Keine Sorge

Expertenrat: Das könnt ihr tun, wenn ihr ein Speikind habt

Speikind oder Spuckbaby nennt man die Kinder, die nach dem Trinken viel und häufig spucken. Manchmal fragen sich Eltern, ob bei der Spuckmenge überhaupt noch etwas vom Getrunkenen im Bäuchlein verbleibt. Eine Expertin hat Tipps. 

Mama hält spuckendes Baby.© iStock/Andrey Zhuravlev
Ein Speikind bereitet seinen Eltern oftmals Sorge.

Wenn ihr auch ein Kind habt, das viel spuckt, kennt ihr sicher den tröstend gemeinten Spruch: "Speikinder sind Gedeihkinder". Doch das viele Spucken kann für die Eltern ganz schön nervenaufreibend und belastend sein. Vor allem, weil die ständige Sorge mitschwingt, ob das Kind ausreichend ernährt wird. Eine Expertin hat Tipps, wie ihr mit eurem Spuckbaby umgehen könnt, um euch das Leben hoffentlich ein wenig zu erleichtern.

Warum kommt es zum Spucken?

Etwa 70 Prozent der Säuglinge spucken in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten. Das Zurückfließen des Mageninhalts in die Speiseröhre und das anschließende Ausspeien bezeichnet man offiziell als Reflux. Die Intensität des Refluxes sowie die Ursachen können dabei sehr unterschiedlich sein und werden bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Säuglings durch den Kinderarzt abgeklärt. Tritt das Spucken unmittelbar in den Tagen nach der Geburt auf, ist in der Regel die betreuende Hebamme eine kompetente Person, um zu beurteilen, ob das im Rahmen des "Normalen" liegt oder weitere Untersuchungen gemacht werden sollten.

Der Ringmuskel zwischen Speiseröhre und Magen ist bei Säuglingen oftmals noch nicht stark genug oder entspannt im falschen Moment. Man spricht hierbei von einem funktionellen Reflux. Aufgrund eines vollen Magens oder anderen physikalischen und physiologischen Auslösern kann es dann dazu kommen, dass der Säugling spuckt. Das Spucken ist zu unterscheiden von Erbrechen, da noch keine Anverdauung stattgefunden hat, und es in der Regel direkt nach der Nahrungsaufnahme erfolgt.

Wann hört das Spucken auf?

Ein normaler Reflux tritt bei den meisten Säuglingen mehr oder weniger intensiv auf und vermindert sich etwa ab dem 6. Lebensmonat, wenn der Magenringmuskel seine volle Funktionsfähigkeit erlangt. Spätestens nach zwölf bis 18 Monaten ist es mit dem Spucken dann vorbei. Ob der Säugling mit Muttermilch oder Ersatzmilch gefüttert wird, hat im Übrigen keinen Einfluss auf das Spuckverhalten.

Für Eltern hat das Spucken viele Facetten. Neben der alltäglichen Sorge fallen enorme Wäscheberge an, man weiß nicht, ob man sich "aus dem Haus trauen kann", und auch Babys zarte Haut kann durch den ständigen Kontakt mit der Flüssigkeit gereizt sein. 

Expertentipps für Speibabys und Spuckkinder

Dr. Karin Mehling ist dreifache Jungsmama aus Bayern und selbstständig mit ihrem Label "Speiki". 2020 kam ihr zweiter Sohn zur Welt: Er war goldig, gesund – und ein Speikind. Normale Spucktücher reichten nicht aus, also nähte die promovierte Germanistin kurzerhand ihr eigenes Hilfsmittel. Das funktionierte so gut, dass sie damit in Serie ging und ihr Einzelunternehmen gründete. Mit ihren Produkten möchte sie nun Eltern helfen, mehr Sein und weniger Tun in den Alltag zu lassen. Auf ihrer Website findet ihr mehr Informationen und kleine Helferlein. Hier hat Karin Mehling extra für euch Tipps zusammengestellt, die euch im Umgang mit einem Speibaby helfen können:

Spuckbaby: Tipps für den Umgang

  1. Verzichte auf Gifte: Verzichte auf Koffein und Nikotin - beide Stoffe gelangen in die Muttermilch und erhöhen die Säurekonzentration der Milch im Rückfluss. Diese reizt bei häufigem Spucken Rachen und Speiseröhre des Säuglings. Koffein und Passivrauchen wirken zudem entspannend auf den sogenannten "Magenpförtner", also den Muskel, der den Magen zur Speiseröhre hin abschließt. 
  2. Ruhe! Versuche, bei Stillen Ruhe auszustrahlen, damit auch dein Baby sich entspannt. Leichter gesagt als getan, oder? Doch ein ruhiges Kind spuckt weniger. 
  3. Richtiges Anlegen. Das Spucken wird begünstigt, wenn dein Baby beim Trinken Luft schluckt. Deshalb ist wichtig, dass du dein Baby richtig an deiner Brust anlegst. Auch wenn du bereits Mama bist und schon Erfahrung im Stillen hast, lass dich ggf. nochmals von deiner Hebamme oder einer Stillberaterin beraten. Denn jedes Kind is(s)t anders! Ausstreichen und Blockstillen können helfen, wenn deine Brüste prall gefüllt sind und das Anlegen schwierig ist. 
  4. Falls du mit der Flasche fütterst: Verwende ein nicht zu großes Saugloch, um Luftschlucken zu vermeiden. Es gibt von einigen Hersteller auch Sauger mit Antikolikventilen. Auch wichtig: Rühre die Ersatzmilch (verwende evtl. AR-, also Anti-Reflux-Milch) vorsichtig an und schüttle sie nicht, damit keine Luftblasen entstehen.) Sollte Schaum entstanden sein, schöpfe ihn ab und füttere ihn nicht mit.
  5. Hungeranzeichen erkennen: Versuche, rechtzeitig Hungeranzeichen deines Säuglings zu erkennen, damit es nicht hektisch trinkt. Auch bei zu schnellem Trinken gelangt Luft in den Magen, die das Aufstoßen verstärkt. 
  6. Mach mal Pause! Damit dein Baby (das gilt sowohl für Still- als auch für Flaschenkinder) genug Zeit hat, die aufgenommene Milch sich im Magen setzen zu lassen: Mach kleine Pausen während der Mahlzeit. Nutze die Unterbrechungen, um zu schmusen oder auch die Windel zu wechseln. Es ist wichtig, dass das Baby zwischendurch die Möglichkeit bekommt, Bäuerchen zu machen. 
  7. Öfter, dafür weniger: Lieber mehrere kleine als wenige große Mahlzeiten füttern. 
  8. Aufrechte Haltung: Halte dein Baby während und vor allem nach dem Stillen aufrecht. Die Schwerkraft unterstützt dabei, die Milch im Magen zu halten. Je nach Baby hilft es, wenn du das bis zu einer halben Stunde nach der Fütterung
machst. Bitte lagere dein Baby (wie oftmals früher empfohlen) nicht im Bett aufrecht (z. B. durch eine erhöhte Matratze). Das kann die Gefahr des plötzlichen Kindstods erhöhen. Wenn du die Hände frei haben möchtest, probiere es doch auch mal in deinem (waschbaren!) Tragetuch! 
  9. Wie hält man ein Baby am besten, wenn es spuckt? Nimm dein Baby aufrecht in die Arme und stütze, wenn möglich, seinen Kopf und seine Stirn ab. Bewahre auf jeden Fall Ruhe und beruhige das Baby. Dabei kann auch sanftes Streicheln über den Rücken helfen. 
  10. Baumwoll- bzw. Musselintücher können wertvolle Begleiter in dieser Zeit sein, damit man nicht ständig die eigene oder die Kleidung des Babys waschen muss. 

Mama-Tipps für einen entspannten Alltag mit Spuckbabys

Da Karin Mehling selbst erfahrene Mama eines Speikindes ist, kann sie authentische Tipps für den Alltag weitergeben, die sie selbst gesammelt und erarbeitet hat:

Wenn du Speikind-Mama oder -Papa bist, dann kennst du die Herausforderungen im Alltag gut. Sicher hast du schon viele Tipps gelesen, was du tun kannst, um das Spucken zu mindern. Manchmal helfen die Tipps, manchmal auch nicht. Letztlich bleibt eines unveränderlich: Wenn du ein Spuckbaby hast, hast du ein Spuckbaby. Daran wirst du nicht viel ändern können. Was du jedoch tun kannst: Die Umstände den Gegebenheiten anpassen. Oder anders gesagt: Nachhaltig mit dem Spucken und seinen Folgen umgehen lernen. Damit kannst du Extra-Touren deiner Waschmaschine vermeiden und Textilien (und Nerven) schonen. Mit diesen Tipps kann das klappen:

  1. Wickle vor oder während des Stillens. Du hast dein Baby gestillt und möchtest nun dem entspannten Etwas die Windel wechseln. Schlechte Idee. Damit die Windel gut sitzt, ziehst du den Klebestreifen an und drückst ihn vorne fest. Und damit auf den Bauch, in dem ein winziger Magen gerade versucht, eine Menge Milch bei sich zu behalten. Das Ergebnis: Die Milch schwappt oben wieder heraus. 
    Deshalb mein Tipp: Wickle am besten vor dem Stillen oder mach eine kurze Pause während des Stillens. 
  2. Warte mit dem Umziehen. Wenn du jetzt denkst, dass du beim Wickeln ja auch gleich die neuen Klamotten anziehen kannst, dann rate ich dir: Mach es lieber nicht. Vor allem nicht, wenn du gerade vor hast, das Haus zu verlassen oder ins Bett zu gehen. Warte lieber eine halbe Stunde nach dem Stillen und zieh dein Baby dann um. Sicher ist sicher. Und du sparst Wäsche.

  3. Warte mit dem Umziehen. Nein, das ist kein Tippfehler und du siehst auch nicht doppelt. Dieses Mal meine ich DICH. Warte damit, dich selbst umzuziehen. Denn sonst kannst du auch deine Wäsche gleich mitwaschen.

  4. Leg dein Baby nicht aufs Sofa. Wenn du Lieblings-Textilien hast oder eine Lieblings-Tante mit Sofa, dann leg dein Spuckbaby nach dem Stillen dort lieber nicht ab. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Selbst mit Polsterreiniger können Fleckenränder und ein Restgeruch bleiben. Also: Alles, was nicht in die Waschmaschine passt, passt nicht zu deinem Speikind. 
  5. Spiel nicht Flieger-Baby. Klar, wirst du sagen, das ist doch naheliegend! Ja, das stimmt. Doch es stimmt auch, dass dein Baby so unglaublich süß ist, dass du es herumwirbeln und hochheben willst, damit es kichert und gluckst. Nur das in deinem Fall dein Baby dann vielleicht auch spuckt. Und das willst du nicht im Gesicht haben. Glaub mir! (Ach ja: Und verzichte vielleicht auch auf Babybauch-Massage. Oder nimm dir nur die Füßchen vor.) 

Autorin: Irlana Nörtemann und Gastautorin: Dr. Karin Mehling