Mental Load

"Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles"

Einkauf nicht vergessen! An den Kita-Ausflug denken! Den Kindergeburtstag planen! Die Journalistin und Autorin Laura Fröhlich weiß, wie viel Arbeit es bedeutet, die Familie zu organisieren und wie schnell vor allem Frauen mental überbelastet sind. Dem Frust der Mütter setzt Laura Fröhlich humorvoll und nah am eigenen (Er)Leben ihr Buch entgegen, das mit klugen Analysen und hilfreichen Tipps die Richtung für neue, faire Lösungen weist.

Mütter müssen lernen, die Care-Arbeit nicht ganz alleine zu stemmen. © Foto: Verlagsgruppe Random
Mütter müssen lernen, die Care-Arbeit nicht ganz alleine zu stemmen.

In den ersten Jahren, nachdem unsere Kinder geboren wurden, brummte mir meist der Schädel. Neben der Betreuung unserer drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, und dem Erledigen des Haushalts, fühlte ich für die Familien-Organisation alleine zuständig. Im Minutentakt gingen mir Aufgaben durch den Kopf, an die ich denken, einplanen und ausführen musste. Weil ich jeweils ein Jahr Elternzeit genommen hatte, mein Mann dagegen "nur" zwei Monate, war ich viel geübter in der Denk- und Organisationsarbeit. Als ich wieder in meinen Beruf als Redakteurin einstieg, kam ich nicht einmal auf die Idee, einen Teil dieser Denkarbeit an meinen Mann zu übergeben, sondern übernahm auch weiterhin das Familien-Management.

Lange Zeit erkannte ich nicht, dass genau dieser Umstand dazu führte, dass ich immer müder und erschöpfter wurde. Manchmal wusste ich nicht mehr, wie ich das alles schaffen sollte, und suchte die Schuld in meiner mangelnden Mutter-Kompetenz oder zu schwachen Nerven. Durch Gespräche mit anderen Frauen wurde mir aber immer klarer, dass ich damit nicht alleine war. Wie mir ging es tausenden von Müttern und als ich das Konzept von Mental Load entdeckte, verstand ich endlich, dass meine mentale Belastung vor allem dadurch entstand, dass ich mich für alle Angelegenheiten verantwortlich fühlte, die die Familie betrafen. Deshalb fiel es meinem Mann nicht schwer, abends die Füße hochzulegen, während ich weiter meine To-do-Listen abarbeitete. So beschäftigte ich mich immer intensiver mit dem Thema Mental Load, den Gründen für die Belastung und den stereotypen Rollenbildern, die uns Mütter dazu bringt, die Care-Arbeit als selbstverständlich hinzunehmen. Aber wir brauchten noch einen auslösenden Moment, damit mein Mann und ich wirklich Veränderungen anstoßen konnten.

Mental Load auch im Urlaub

Nachdem ich mich auch im Sommer-Urlaub damit herumplagte, die Rucksäcke für Wanderungen zu packen und die Mahlzeiten zu planen, obwohl ich mich so sehr auf die Ferien, auf Ruhe im Kopf und ein wenig Entspannung gefreut hatte, teilte ich meinem Mann mit, dass es so nicht weitergehen kann. Es lag nicht unbedingt nur an ihm, viel mehr konnte ich einfach nicht loslassen und organisierte wie auf Autopilot – und das auch am Wochenende und in den Ferien. Dabei hatte ich mich selber aus den Augen verloren und verlernt, Pausen zu machen.

Zuhause angekommen setzen wir den Plan in die Tat um, den Mental Load zu teilen. Seitdem organisieren wir die Familie gemeinsam, setzen uns einmal die Woche zusammen, gehen unseren Kalender und die To-do-Listen durch und besprechen, wer welche Aufgaben übernimmt. Ich habe innerhalb eines Jahres gelernt, loszulassen und mich und meinen Perfektionismus zu reflektieren, während mein Mann mehr Verantwortung für das Familien-Management übernahm. Wir haben alle Aufgaben, an die wir denken und die wir ausführen müssen, aufgeschrieben, sortiert und die Verantwortung dafür verteilt. Außerdem besprechen wir, wer gerade viel Stress im Büro hat und aus diesem Grund etwas Unterstützung braucht.

Mittlerweile halte ich Vorträge und Web-Seminare für Firmen, die ihre Mitarbeiter in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen möchten, und ich habe einen Ratgeber geschrieben, den es auch als Hörbuch gibt. In "Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles. Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen" erkläre ich, wie die einseitige mentale Belastung entsteht, was der Mutter-Mythos damit zu tun hat, wieso wir Frauen uns für die Familie hauptverantwortlich fühlen und wie wir es schaffen, uns von der Dauerbelastung durch die Denkarbeit zu befreien. Den Mental Load langfristig zu teilen gelingt nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und Geduld mit sich selbst und dem Partner, aber es lohnt sich für die Beziehung zueinander, für die Familie und vor allem für einen selbst. Denn die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!

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