
Rund 11 Millionen Menschen in Deutschland besitzen einen Hund. Für viele Familien ist der Vierbeiner vollwertiges Familienmitglied und vor allem eine Bereicherung für Kinder. Aber auch das sollte man wissen: Jährlich müssen in Deutschland schätzungsweise 30.000 bis 50.000 Bissverletzungen ärztlich behandelt werden. Besonders erschreckend: Weit mehr als die Hälfte der Behandelten sind Kinder. Ihre Bissverletzungen sind schwerwiegender als bei Erwachsenen, weil Hunde kleine Kinder häufiger in den Hals oder Kopf beißen.
Beißen die Tiere, ist der Spaß am Haustier schnell dahin
Wenn die Vierbeiner ihren Platz in Familien mit kleinen Kindern finden sollen, bedarf es Regeln, die eingehalten werden. Auch Kinder können lernen, artgerecht mit Hunden umzugehen, sie als Tiere mit angeborenen Instinkten zu respektieren und Verantwortung für sie zu übernehmen. Wenn Eltern und Kinder das Verhalten von Hunden richtig einschätzen und genug Zeit für die Erziehung ihres Vierbeiners aufwenden, kann ein Hund zum wertvollen Familienmitglied werden.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder e.V." nennt zehn Regeln für die Hundehaltung in der Familie und den Umgang mit fremden Hunden:
Jeden Hund als individuelles Wesen betrachten!
Jeder Hund ist anders. Die Rasse allein sagt nichts darüber aus, wie das einzelne Tier sich in bestimmten Momenten verhält. Ein gutes Auge für das Verhalten des Tieres hilft, kritische Situationen rechtzeitig zu erkennen. Fremden Hunden sollten sich Kinder wie Erwachsene generell vorsichtig nähern, denn jeder Hund hat seine Eigenarten und auch eigene Erfahrungen mit Kindern gemacht.
Den Hund niemals ärgern!
Augen, Ohren, Schnauze und Nase sind sehr empfindliche Stellen für den Hund. Manche Hunde mögen es nicht, wenn man diese Körperstellen streichelt – und die wenigsten haben Freude daran, wenn man an ihnen zieht oder damit herumspielt.
Hunde nicht beim Fressen stören
Hunde reagieren wie Jagdtiere: Wenn sie etwas zum Fressen haben, verteidigen sie ihre "Beute". Jede Störung wird als Angriff erachtet. Der Hund verteidigt sein Futter, indem er knurrt und, wenn nichts anderes hilft, beißt.
Patentrezepte gelten nicht!
"Hunde, die bellen, beißen nicht" – diese Regel ist falsch: Bellende Hunde schnappen auch zu. Kinder sollten lernen, die Gesamtsituation im Auge zu behalten, statt vermeintlichen Regeln blind zu vertrauen.
Nicht einmischen, wenn Hunde raufen!
Hunde, die sich in die Haare kriegen, sind außer Rand und Band. Kinder sollten sich nicht in den Kampf einschalten, denn sie sind nicht stark genug, die Tiere auseinanderzubringen.
Still halten, wenn ein Hund zuschnappt!
Wenn ein Hund nach einem Kind schnappt, sollte das Kind möglichst still halten und den Hund nicht anschauen. Reißt es die geschnappte Hand weg, dann verstärkt der Hund nur den Biss. Etwas, das sich nicht bewegt, wird für den Hund dagegen schnell uninteressant und er lässt davon ab.
Fremde Hunde nur streicheln, wenn es der Besitzer erlaubt!
Ein Hund, der beispielsweise vor einem Geschäft angeleint ist, darf nicht gestreichelt werden. Den Hundebesitzer vorab immer fragen! Kinder sollten sich fremden Hunden nur langsam und von vorne nähern und warten, bis das Tier von selbst den Kontakt aufnimmt.
Nicht vor Hunden weglaufen!
Hunde laufen und jagen gerne; sie wollen ein davonlaufendes Kind schnappen. Deshalb: Stehen bleiben und sich vom Hund wegdrehen. Ein stehender, unbeweglicher Mensch wird für den Hund schnell uninteressant.
Baby unterwegs? Den Hund vorbereiten!
Wenn eine Geburt ansteht, ändern sich die Regeln im Haus. Das sollte der Hund schon mehrere Wochen vorher trainieren, damit er vorbereitet ist und das Baby nicht als Konkurrenz empfindet. Was der Hund lernen sollte: Spielerisches Beißen in menschliche Körperteile ist tabu; das Kinderzimmer darf nicht mehr oder nur auf ausdrückliche Einladung betreten werden; Kinderspielzeug ist kein Hundespielzeug.
Wenn das Baby da ist: Den Hund niemals mit dem Baby allein lassen.
Auch Kinder müssen Rücksicht nehmen!
Schon ab dem frühesten Krabbelalter müssen Kinder lernen, dass der Hund nicht immer als Spielpartner bereit steht und im Haushalt einige Gegenstände zu finden sind, die nur für den Hund bestimmt sind. Die Hundedecke, der Korb oder das Hundespielzeug und der Futternapf sind für das Kind tabu.
Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Mehr Sicherheit für Kinder e.V." (Die BAG in Bonn ist ein bundesweit tätiger Dachverband und die primärzuständige Lobby zur Verhütung von Kinderunfällen in Deutschland.)