Farbe, Geruch, Konsistenz

Stuhlgang beim Baby: Was ihr WIRKLICH wissen müsst!

Wieso ist der Windelinhalt plötzlich grün? Was ist, wenn der Stuhlgang stinkt? Und wenn er nicht raus will? Fragen über Fragen. Und die beschäftigen viele Eltern ungemein. Dieser (Farben-)Guide hilft.

Ist alles okay? Wie muss der Stuhlgang vom Baby aussehen? Das fragen sich viele Eltern beim Wickeln.© Foto: iStock/skynesher
Ist alles okay? Wie muss der Stuhlgang vom Baby aussehen? Das fragen sich viele Eltern beim Wickeln.

Der Windelinhalt des eigenen Babys sorgt unter Eltern für viel Gesprächsstoff. Das können Nicht-Eltern meist nicht wirklich nachvollziehen, schütteln den Kopf oder verdrehen angewidert die Augen. Auch ich fasste mir an den Kopf, als ich (noch) kinderlos solche Themen bei meinen Freundinnen belauschte. Aber jetzt weiß ich: Der Stuhlgang vom Baby kann bei Mama und Papa ganz schön zu Kopfzerbrechen führen. "Häh, der Stuhlgang ist grün! Ist mein Kind gesund?" "Was ist, wenn der Stuhlgang stinkt?" "Was, wenn er nicht raus will?" "Trinkt es genug?" All das sind Fragen, die einen gerade als Neu-Mama beschäftigen. Schließlich wollen wir alle, dass es unseren Kleinen gut geht. Und der Windelinhalt kann eben die unterschiedlichsten Farben annehmen – von grün über gelb bis hin zu schwarz. 

Judith Herrmann (dreifache Mama, Hebamme, Arzthelferin und Kinderheldin-Expertin) hat uns einige Fragen beantwortet, die sich Eltern sonst eher nur hinter vorgehaltener Hand zuflüstern.

Kurz zusammengefasst:

  • Nicht ungewöhnlich: Babys Stuhlgang verändert sich im 1. Lebensjahr ständig.
  • Als normal gelten sämtliche Braun- und Gelbtöne (auch ocker, schwarzgrün oder hellgelb).
  • Ab zum Kinderarzt heißt es etwa bei grün-schaumigem, blutigem oder weißlichen Windelinhalt, bei stechendem Geruch oder Durchfall.
  • Auch bei schwarzem Stuhlgang (kein Kindspech und wenn vorher keine Eisenpräparate gegeben wurden) bitte zum Kinderarzt gehen.
  • Mit der Beikosteinführung können die Farben und Konsistenzen ständig wechseln.

Stuhlgang bei Babys: Die Farbe verrät so einiges über die Gesundheit

Wenn die Kinder noch klein sind, tendieren Eltern dazu, beim Wickeln etwas genauer hinzuschauen. Geht es meinem Baby gut? Ist die Konsistenz normal? Stimmt etwas mit der Verdauung nicht? Der Windelinhalt bzw. Farbe, Menge, Geruch und Konsistenz des Stuhlgangs kann uns einiges über die Gesundheit unseres Sprösslings verraten. Doch wann genau verfärbt sich eigentlich der Stuhlgang eines Babys? 

Die Farbe kann euch Aufschluss über folgende drei Dinge geben:

  1. Was wurde gegessen?
  2. Liegt eine (ernsthafte) Erkrankung vor?
  3. Handelt es sich um eine temporäre Verdauungsstörung?

Es folgt ein kleiner Überblick über die häufigsten Verfärbungen von Babys Stuhlgang.

Dunkelgrüner bis schwarzer Stuhlgang: Kindspech

Die Stuhlgang-Premiere eines Neugeborenen kann überraschen, denn sie sieht etwas ungewöhnlich aus: "Der erste Stuhlgang des Babys – auch Kindspech bzw. Mekonium genannt – ist sehr zäh und dunkelgrün bis schwarz", erklärt Hebamme Judith Herrmann. Er besteht unter anderem aus eingedickter Galle, Hautzellen und Haaren – all das hat das im Mutterleib zusammen mit dem Fruchtwasser geschluckt. Das Kindspech scheidet der Säugling normalerweise in den ersten drei Tagen nach der Geburt aus. Es ist nahezu geruchlos. Sollte dies nicht der Fall sein, dann fragt eure Hebamme oder euren Kinderarzt um Rat.

Findet ihr kleine schwarze Flecken im Stuhl? Das kann darauf hindeuten, dass euer Baby Blut geschluckt hat. Moment, wie bitte? Keine Angst, das ist nichts Ungewöhnliches und passiert zum Beispiel, wenn Mama etwa eine Brustwarzenverletzung hat. Meistens völlig harmlos.

"Wenn es sich bei schwarzem Stuhl nicht um Kindspech handelt, liegt eine solche Färbung meist an altem geronnenem Blut. Dies kann aus dem Magen-Darm-Trakt kommen und sollte in jedem Fall vom Kinderarzt abgeklärt werden", so die Expertin.

Grüner Stuhlgang beim Baby – was steckt dahinter?

Judith Herrmann sagt: "Ganz zu Beginn – also in der Übergangsphase vom Kindspech zum Muttermilch- bzw. Flaschenstuhl – kann grüner Stuhlgang aufgrund von hypoallergener Nahrung (HA-Nahrung) auftreten. Viele dünne, grüne Stühle können ein Hinweis auf einen Magen-Darm-Infekt sein." Und warum wird der Stuhlgang grün? Meist ist der höhere Laktoseanteil in der Muttermilch Schuld! Dieser beschleunigt nämlich die Darmtätigkeit der Kleinen und der Gallenfarbstoff Bilirubin kann nicht komplett "umgebaut" werden.

  • Dunkelgrüner Stuhlgang: Nach dem Kindspech wird der Stuhl durch das Trinken der Milch dünnflüssiger (Übergangsstuhl). Häufig findet man auch kleine, gelbe Pünktchen im grünen Stuhlgang. Flaschenkinder können auch grünen Stuhl haben. Zum Beispiel, wenn der Nahrung Eisen zugesetzt oder HA-Nahrung gefüttert wird.
  • Hellgrüner, flüssiger Stuhl beim Baby: Häufig wird das Kindspech vom sogenannten "Spritzpups" abgelöst. Kein Witz, so nennen Hebammen diese flüssige, hell-grünliche Darmausscheidung. Sie können nämlich von jetzt auf gleich durch die Gegend fliegen – bis zu zwei (!) Meter weit. Der Auslöser: die bläulich-weiße Übergangsmilch, welche die Mama nach dem Kolostrum circa zwei Wochen lang produziert.
  • Grüner Stuhlgang beim Baby: Euer Baby bekommt schon Beikost? Dann ist grüner Stuhlgang nicht ungewöhnlich und lässt in den meisten Fällen auf bestimmte Lebensmittel schließen (z.B. Spinat). Aber: Wenn euer Kind grünlichen Stuhl hat und gleichzeitig sehr weinerlich ist oder gar Fieber hat, kann auch eine Unverträglichkeit oder ein Infekt dahinterstecken. Ab zum Kinderarzt!
  • Grüner, schaumiger Stuhl mit stechendem Geruch: Vorsicht!­ Auf jeden Fall zum Kinderarzt gehen. Eine Infektion kann der Grund dafür sein. Aber: Mütter, die stillen, sollten weitermachen. Denn ihre Mutter­­milch enthält schützende Inhaltsstoffe, die bei einer Infektion helfen können.

Gelber Stuhlgang bei Babys

Die meisten Gelbtöne sind völlig normal. Vor allem scheiden in den ersten Wochen gelben Muttermilchstuhl aus. Die Farben reichen hier von senf- bis hellgelb. Die Konsistenz ist meist weich und eher flüssig. Sein Geruch ist kaum wahrnehmbar.

  • Gelblicher, fester Stuhlgang: Häufig riecht der Stuhl erst mit der Beikosteinführung allmählich intensiver. Doch Babys, die das Fläschchen bekommen, produzieren seltener den Spritzpups (siehe oben) und schon gar nicht den besagten Milchstuhl. Eltern können bei ihnen schon vor dem ersten Brei einen intensiven Geruch wahrnehmen.
  • Ockergelb bis orangegelber Stuhl: Wenn euer Baby neben Milch dann auch Beikost bekommt, nimmt der Stuhl häufig eine ocker- bis orangegelbe Farbe an. Völlig normal und kommt durch die Ernährung. Das Gelb kommt zum Beispiel durch Milchprodukte, Eier oder stärkehaltige Nahrungsmittel wie Kartoffeln. Kommen allerdings Beschwerden wie Bauchweh, Krämpfe oder Fieber dazu, sucht lieber einen Arzt auf.

Roter Stuhlgang beim Baby: Ist das Blut in der Windel?

Manchmal entdecken Eltern auch eher ungewöhnliche Stuhlverfärbungen. Doch bei einer (hell-)roten Farbe kommt man besonders ins Stocken und Grübeln. Hier kann beispielsweise auch Rote Beete dahinterstecken. Wenn euer Kleinkind kein kleiner Rote Beete-Fan ist, dann heißt das vermutlich, dass es sich um blutigen Stuhl handelt. Bitte sucht den Kinderarzt auf. 

Judith Herrmann weiß: "Roter Stuhl ist ein Hinweis auf eine frische Blutung oder Verletzung, zum Beispiel am After." Mikrorissen am After können etwa bei Verstopfungen und zu festem Stuhl auftreten. "Roter Stuhl kann auch aufgrund einer Kuhmilcheiweißunverträglichkeit auftreten. Auch hier sollte der Kinderarzt zurate gezogen werden."

Wie anfangs schon erwähnt (siehe schwarzer Stuhlgang) kann eine schwarze Färbung auch an altem geronnenem Blut liegen, etwa aus dem Magen-Darm-Trakt resultierend. Bitte auf jeden Fall zum Arzt gehen. "Weitere mögliche Gründe können Infektionen sein – oder Unverträglichkeitsreaktionen auf Medikamente oder Lebensmittel. Je größer der Anteil der roten Bestandteile im Stuhlgang des Babys ist, desto dringlicher ist das Aufsuchen eines Kinderarztes", so Herrmann. Extrem selten: Bei dunkelrotem Stuhl kann eine Darmblutung vorliegen. Dann bitte umgehend in die nächste Kinderklinik begeben.

Grauer bis weißlicher Stuhl beim Baby

Grau-weißlicher Stuhl tritt meist in Kombination mit einem dunklen Urin auf. "Er kann ein Hinweis auf eine Leberentzündung sein", sagt Judith Herrmann. "Diese kommt in der Regel aber sehr selten vor." Tritt ein solcher Stuhlgang auf, sei eine klinische Abklärung zwingend notwendig.

  • Grauer Stuhlgang: Bei einem grau-weißlichen, eher trockenem Stuhl kann ein übermäßige Kalzium- und Natrium-Aufnahme Ursache sein. Gab es vielleicht mal mehr Kuhmilch als sonst? Säuglinge können die Milch der Kuh noch nicht so gut vertragen, weshalb auch in der Breizeit nur sparsam damit umgegangen werden sollte. Besser mit Wasser mischen und die Kuhmilchmenge langsam steigern, maximal 200 Milliliter pro Tag (im Milchbrei) sollten es sein. Wenn ihr noch nicht mit Beikost gestartet habt, kann grauer Stuhl beim Baby auch ein Alarmsignal für Gallen- oder Leberprobleme sein. Ein Grund, den Kinderarzt aufzusuchen.
  • Weißer Stuhlgang: Ist der Windelinhalt weißlich oder quasi farblos? Dann müsst ihr schnell handeln und am besten in der nächsten Klinik anrufen. Eine fehlende Stuhlfarbe kann darauf hindeuten, dass der Gallenfarbstoff nicht mehr in den Darm gelangt. Die Gallenausscheidung ist gestört.
  • Weiße Punkte oder Striche: Wenn im (normal) brauen Stuhl eures Kindes kleine weißliche Striche zu sehen sind, können Würmer der Grund dafür sein. Oder Lebensmittel, die nicht richtig verdaut wurden (z.B. Reis). Im Zweifel lieber einmal ärztlich abklären lassen.

Wodurch entsteht ein komischer Farbmix?

Mit Einführung der Beikost kann es vorkommen, dass der Windelinhalt auch entsprechend der Lebensmittel aussieht, die im Brei verarbeitet wurden. Die Farbe, der Geruch sowie die Konsistenz können jetzt andauernd (je nach Nahrung) wechseln. Dunkelbraun bei dunklem Fleisch, grün bei Spinat, rot bei Roter Beete. Und was ist, wenn der Stuhl stinkt? Auch ganz normal, wenn euer Baby nun Brei oder feste Nahrung bekommt. Die Darmausscheidungen können auch Stücke enthalten (zum Beispiel Möhrchenstücke) – auch das ist meist kein Grund zur Sorge. Sollten die Ausscheidungen völlig ungewöhnlich aussehen und euch unsicher werden lassen, dann klärt das Ganze mit eurem Kinderarzt oder eurer Hebamme ab.

Brauner bis gelber Stuhl: Alles normal, oder was?

Als Eltern ist es immer gut, zu wissen, wenn alles in bester Ordnung ist. Welche Stuhlgangverfärbungen sind also normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen? "Sämtliche Braun- und Gelbtöne sind völlig harmlos", sagt die Expertin.

Hilfe, mein Baby hat keinen Stuhlgang mehr. Wann besteht Grund zur Sorge?

In der Regel ist alles in Ordnung, wenn es sich um ein paar Tage handelt. Judith Herrmann erklärt: "Bei gestillten Kindern ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sie fünf bis sieben Tage keinen Stuhlgang haben." Bei Flaschenkindern erfolge dieser in der Regel alle zwei Tage. "Solange es dem Baby gut geht, besteht kein Grund zur Sorge. Bei verstärkten Bauchschmerzen, Spucken oder Unruhe sollte jedoch immer Rat bei der Hebamme oder beim Kinderarzt gesucht werden."

Stuhlgang fördern: Baby kann Stuhlgang nicht rausdrücken – was hilft?

Was tun, wenn der Stuhlgang nicht rauswill? Das ist keine Seltenheit. Besonders am Anfang muss der Darm erstmal in Schwung kommen. "Das ist eine Frage, die uns Hebammen häufig erreicht. Hier bewirken Wärme und eine sanfte Bauchmassage oft Wunder", so Judith Herrmann. Hierfür könnt ihr ein kleines Kirschkernkissen aufwärmen und auf das Bäuchlein eures Kindes legen. Massieren immer nur ganz sanft und leicht mit einem oder zwei Fingern rund um den Bauchnabel (gern auch mit einem Tropfen Babyöl). Nichts hilft? Kümmelzäpfchen können ein (schnelles) Wunder bewirken. Fragt aber vorher eure Hebamme.

Was macht Babys Stuhlgang weich? 

Wenn es mit dem großen Geschäft mal nicht klappen will oder er einfach viel zu hart ist, sind Eltern oftmals auf der Suche nach einem Mittel, das Erleichterung bringt. Doch die Expertin sagt: "Während des Stillens bzw. dem Füttern mit dem Fläschchen ist es nicht notwendig, etwas zuzugeben. Wenn überhaupt kann Milchzucker ausprobiert werden, allerdings führt dieser häufig zu mehr Blähungen." Mit der Beikosteinführung sollte auf ballaststoffreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Birne, Apfel, Zucchini etc. gesetzt werden – und auf die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit geachtet werden.

Wie oft haben Babys Stuhlgang? Was ist normal – bei Stillkindern bzw. Flaschenbabys?

Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist wirklich von Baby zu Baby verschieden. Nicht jedes Kind macht jeden Tag Groß! "Bei Stillkindern ist zwischen mehrmals täglich bis hin zu fünf bis sieben Tagen ohne Stuhlgang alles normal. Bei Flaschenkindern ist mehrmals täglich bis mindestens alle zwei Tage üblich", erklärt die Expertin.

Die liebe Christina von stillenistliebe hat auf Instagram folgende nützliche Grafik veröffentlicht:

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