Stillen

Milchbildung anregen: Mehr Milch fürs Baby

Egal ob deine Stillzeit noch bevorsteht oder ob du schon mittendrin bist, ein Thema beschäftigt fast alle Mütter: die Milchmenge. Hebamme Franziska Luck, selbst zweifache Mutter mit Stillerfahrung, kennt Tricks und Tipps, wie sich die Milchbildung anregen lässt.

Gerade am Anfang der Stillzeit sind sich viele Mütter nicht sicher, ob sie genügend Milch für ihr Baby haben.© Foto: Getty Images/miodrag ignjatovic
Gerade am Anfang der Stillzeit sind sich viele Mütter nicht sicher, ob sie genügend Milch für ihr Baby haben.

Während deiner Schwangerschaft hast du dich sicher schon oft mit dem Thema auseinandergesetzt. Versuche, dich nicht verrückt zu machen, ob alles gut klappen wird. Denn wie die Stillzeit letztendlich läuft, und ob du genügend Milch produzierst oder nicht, kann keiner vorhersehen. Du kannst zur Vorbereitung nicht viel tun, außer dich etwas zu informieren. Bei gut 90 Prozent der Frauen klappt es mit dem Stillen. Doch jeder Start kann schwer sein.

Im besten Fall hast du eine Hebamme, die dir mit Rat und Tat zur Seite steht. Es gibt aber auch ausgebildete Still-Beraterinnen oder Stilltreffs, an die du dich bei Problemen wenden kannst. Lass dir auf jeden Fall im Krankenhaus zeigen, wie du dein Baby richtig an die Brust anlegst. Zur Not klingelst du zu jedem Anlegen, damit du dir sicher bist, dass du und dein Baby auf dem richtigen Weg seid. Die meisten Krankenhäuser haben auch ein Stillzimmer, in dem du jemanden findest, der dir helfen kann. Das Wichtigste beim Stillen ist in jedem Fall ein guter Start, denn die ersten 14 Tagen sind die ausschlaggebende Zeit für die Milchbildung und somit entscheidend für den Verlauf deiner Stillzeit. Hierbei geht es insbesondere um die Menge an Muttermilch, die dein Körper produzieren kann.

Die Milchproduktion kannst du teilweise selbst beeinflussen – es gibt einige Dinge, die du tun kannst, um die Menge zu steigern und so den Bedarf deines Babys zu stillen.

Häufiges Stillen hilft, die Milchproduktion anzuregen

Dies ist wohl einer der einleuchtendsten Tipps. Denn beim Stillen geht es immer um Angebot und Nachfrage. Je mehr dein Kind trinkt und somit Milch "bestellt", desto mehr Muttermilch bildet dein Körper. Dein Kind wird von ganz alleine anfangen, sich häufiger zu melden, wenn der Bedarf an Muttermilch steigt. Dieses häufigere Melden bezeichnet man als "clustern" oder auch "Clusterfeeding". Viele Mütter – und auch Baby-Fachlektüren – beschreiben diese Phasen als Wachstumsschübe. Diese treten bei fast allen Kindern zu ähnlichen Zeiten auf. Durch das häufigere Anlegen schüttet dein Körper das Milchbildungshormon Prolaktin aus, dieses regt die Produktion an. Am meisten wird die Milchbildung übrigens während des Stillvorgangs an sich angeregt. Wenn die Brustwarzen gereizt und wund sind, kann jedes Anlegen – vor allem, wenn du häufig stillst – extrem schmerzhaft sein. Dies wird aber mit der Zeit besser, wenn die Brustwarzen abgeheilt sind. Achte immer auf das korrekte Anlegen (das Baby nimmt nicht nur die Brustwarze, sondern auch einen Teil des Warzenvorhofs in dem Mund) und pflege deine Brustwarzen nach dem Stillen mit natürlichem Lanolin.

Wie genau soll ich abpumpen, um die Milchbildung zu steigern?

Regelmäßiges Stillen ist wichtig für die Milchbildung, aber nicht immer möglich. Einige Kinder sind nach der Geburt nicht fit genug und melden sich zu wenig. Auch wenn dein Kind auf einer Kinderstation liegt, kann es notwendig sein, Milch abzupumpen. Dies macht man in der Regel mit einer elektrischen Pumpe, denn diese ist effektiver und unkompliziert in der Anwendung. Du kannst auch eine Handpumpe verwenden, wenn du nicht sehr häufig auf das Pumpen angewiesen bist. Eine elektrische Milchpumpe musst du dir bei medizinischer Indikation (also, wenn es medizinische Gründe gibt) nicht kaufen, sondern du bekommst sie auf Rezept vom Gynäkologen oder Kinderarzt. Wenn du dein Kind gar nicht anlegen kannst, solltest du alle drei Stunden pumpen, da dies der Intervall ist, in dem du normalerweise stillen würdest. Wenn du deine Milchmenge steigern möchtest, bietet es sich an, nach dem Stillen zu pumpen. Starte anfänglich mit einmal am Tag für fünf Minuten und schaue, wie sich deine verfügbare Milchmenge verändert. Übertreibe es nicht, sonst hast du bald zu viel Milch und kannst in einen unangenehmen Milchstau geraten. Ganz wichtig: Das Baby selbst sollte beim Anregen der Milchmenge immer Vorrang gegenüber der Milchpumpe haben. Denn keine Milchpumpe der Welt kann so gut und effektiv die Muttermilchmenge steigern wie dein Baby. Wenn du auf das Pumpen angewiesen bist, hilft es, Bilder von deinem Baby dabei anzuschauen. Es ist bewiesen, dass so die Milch besser fließt und du auch mehr Muttermilch pumpen kannst. Ein toller Tipp ist auch, Babysocken über die Flaschen, in die du pumpst, zu ziehen. Denn so kontrollierst und stresst du dich nicht mit der Menge, die schon unten angekommen ist. Stress wirkt einem guten Milchfluss entgegen.

Hochwertiger (!) Stilltee kann die Milchbildung fördern

In Drogeriemärkten findest du verschiedene Stilltees. Die günstigen Varianten sind häufig Fenchel-Anis-Kümmel-Tees, diese helfen aber leider nicht wirklich dabei, die Milchmenge zu steigern. Die teuren Stilltees sind hier deutlich besser, insbesondere aufgrund der effektiv milchbildenden Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Bockshornklee (hierzu weiter unten mehr). Ich persönlich schwöre auf den Stilltee von Weleda, da er diese wichtigen Inhaltsstoffe ent­hält und die Milchmenge tatsächlich steigern kann. Wichtig ist hier, darauf zu achten, dass du ihn in Maßen trinkst. Denn zu viel "guter" Tee kann schnell auch für zu viel Muttermilch sorgen.

Malzbier zur Steigerung der Muttermilch

Vielleicht hast du schon von der milchbildenden Wirkung von Bier gehört und dich womöglich darüber gewundert. Aber es stimmt: Bier kann helfen, die Milchmenge zu steigern. Extrem wichtig: Das Bier muss unbedingt alkoholfrei sein. Am besten zur "0 Prozent"-Variante greifen, denn die ist garantiert ohne Restalkohol. Viele stillende Mütter greifen deshalb auch gern zu Malzbier, da dieses ebenfalls effektiv helfen kann. Der Nachteil bei Malz­bier: Es enthält sehr viel Zucker und somit viele Kalorien. Der Nährstoff­bedarf von stillenden Mamas ist zwar deutlich erhöht, sollte jedoch lieber durch gesunde Ernährung als mit kalorienreichem Malzbier gedeckt werden.

Bockshornklee-Kapseln können die Milchbildung anregen

Es gibt tatsächlich ein kleines Wun­dermittel für Mütter, die über zu wenig Milch klagen: Bockshornklee (wie beim Tee schon erwähnt). Dieser kann nachweislich die Men­ge um bis zu 20 Milliliter Muttermilch am Tag steigern. Für den winzig kleinen Magen eines Babys ist das ganz schön viel. Bockshornklee­ Kapseln bekommt man in der Apotheke, auch online. Bitte streng an die Packungsbeilage halten oder die Dosierung mit der Hebamme bespre­chen. 

Keine Diät in der Stillzeit

Während der Stillzeit solltest du dich natürlich gesund und ausgewogen ernähren. Dies hat aber keinen extremen Einfluss auf die Steigerung deiner Milchmenge. Wenn du dich schlecht ernährst, wird es einen Einfluss auf dich haben, aber nicht auf die Qualität der Milch. Du wirst nach einiger Zeit unter Umständen Mangelerscheinungen haben, da dein Körper das Baby und die Muttermilchproduktion als höhere Priorität einstuft als dich selbst. Muttermilch zu produzieren verbraucht doppelt so viel Energie wie schwanger zu sein. Das sind um die 500 Kalorien am Tag, wenn du voll stillst. Ausreichend zu trinken ist ebenfalls wichtig, aber es steigert nicht effektiv die Menge der Milch. Iss in dieser Zeit etwas mehr, sodass du auf deine tägliche Kalorienmenge kommst. Auf keinen Fall solltest du in der Stillzeit eine Diät machen.

Fazit

Es gibt viele Möglichkeiten, die Milchmenge zu steigern. Einige helfen dir vielleicht, andere nicht. Stillen ist Teamwork zwischen dir und deinem Baby. Manchmal hilft es, einige ruhige Tage zu Hause mit Kuscheln und Stillen einzulegen, und schon läuft die Milch wieder besser. Irgendwann ist das Limit der möglichen Milchproduktion einfach erreicht. Egal wie lange und wie viel du stillen kannst: Du bist eine gute Mutter. Eine gute Mutter misst man nicht an der Menge ihrer Milch.

Autorin: Franziska Luck

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