe – ich will Schlaf
In dieser Zeit wälzte ich unedlich viele Ratgeber und probierte die absurdesten Dinge aus, die einem in Internetforen vorgeschlagen werden (ich habe ihn allerdings nie schreien lassen – so gut hat der Verstand damals zum Glück noch funktioniert).
Irgendwann dämmerte es mir: Alles, was er will, ist Nähe. Und alles, was ich will, sind ein paar Stündchen Schlaf. Also zog ich aus dem Schlafzimmer aus und errichtete für ihn und mich in seinem Zimmer ein gemeinsames Nachtlager auf einer 1,60-Meter-Matratze auf dem Boden.
Unsere individuelle Lösung – für uns passt's – egal, was andere sagen
Eigentlich sollte diese Lösung nur vorübergehend sein. Aber mittlerweile ist mein Sohn nun knapp sechs Jahre alt und wir schlafen dort noch immer gemeinsam. Und zwar richtig gut!
Jüngere Menschen ohne Kinder finden das häufig seltsam (hätte ich, bevor ich Mama wurde, vermutlich auch). Und ältere Menschen, deren Kinder schon längst aus dem Haus sind, finden es meistens nicht gut. Ein Kind müsse lernen, alleine zu schlafen, heißt es dann.
Mir sind diese Meinungen mittlerweile tatsächlich völlig egal, denn ich glaube, dass jede Familie für sich die passende Konstellation finden muss. Jedes Kind ist anders, aber auch jeder Erwachsene. Mein Mann kommt null zur Ruhe, wenn unser Sohn sich neben ihm durchs Bett wühlt. Mich hingegen stört es überhaupt nicht. Müsste ich hingegen erst aufstehen und ins Nachbarzimmer rennen, wäre ich anschließend komplett wach. Mein Mann muss morgens häufig schon um sechs Uhr das Haus verlassen, der Stöpsel und ich schlafen locker bis 7.30 Uhr, kuscheln dann noch eine Runde und starten ausgeschlafen in den Tag. Wir alle bekommen so also den Schlaf und die Nähe, die wir brauchen. Warum sollten wir das ändern, wenn wir doch alle davon profitieren?
Bleibt dann nicht die Zweisamkeit mit dem Mann auf der Strecke?
Ich werde übrigens auch sehr oft gefragt, ob die Zweisamkeit zwischen mir und meinem Mann dabei nicht auf der Strecke bleibt. Nein, tut sie nicht! Denn wenn das Kind – wohlgemerkt in seinem eigenen Zimmer – schläft, haben wir die ganze Wohnung für uns alleine. Gelegenheiten gibt es somit immer – man muss sie nur wahrnehmen. Und ganz nebenbei bemerkt sind wir auch vor der Geburt unseres Sohnes nicht nachts während des Schlafens übereinander hergefallen ...