Faktencheck

Ist es für mein Baby sicher im Auto zu schlafen?

Viele Babys und auch Kleinkinder und Kinder lieben es im Auto einzuschlafen. Aber ist das überhaupt unbedenklich? Wir haben für euch recherchiert.

Ein Baby, das im Auto eingeschlafen ist. © iStock/Jelena Stosic
Mal wieder im Auto eingeschlafen. Für Babys nicht ungewöhnlich - aber auch sicher?

Viele Babys mögen es im Auto selig einzuschlummern. Und für uns Mütter und Väter kann das Nickerchen auch sehr erholsam sein. Schließlich gibt es kaum etwas Nervenaufreibenderes als ein schreiendes Baby im kilometerlangen Stau. Und kennt nicht jeder Eltern, die sich schon mal verzweifelt ans Steuer gesetzt haben, nur damit der Nachwuchs eeeeendlich einschläft?! Denn das Surren des Motors und das Ruckeln des Autos scheint auf Babys magisch zu wirken, erinnert es doch stark an die beruhigenden Geräusche im so vertrauten Mutterleib. 

Aber habt ihr euch auch schon mal gefragt, ob es überhaupt sicher für Babys ist, während der Autofahrt einzuschlafen? Und wenn ja, wie lange? Und wie ist das bei größeren Kindern? Welche Anforderungen gibt es an einen Kindersitz bzw. an eine Babyschale? Alle Infos zu diesem Thema findet ihr in diesem Text. 

Ganz grundsätzlich betrachtet ist es kaum zu verhindern, dass Babys vor allem noch sehr junge Säuglinge, im Auto einschlafen. Schließlich ist der Schlafbedarf in diesem Alter noch extrem hoch. Aber auch bei kleineren und größeren Kindern kommt es immer mal vor, dass sie auf längeren Autofahrten früher oder später einschlummern. Grundsätzlich spreche bei Kindern erstmal nichts gegen ein Schläfchen, betont Katja Legner, Unternehmenssprecherin beim ADAC, wenn einige Vorkehrungen getroffen werden: "Wichtig ist es immer, dass das Kind gut im Kindersitz fixiert ist. Dass dabei der Kopf nach vorne fallen bzw. seitlich auf die Schultern kippen kann, ist nicht optimal – weder für die Erholung des Kindes noch für den Unfallschutz." 

Wenn Kinder im Auto einschlafen ...© iStock/Orbon Alija
Negativbeispiel: "Beide Kinder sind hier nicht optimal im Auto festgeschnallt", weiß Kindersitz-Expertin Katja Leger. 

So bitte nicht!

"Die Wangen der Sitze sind bei den beiden Kindern im Bild oben zu breit und zu hoch, um den Kopf eines schlafenden Kindes in der Mitte zu halten. Außerdem verläuft der Diagonalgurt nicht optimalerweise auf Schulterhöhe, sondern darüber (rechtes Kind). Beim linken Kind ist die Sache noch gefährlicher: Das Kind droht aus dem Gurt herauszurutschen, hier greift nicht einmal der Beckengurt, der straff auf den Oberschenkeln bzw. über den Hüftknochen aufliegen sollte, um das Kind gut auf dem Sitz zu fixieren."

Die 3 wichtigsten Tipps zur Sicherheit von Kindern im Auto

Entscheidend für die Sicherheit von Kindern im Auto sind generell drei Faktoren, stellt Katja Leger vom ADAC heraus:

  1. Der fachgerechte Einbau von Iso-Fix-Basisteilen bzw. das richtige Befestigen der Babyschale bzw. des Kleinkindersitzes mit dem Autogurt
  2. Das korrekte Anschnallen des Babys bzw. Kindes in der Babyschale bzw. im Kindersitz
  3. Die passende Größe des Kindersitzes – nicht zu früh in die nächste Größe wechseln, denn Muskulatur des Kindes und Gurtgeometrie sind jeweils aufeinander abgestimmt und Sitze für größere Kinder stehen meist aufrechter.

Dieses Gadget kann Kinder während des Schlafens im Auto helfen

Empfehlenswert für Kinder ist das Gadget "NapUp". Es handelt es sich um eine zusätzliche Kopfstütze, die mit zwei Gurten an der Rückenstütze des Kindersitzes befestigt werden kann. Wenn das Kind einschläft, wird das integrierte Stirnband nach unten geklappt und es wird damit verhindert, dass der Kopf des schlafenden Kindes nach vorne fällt. Die Seitenwangen des "NapUp" liegen dabei eng am Kopf des Kindes an. "Diese Stützhilfe ist zwar zulässig, weil sich bei einem Unfall das mit Druckknöpfen befestigte Stirnband löst. Entscheidend jedoch ist, ob das Kind diese Stützhilfe toleriert", so Katja Leger. 

Die ADAC-Sprecherin empfiehlt außerdem Nackenkissen. Sie stützen ebenfalls den Kopf des Kindes und werden entweder lose oder mit einem Klettverschluss zum Befestigen angeboten: "Sie sind sicherheitstechnisch unbedenklich, wichtig ist jedoch, die jeweils passende Kissengröße zu wählen." Und auch hier gilt: Das Kind muss das Produkt akzeptieren, sonst lohnt jede Anschaffung nicht.

Babys sollten nicht (unbeaufsichtigt!) in einer Babyschale schlafen

Bei Babys sieht die Sache etwas anders aus. Sie müssen nicht nur extrem gut in ihrer Babyschale geschützt sein, welche im besten Fall rückwärts gerichtet auf dem hintern Platz befestigt ist. Sie sollten auch nicht ohne Aufsicht in ihrer Babyschale schlafen.

Beim Unfall sicher, aber ...

Einige Modelle für Kinder bis zu 18 Monaten verfügen inzwischen über mehrere Liegendstufen, damit die Position, vor allem bei Isofix-Befestigungen, nicht zu steil ist – und so schlafen Babys natürlich noch eher ein. "Im Rahmen unseres Kindersitztests führen wir Frontalaufprallversuche in den maximal zulässigen Einstellungen durch. Auch Sitze für größere Kinder mit den Hosenträgergurten bieten fast immer Neigungsstufen zum Schlafen an, die wir ebenfalls abtesten. Hier hat die Ruheposition meist keinen nennenswerten Einfluss auf den Unfallschutz, wobei die Reboarder-Sitze im Vergleich zu den Sitzen in Fahrtrichtung bei den ADAC Crashversuchen etwas besser abgeschnitten haben", so Katja Leger. Aber es gibt noch einen weiteren Sicherheitsaspekt, der bei Babys zu bedenken ist.

Gefährliche Atemprobleme in der Babyschale

Was wenn die Kleinsten nun also in ihrem Reboarder auf einer Autofahrt einschlummern? Dann ist das natürlich nicht sofort ein Grund zur Sorge. Aber sobald ihr zuhause seid, solltet ihr euren kleinen Schatz umbetten – es sei denn, ihr könnt ihn durchgehend beobachten. Der Hintergrund: Laut einer neuseeländischen Studie können bei Babys lebensbedrohliche Atemprobleme auftreten, wenn diese längere Zeit unbeaufsichtigt (!) in der Babyschale schlafen. So berichtet es der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf seiner Website "Kinderärzte im Netz" und erläutert: "Sofort nach dem Einschlafen sackt laut der Untersuchung der Kopf von kleinen Kindern nach vorne und der Unterkiefer presst sich auf den Brustkorb. Durch diesen Druck wird die Einatmung erschwert, zusätzlich verengen sich durch die gekrümmte Haltung noch die Atemwege im Rachen. Die betroffenen Kinder waren noch kein halbes Jahr alt. Da in diesem Alter der Kopf in Relation zum Körper noch sehr groß und schwer ist, fällt er im Schlaf leicht nach vorne." Aus diesem Grund raten die Experten vom unbeaufsichtigten Schlafen im Autositz ab. 

So sichert ihr euer Baby beim Schlafen im Auto zusätzlich ab:

  • Nur kurze Nickerchen im Auto einplanen. 
  • Insbesondere mit Neugeborenen sollte man auf lange Autofahrten noch verzichten.
  • Einen Spiegel im Auto anbauen, sodass ihr euer Baby jederzeit auch auf der Rückbank im Blick habt.
  • Am besten auf der Rückbank direkt neben das Baby setzen, wenn ihr einen weiteren Fahrer an Bord habt.
  • Zuhause das Baby im Idealfall umbetten bzw. in der Babyschale durchgehend im Blick behalten.