
"Die beste Mutter war ich, als ich noch keine Kinder hatte."
Über diesen Satz bin ich kürzlich irgendwo gestolpert und habe mich ehrlich gesagt ziemlich ertappt gefühlt. Rückblickend betrachtet muss ich zugeben: Ich hatte damals – also vor Kind – eine ganze Menge Meinung für ganz schön wenig Ahnung. Wie, das Kind darf in diesem verrückten Aufzug auf die Straße? Und schon wieder Urlaub an der Ostsee, nur damit das Kind zufrieden ist? Und überhaupt, wie der schon wieder rumwütet – den haben die Eltern ja gar nicht im Griff …
Schlaue Ansichten hatte ich – Asche auf mein Haupt – eine Menge auf Lager. Und musste nach der Geburt meines Sohnes feststellen: Alltagstauglich ist vieles davon so gar nicht. Einige vermeintlich eiserne Grundsätze habe ich längst über Bord geworfen. Frei nach dem Motto: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Denn viele Dinge, über die ich früher die Nase gerümpft habe, genieße ich inzwischen aus vollen Zügen ...
Wie heißt es so schön? Eltern wachsen mit ihren Kindern. Und zu den ersten Lektionen, die man auf diesem Weg lernt, gehört: flexibel bleiben. Das gilt auch für die eigenen Prinzipien ...
Acht Dinge, die für viele Eltern früher fürchterlich waren und heute voll okay sind:
Familienbett
Ganz ehrlich: Früher habe ich Eltern heimlich ein bisschen belächelt, wenn sie mir erzählt haben, dass ihre Kinder im Grundschulalter noch bei ihnen im Bett schlafen. Und jetzt? Macht sich unser Sohn so selbstverständlich im Familienbett breit, dass ich inzwischen nur noch mein früheres Ich belächele. Und meinetwegen darf er auch noch bis zum Abitur da bleiben …
Schreiende Kinder im Supermarkt
Oh je, ein schreiendes Kind – schnell in den anderen Gang einbiegen. Während ich früher lieber Reißaus genommen habe, wenn irgendwo ein Kind geweint hat, bemühe ich mich jetzt, den Eltern einen solidarischen Das-kennen-wir-doch-alle-Blick zuzuwerfen. Schließlich weiß ich jetzt, dass sich kindlicher Zorn immer und überall entladen kann.
Flecken überall
Erdbeerflecken auf dem T-Shirt, ein verschmierter Mund und in den Haaren klebt auch noch irgendetwas Undefinierbares. Mein jüngeres Ich hätte gesagt: Kann man das Kind denn nicht mal sauber machen?! Inzwischen weiß ich: Ist ja eh vergebene Liebesmüh. Und wenn es außerdem gerade so zufrieden spielt – besser nicht stören. Das Gesicht können wir auch abends waschen …
Sich auf der Nase herumtanzen lassen
Okay, du willst also deinen Joghurt unbedingt aus der Verpackung und auf keinen Fall aus einer Schüssel essen? Und dein Feuerwehrauto soll mit ins Bett? Alles klar, kein Problem! Auch wenn ich früher nie verstanden habe, weshalb Eltern ihren Kindern so viel durchgehen lassen – inzwischen kenne ich den Grund: des lieben Friedens Willen. Konsequenz? Kommt irgendwann später – bestimmt …
Nur noch fürs Kind einkaufen
Wenn frisch gebackene Mütter plötzlich nur noch Kinderkleidung shoppen, fand ich das immer irgendwie befremdlich: Wo bleibt denn da das eigene Ich? Und jetzt bin ich selbst eine von denen, bei der fast nur Kindersachen im Einkaufskorb landen. Zum Teil aus ganz pragmatischen Gründen: Man braucht ja auch ständig neue Größen. Andererseits: Mein Kind ist ja irgendwie auch ein Teil von mir. Ist es dann nicht am Ende quasi wieder auch ein kleines bisschen für mich?
Samstagabende zu Hause verbringen
Wie kann man nur so langweilig werden und Samstagabend auf dem Sofa verbringen? Was früher unvorstellbar war, ist jetzt der reinste Luxus: früh ins Bett gehen und so viel heiligen Schlaf wie möglich mitnehmen. Obwohl ich zugegebenermaßen manchmal doch ein bisschen neidisch zu den Paaren rüberschiele, die auf der Restaurantterrasse in aller Ruhe abends einen Vino schlürfen …
"Hallo, ich bin die Mama von ..."
"Ich bin der Papa von Luise." – "Das hat mir die Mama von Mads erzählt." Nichts fand ich früher alberner als diesen ewigen "Mama von"-Sprech. Das passiert mir nicht, habe ich mir geschworen – und musste dann leider doch erkennen, dass die Bedeutung von Vornamen bei Eltern irgendwie an Stellenwert verliert …
Nie mehr die Badezimmertür schließen
Was soll ich sagen: Als Eltern definiert man seine Grenzen neu …
Spielzeug überall
Zumindest im Wohnzimmer muss ja nun wirklich nicht ständig das ganze Zeug rumfliegen. Ein Grundsatz, den ich seehr schnell aufgegeben habe. Aber dafür räumen wir abends immer auf! Also meistens. Oder schieben es zumindest beiseite ...