Dieser Artikel enthält unter anderem Produkt-Empfehlungen. Bei der Auswahl der Produkte sind wir frei von der Einflussnahme Dritter. Für eine Vermittlung über unsere Affiliate-Links erhalten wir bei getätigtem Kauf oder Vermittlung eine Provision vom betreffenden Dienstleister/Online-Shop, mit deren Hilfe wir weiterhin unabhängigen Journalismus anbieten können.

Der Himmel ist blau, die Sonne ist gelb, Pflanzen sind grün – und das Leben ist bunt! Mit Kindern umso mehr. Ab wann Babys welche Farben bevorzugen und wieso das so ist, lest ihr hier.
Die Entwicklung des Sehvermögens im Überblick
Neugeborene
In den ersten Wochen nach der Geburt sehen Babys noch verschwommen und unterscheiden vor allem hell und dunkel, da ihre Netzhaut noch nicht vollständig entwickelt ist und ihre Sehzellen nicht ausgereift sind. Die Welt ist für sie vor allem schwarz-weiß und grau. Sie können nur etwa 20 bis 30 Zentimeter weit sehen. Gesichter und Gegenstände, die nur etwa zehn Zentimeter von ihnen entfernt sind, nehmen sie am besten wahr. Sie reagieren vor allem auf kontrastreiche Muster, Bewegungen und Licht.
1 bis 2 Monate
Die Sehfähigkeit verbessert sich allmählich. Babys können nun Objekte in der Nähe fokussieren und beginnen vermehrt, Farbkontraste wahrzunehmen.
3 bis 4 Monate
Die Augenmuskulatur und die Hand-Augen-Koordination verbessern sich. Babys fangen nun an, Farben besser zu unterscheiden und beginnen, ihre Umgebung genauer zu erkunden.
5 bis 8 Monate
In dieser Zeit vollzieht sich ein großer Entwicklungssprung: Die Welt für Babys wird nun bunt. Die Sehfähigkeit verbessert sich rapide und ab jetzt können sie Farben erkennen. Anfangs allerdings noch nicht alle. Zu Beginn können Babys vor allem kräftige und kontrastreiche Farben wie Rot, Blau und Gelb gut erkennen. Pastellfarben oder zarte Nuancen werden erst später differenziert wahrgenommen. Sie können nach und nach nicht nur Farben, sondern auch Formen unterscheiden, ihre Augenmuskulatur entwickelt sich und sie können Objekte genauer fokussieren. Das Baby kann jetzt einschätzen, ob ein Gegenstand zum Greifen nah ist oder zu weit entfernt. Sie können Details in ihrer Umgebung besser erkennen, nach vertrauten Gesichtern oder Spielzeugen suchen und ihre Augen gezielt auf Objekte richten.
9 bis 12 Monate
Das Sehvermögen ist vollständig entwickelt. Die bunten Geschenke zum ersten Geburtstag kann das Baby also bestens erkennen.
Welche Farben sehen Babys am besten?
"Auch wenn sich der Mythos hartnäckig hält: Babys sind nicht farbenblind! Auch nicht direkt nach der Geburt", sagt die britische Forscherin Dr. Anna Franklin. Babys haben sogar direkt nach der Geburt ihre erste Lieblingsfarbe, und zwar alle die gleiche: Rot! Das haben Forscher des britischen "Sussex Baby Lab" um Dr. Franklin herausgefunden. Der Grund: Die Farbe Rot kennen die Kleinen bereits aus der Zeit im Mutterleib, denn dort scheint das Licht durch die durchblutete Bauchwand wie durch einen dunkelroten Vorhang. Deshalb wickeln viele Hebammen Neugeborene auch in rote statt in weiße Handtücher; die Farbe soll beruhigend wirken.
Die Farbe Blau können Neugeborene am schwersten erkennen. Das liegt daran, dass Blau eine kurzwellige Farbe ist und im Auge von sogenannten S-Zapfen entschlüsselt werden muss. Das muss das Babyauge erst mal trainieren. Und: Von den drei Zapfen-Arten im menschlichen Auge haben wir von den sogenannten Blau-Zapfen am wenigsten. Können Babys Blau mit etwa vier Monaten aber gut sehen, mögen sie die Farbe sehr.
Mit drei bis vier Monaten kann ein Baby Farben gut erkennen. Neben dem starken Rot-Ton lieben die Minis jetzt auch knalliges Orange und strahlendes Lila. Laut der "Sussex Baby Lab"-Studie interessieren sich nur ein Drittel der Säuglinge für Grün und nur ein Viertel für Gelb. Das ist von der Natur so eingerichtet, denn Kinderaugen haben eine sehr hohe Reizschwelle, um nicht überfordert zu werden. Das bedeutet: Nur was grell und kontrastreich ist, wird am Anfang des Lebens wirklich wahrgenommen. Das Farbspektrum bildet sich mit den Jahren weiter aus. Zarte Pastelltöne können übrigens erst Jugendliche genauso gut unterscheiden wie Erwachsene.
Die Entwicklung der Sehfähigkeit gezielt unterstützen
Vor allem in den ersten Monaten ist es sinnvoll, buntes Spielzeug und Bilderbücher in kräftigen Farben anzubieten, um die Farbwahrnehmung zu trainieren und die visuelle Entwicklung zu unterstützen.
Farben, die für Babys leicht zu erkennen sind, erregen ihre Aufmerksamkeit am besten. Für Neugeborene eignen sich Schwarz-Weiß-Kontraste, da sie in den ersten Wochen nach der Geburt noch keine Farben unterscheiden können.
Die folgenden kontrastreichen Spielzeuge sind für Babys besonders geeignet:
- Schwarz-Weiß-Bilderbücher: Bücher mit starken Kontrasten sind ideal für Neugeborene, da sie ihre Aufmerksamkeit erregen und ihre Sehfähigkeit stimulieren.
- Kontrastreiche Spielzeuge: Plüschtiere oder Spielzeuge mit starken Mustern und Farben sind ebenfalls eine gute Wahl, um Babys visuelle Wahrnehmung zu fördern.
- Mobiles: Über dem Wickeltisch oder dem Babybett ist ein idealer Platz für Mobiles mit kontrastreichen Formen und Farben. Sie regen Babys an, ihnen mit den Augen zu folgen und unterstützen auch die motorische Entwicklung, da sie versuchen, danach zu greifen.
- Spielzeuge mit Spiegeln: Spielzeuge, die kontrastreiche Muster und Spiegel kombinieren, sind ebenfalls beliebt bei Babys, da sie ihre Neugier wecken und ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst zu entdecken.
Rosa ist auch eine Jungenfarbe
Auch wenn die Konsumgüterindustrie es hartnäckig ignoriert: Viele kleine Jungs mögen Rosa gern. Dafür soll es zwei Gründe geben. Zum einen ähnelt Rosa der Baby-Lieblingsfarbe Rot, und die Kinder assoziieren damit Nähe und Schutz. Zum anderen wirkt der sanfte Pastellton beruhigend, unaufdringlich und besänftigend. Allerdings endet die Vorliebe der Jungs meist im Alter von etwa vier Jahren. Dann setzt der gesellschaftliche Farb-Kodex ein, und Rosa wird von den Kita-Kindern häufig als "Mädchenfarbe" abgestempelt. Schade eigentlich!
Kinder sehen besser Farben als Formen
Bis zum vierten Lebensjahr nehmen Kinder Farben deutlich intensiver wahr als Formen. Das ist vor allem in ihren Zeichnungen gut zu erkennen: Die sind in den ersten Lebensjahren ja oft eher bunt als formschön. Auch Erwachsene sehen übrigens Farben und Formen nicht als Einheit. So wird zum Beispiel ein roter Ball erst nur als rot und als rund wahrgenommen, bis das Gehirn das Gesehene zusammenfügt und als roten Ball identifiziert.
Ab wann können Kinder Farben benennen?
Kinder beginnen in der Regel im Alter von etwa zwei bis drei Jahren damit, Farben zu benennen – wenn sie sprachlich und kognitiv dazu in der Lage sind. Zunächst können sie meist Grundfarben wie Rot, Blau, Gelb, Grün, Orange, Lila und Rosa richtig zuordnen.
Generell gilt jedoch: Wann Kinder anfangen, Farben zu benennen, variiert individuell, und nicht jedes Kind beginnt damit zur gleichen Zeit.
Eltern können die Entwicklung der Farberkennung und -benennung bei ihren Kindern unterstützen, indem sie ihnen dabei helfen, Farben in ihrer Umgebung zu identifizieren, Farben in Büchern und Spielsachen benennen und so das Farbverständnis spielerisch fördern.
Quelle: www.sussex.ac.uk/babylab/
Autorin: Merle von Kuczkowski