
Oma und Opa, Mama und Papa, Töchterchen und der Vierbeiner ... alle unter einem Dach.
Nicola Heldt und ihre Familie haben 100 Quadratmeter Wohnfläche in Brandenburg in einem mühevollen Planungs- und Bauprozess verdoppelt, damit drei Generationen gemeinsam leben. Eine mutige Entscheidung, die nicht leichtfertig getroffen werden sollte, wie die 31-jährige PR-Beraterin betont, aber von der alle profitieren. Im Interview verrät sie uns von ihren Erfahrungen in ihrem Dreigenerationenhaus, wie ihr gleichnamiger Instagram-Account heißt.
Dreigenerationenhaus: Wie kam es zu der Idee, mit deinen Eltern zusammen zu ziehen, liebe Nicola?
Die Idee ist mehr oder minder aus der Not des überteuerten Berliner bzw. Brandenburger Immobilien-Markts entstanden und war dann eine buchstäbliche Schnapsidee, die zur Realität wurde. Anstatt also ein weiteres Haus mit Grundstück zu kaufen, haben wir beschlossen, das bereits vorhandene Haus umzubauen und dort zusammen zu leben.
Euer Haus ist ein Erbstück: Ist dein Mann darin aufgewachsen?
Das Haus wurde gebaut, als er bereits ein Teenager war. Er hat also nur ein paar Jahre hier gelebt. Fun Fact: Auch damals diente das Haus bereits als Mehrgenerationenhaus.
Als mein Mann das Haus damals geerbt hat, haben wir es gemeinsam mit meinen Eltern ausgeräumt. Wir waren zu dem Zeitpunkt als junges Paar noch nicht bereit, aus der Stadt herauszuziehen – vor Corona, Kind und Hund – meine Eltern aber schon. Und so sind die beiden erst einmal zur Miete eingezogen.
Wie lange habt ihr insgesamt umgebaut und wann seid ihr dann schlussendlich eingezogen?
Der Planungsprozess hat circa ein Jahr gedauert. Im Oktober 2023 haben wir dann mit dem Umbau und der Aufstockung begonnen und über den Winter gebaut. Mit minimaler Verzögerung konnten wir im Mai 2024 dann bereits einziehen.
Wie habt ihr euch aufgeteilt? Deine Eltern oben, ihr unten?
Nicht ganz. Meine Eltern bewohnen in ihrer Einliegerwohnung die Hälfte des Original-Bungalows. Die andere Seite sowie die obere Etage bewohnen wir mit unserer Tochter.
So weit draußen, ohne Späti – das konntet ihr euch erst nicht vorstellen. Hattet ihr noch weitere Bedenken, vor dem Umbau? Haben sie sich verworfen?
Das war tatsächlich eine kleine Umstellung. Respekt hatten wir auch vor dem Pendeln in die Stadt, zur Arbeit oder um Freunde zu treffen. Das ist hier schon eine andere Nummer, wenn man die Bahn verpasst oder Ersatzverkehr ist. Am Ende gewöhnt man sich dann aber doch an vieles und jetzt planen wir morgens mehr Zeit ein und sind dadurch womöglich ein wenig gelassener geworden.
Und wie ist das Landleben vs. Berliner Citylife nun tatsächlich?
Obwohl wir nur 20 Minuten von Berlin entfernt sind, fühlt sich der Alltag hier bewusster an. Es ist wie eine Pause für das zentrale Nervensystem. Ich steige hier aus dem Zug und merke direkt, wie der Stress von mir abfällt und ich ruhiger werde. Es klingt abgedroschen, aber die Weite und die Nähe zur Natur machen einen riesigen Unterschied.
Hatte dein Mann auch mal einen Moment des Zweifelns, so als Schwiegersohn? 😉
Das glaube ich sicher. Zum Glück haben mein Mann und meine Eltern zu meiner Studienzeit schon einmal eine Weile zusammen gewohnt - damals noch auf weniger Quadratmetern. Das schweißt zusammen.
Wie sieht eurer Familienalltag zu sechst jetzt aus? Gibt es einen typischen Tagesablauf?
Unter der Woche sehen wir Erwachsene uns recht wenig – jeder hat seinen Alltag. Dafür werden Wocheneinkäufe und Erledigungen am Wochenende oft gemeinsam gemeistert. Und sonntags gibt es ein großes Familienfrühstück.
Was sind für dich die eindeutigen Vorteile des Zusammenwohnens?
Die eingebaute Kinderbetreuung schadet sicher nicht. Außerdem kann man die Arbeit, die so ein Haus mit sich bringt, ganz toll aufteilen. Meine Mutter ist zum Beispiel eine großartige Gärtnerin und damit automatisch die Chefin vom Gemüsebeet. Ich kann prima planen und Inspirationen sammeln, während mein Mann und mein Vater Alleskönner sind und unsere Ideen umsetzen. Dabei merke ich aber vor allem, dass wir eine engere Bindung untereinander aufbauen und das ist wohl das Schönste am Dreigenerationenhaus.
Welche Generation profitiert wohl am meisten?
Aktuell ziehen wir sicherlich viele Vorteile daraus, dass meine Eltern uns unterstützen und auch mal spontan auf den Hund oder unsere Tochter aufpassen können. Das gibt uns Flexibilität, Sicherheit und endlich wieder Date-Nights. Langfristig soll die Wohnsituation aber natürlich auch dafür sorgen, dass die beiden im Alter Unterstützung im Alltag haben und so lange wie möglich in ihrem Zuhause alt werden können.
Und ultimativ hat unsere Tochter dadurch hoffentlich den größten Benefit: eine glückliche Kindheit mit Oma und Opa.
Was möchtest du Familien sagen, die auch über ein Mehrgenerationenprojekt nachdenken?
Die Entscheidung für ein Wohnen mit mehreren Generationen unter einem Dach sollte nicht leichtfertig getroffen werden und hat ganz sicher ihre Tücken. Aber man erkennt auch viele neue, wunderbare Facetten aneinander, die man sonst vielleicht nie kennengelernt hätte. Dadurch entwickelt sich ein außerordentlicher Bund als Familie.