
Habt ihr schon einmal etwas vom Tourniquet-Syndrom gehört? Nein? Dann geht es euch vermutlich wie den meisten Eltern. Bei diesem medizinischen Notfall wickelt sich ein Haar oder ein Faden eines Kleidungsstücks um ein Körperteil des Babys und schnürt dieses ab. Dieses Phänomen tritt zum Glück nur sehr selten auf – im Netz finden sich aber immer wieder Bilder von abgeschnürten Zehen oder Fingern, mit denen betroffene Eltern andere Eltern warnen wollen.
Was passiert, wenn sich beim Baby ein Haar um den Zeh gewickelt hat
Das Tourniquet-Syndrom, auch Stauschlauch-Syndrom genannt, tritt vermehrt in den ersten Lebensmonaten eines Babys auf. Und "Schuld" ist meistens leider die Mutter, die in dieser Zeit durch das Stillen vermehrt an Haarausfall leidet. Beim Anziehen oder beim Waschen gelangen Haare in die Söckchen oder den Schlafsack, die sich dann wie eine Schlinge um ein oder mehrere Zehen des Babys legen. Durch das Strampeln zieht sich diese Schlaufe immer enger zusammen, sodass letztlich die Blutzufuhr unterbrochen wird. Bleibt diese Blutsperre längere Zeit unentdeckt, kann das nicht mehr durchblutete Gewebe absterben und eventuell sogar zu einer Amputation des Zehs führen. Außerdem kann das abgestorbene Gewebe auch für eine Blutvergiftung sorgen.
Wie Eltern das Tourniquet-Syndrom bemerken können
Leidet das Baby am Stauschlauch-Syndrom, wird es versuchen, auf seine Notlage aufmerksam zu machen. Betroffene Eltern berichten, dass ihre Babys unruhig waren und viel geweint haben. Häufig wird der strangulierte Zeh erst entdeckt, wenn alle anderen Ursachen wie eine volle Windel, Hunger, Bauchweh oder Nähebedürfnis ausgeschlossen werden konnten. Ein Zeh mit Stauschlauch-Symptom lässt sich dann aber für gewöhnlich schnell erkennen: Er ist dick geschwollen, rot und berührungsempfindlich. Das Haar, das sich um den Zeh gewickelt hat, unterteilt diesen deutlich in zwei Bereiche. Auf dem folgenden Bild kann man das Tourniquet-Syndrom deutlich erkennen:
Das Haar um Babys Zeh lässt sich mit Enthaarungscreme lösen
Ist der Zeh bereits rot und geschwollen, sollten Eltern sofort einen Kinderarzt oder eine Notaufnahme aufsuchen. Das Tourniquet-Syndrom ist ein medizinischer Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss.
Ist noch keine Schwellung oder Rötung vorhanden, können Eltern auch versuchen, das Haar selber zu lösen. Oftmals ist das allerdings gar nicht so leicht, da das Haar schon in die Haut oder sogar das Fleisch einschneidet. Mit einer Lupe, Pinzette und Nagelschere (sehr vorsichtig!) kann man versuchen, unter das Haar zu gelangen, um es durchzuschneiden. Eine andere Möglichkeit ist Enthaarungscreme, die auf die betroffene Stelle gegeben wird. Wichtig: Anschließend den Zeh gut abspülen und desinfizieren, da das Haar gegebenenfalls für eine offene Wunde gesorgt hat. Anschließend sollte der kleine Patient auf jeden Fall dem Kinderarzt vorgestellt werden, um auf Nummer sicher zu gehen.
Im folgenden Video könnt ihr euch anschauen, wie genau ihr das Haar mit Enthaarungscreme entfernen könnt >>>
Das Tourniquet-Syndrom tritt auch an Fingern oder am Penis auf
Zehen sind beim "hair tourniquet" am häufigsten betroffen. Vermutlich, weil die Füße oft im Schlafsack oder in Söckchen stecken. Haare können sich aber auch um Finger wickeln – und bei Jungen auch um den Penis. Eltern sollten beim Wickeln also darauf achten, dass keine losen Haare in die Windel gelangen. Und gerade wenn Mütter unter Haarausfall in der Stillzeit leiden, sollten die Füße des Babys regelmäßig kontrolliert werden. Zudem kann es helfen, nach dem Waschen Socken und Schlafsäcke auf links zu ziehen und nach Haaren abzusuchen.