Expertenstimme

Musikalische Früherziehung – wann und wie sie sinnvoll ist

Das Baby kann kaum krabbeln, schon soll es in die Musikschule? Wir haben einen Experten gefragt, ob es gut ist, wenn Kinder schon früh mit Musik in Kontakt kommen. Und wie die Förderung am besten aussieht. 

Vater übt mit seinem Baby Xylophon-Spielen© iStock/Rawpixel
Musikalische Früherziehung – so kann sie sinnvoll sein.

Der (Leistungs-)Druck unter Eltern ist teilweise enorm hoch. Am besten sollte das Kind gleich von früh an eine Fremdsprache lernen, zum Turnen gehen und Musikunterricht nehmen, oder? Mehr und mehr machen sich – zum Glück – Stimmen breit, dass zu viele Termine alles andere als förderlich sind. Und oftmals sogar eher nach hinten losgehen. Liebe Eltern, entspannt euch also und nehmt euch – auch euren Babys zuliebe – lieber mehr Zeit zusammen zu Hause, statt von einem vermeintlichen Pflichttermin zum nächsten zu hetzen. Das gilt auch bezüglich musikalischer Früherziehung. Darauf wollen wir in diesem Artikel genauer eingehen.

Der Einfluss von Musik auf Babys

Musik prägt Babys schon im Mutterleib. Babys können im letzten Teil der Schwangerschaft Melodien lernen – und sie sogar im Langzeitgedächtnis speichern. Musik hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Babys und Kindern und es ist gut, wenn sie bereits in frühen Lebensjahren damit in Kontakt kommen. Doch viele Eltern fragen sich, inwiefern sie diesen Kontakt aktiv fördern müssen. Sollte ich mein Baby schon in Musikgruppen anmelden? Oder mein Kleinkind in den Musikunterricht bringen? 

Babys in der Musikschule?

Nein, sagt Jonas Gößling, Gründer der Musik-App "flowkey": "Grundsätzlich: Im Kleinkind- und Babyalter muss man nicht zum Unterricht gehen oder das Kind in irgendwelchen Gruppen anmelden. Stattdessen lieber zu Hause viel Musik hören, gemeinsam singen und Instrumente zum Ausprobieren – vielleicht eine Trommel oder ein kleines Keyboard – zur Verfügung stellen. So können Eltern bei ihrem Nachwuchs eine nachhaltige Begeisterung für Musik schaffen."

Optimale musikalische Früherziehung aus: ohne Druck, mit Freude

Bei musikalischer Früherziehung sollte das Ziel sein, die Freude an Musik zu wecken. Eltern können dieses Interesse unterstützen, indem sie ihren Kindern Musikstücke zeigen und sie mit Instrumenten spielen lassen. So erleben Kinder die nachgewiesenen Vorteile von musikalischer Früherziehung, ohne dabei Druck zu erfahren. Es geht nicht darum, sofort ein Instrument zu erlernen, sondern die Begeisterung für Musik und Rhythmus zu entwickeln, die einen später zu einem echten Instrument führen kann. 

Bitte keinen Unterricht in den ersten drei Lebensjahren

Deshalb seien Unterricht und spezielle Musikgruppen am Anfang eher nebensächlich: "Es kann sicherlich etwas bringen, Unterricht oder Gruppen auszuprobieren, wenn man merkt, dass das Kind richtig Interesse an Musik hat", so Gößling. "Aber man verpasst nichts, wenn man das nicht macht. Die meisten Kinder fangen mit sechs bis acht Jahren an, ein 'richtiges' Instrument zu lernen, und das reicht völlig aus. Vorher bietet es sich an, das Interesse auf eine spielerische Art und Weise zu wecken."

Letztendlich gilt wie so oft, seinen eigenen und für die eigene Familie passenden Weg zu finden. Beobachtet euer Kind dafür genau und sprecht mit ihm. Am wichtigsten ist, ohne Druck Freude an der Musik zu wecken.

Quellen: