
Durch meine Babykurse bekomme ich immer eine Menge mit – und viele Themen, über die sich Neu-Mamis austauschen, wiederholen sich natürlich: Es geht ums Schlafen, ums Stillen, den Beikost-Start. Eine Sache aber, die hat sich aber extrem verändert, seitdem ich selbst vor zwölf Jahren erstmals Mama wurde.
Denn als mein Größter 2010 zur Welt kam war, da gingen ein paar aus unserer Mama-Gruppe zum Babymassage-Kurs. Das war dann aber auch schon alles in Sachen "Wellness" für die Minis. Inzwischen haben frischgebackene Mamas ganz offensichtlich die Qual der Wahl: Gehe ich zum Baby-Floating? In die Säuglings-Salzgrotte? Oder doch lieber in die Therme, natürlich mit Besuch in der Baby-Bio-Sauna?
Gefühlt täglich hört man von neuen Angeboten: Anfang Februar eröffnete ganz bei uns in der Nähe, im niederrheinischen Moers, der "Babybeach" – ein sogenanntes Kinder-Inhalatorium, in dem die Kleinen in Salz- und Vernebelungsräumen spielen können. An 30 Standorten gibt es das Konzept schon. In Düsseldorf, ebenfalls nicht weit entfernt, gibt es seit einigen Jahren sogar einen echten "Baby-Spa", den meine Freundin Lisa kürzlich mit ihrer Tochter testete.
Baby-Spa: Ein bisschen wie in Mamas Bauch
"Es war echt nett, da herrscht eine schöne Atmosphäre, eigentlich so, wie man es auch bei einem Spa-Bereich für Erwachsene erwarten würde", erzählte sie mir. "Wir waren vier Mamas, und schon in der Umkleide war es total entspannt. Ganz anders, als ich das von unserem Babyschwimmkurs kenne. Marla war 15 Minuten im Floating-Becken, fand es anfangs seltsam, hat es dann aber sehr genossen."
26 bis 29 Euro fallen für die besondere Bade-Einheit an. Das sogenannte Floating ist eine von der englischen Schwimmtherapeutin Laura Severus entwickelte Hydrotherapie. "Ein spezieller Schwimmring sorgt dafür, dass das kleine Köpfchen über Wasser bleibt – Arme und Beine sind frei, können strampeln und schwerelos durchs warme Wasser gleiten", erklärt mir Tanja Holzmann. Die fünffache Mama ist Hebamme und Markenbotschafterin für das Unternehmen Mabyen (das nicht nur den Düsseldorfer Baby-Spa betreibt, sondern auch eine eigene Babypflegelinie entwickelt hat). "Floating ist so superschön für Babys zwischen zwei Wochen und sechs Monaten, weil es an die geborgene Zeit im Mutterleib erinnert."
Krabbelkäfer-Massage für das Nesthäkchen
So weit, so nachvollziehbar. Aber was ist mit den Anwendungen für Kleinkinder und Schüler? Brauchen Kids tatsächlich schon Wellness-Angebote?
Als wir neulich im Salzburger Land urlaubten, machten wir den Test. Das Hotel Kesselgrub in Altenmark wirbt mit einem speziell entwickelten Kinder-Wellness-Programm für die kleinen Gäste. Hier gibt es sogar Maniküre und Pediküre für die Kids – mein fünfjähriges Nesthäkchen aber wählt die "Krabbelkäfer-Massage" (15 Minuten für 18 Euro).
"Alles, was den Großen guttut, tut auch den Kindern gut", erklärt mir Kosmetikerin Moni, während Matti sich auf der Massageliege sichtlich entspannt und es tatsächlich schafft, die Viertelstunde ruhig liegen zu bleiben. "Wir leben in einer hektischen Zeit. Die Kleinen bekommen den Stress von den Eltern mit, und die Schulkinder erleben mit ihrer komplett durchgetakteten Freizeit einen ganz anderen Druck als wir früher. Deshalb ist es aus meiner Sicht eine gute Idee, ihnen Auszeiten zu gönnen, so wie wir es mit uns selbst ja auch tun."
Meine Tochter entscheidet sich für die Schokomassage, mein großer Sohn Henri probiert die Gesichtsmaske für Teenager (je 34 Euro) – und fühlt sich danach ziemlich "frisch", findet seine Haut deutlich weicher als vorher.
Fußreflexzonen-Massage als Einschlafritual
Unsere Kids genießen die Verwöhn-Einheit, sind sich bewusst, dass sie hier gerade etwas Besonderes bekommen. Denn klar ist auch: Jede Woche oder jeden Monat könnten wir uns das definitiv nicht leisten. Das müsse aber auch gar nicht sein, erklärt uns die Kosmetikerin: "Eltern können genauso gut zu Hause Spa spielen. Mit einer Fußmassage am Abend zum Beispiel: Auf der Fußsohle spiegelt sich die ganze Psyche, die Nervenbahnen hier sind mit allen Organen des Körpers verknüpft. Sanfter Druck regt die Durchblutung an, entspannt, ist einfach gesund für Körper und Geist."
Schön ist übrigens, wenn man dabei selbst noch etwas davon hat. Kennt ihr die Massageschlange? Alle Familienmitglieder sitzen hintereinander, massieren jeweils den vor sich Sitzenden. Ab und zu wird durchgetauscht, damit jeder mal auf dem besten Platz an der Spitze sitzt, auf dem man einfach nur entspannen darf. Auch super: Backt euch gegenseitig eine imaginäre Pizza auf dem Rücken (inklusive "Teig" kneten natürlich). Oder malt euch Gegenstände mit dem Finger auf die nackte Haut – der andere muss raten, was es ist. Geht bei Schulkindern auch gut mit Buchstaben.
Die Idee finde ich schön. Und ich beschließe, den Wellness-Trend für Kinder nicht mehr so sehr zu belächeln wie ich das anfangs tat: Tatsächlich spricht ja nicht viel dagegen, sich bzw. den Minis ab und zu mal ein Verwöhnprogramm zu gönnen, wenn der Kontostand es zulässt. Und ansonsten werden wir ab sofort zu Hause bewusste Entspannungseinheiten einbauen.
Autorin: Ann-Katrin Stutzmann