Einige Frauen entscheiden sich für eine längere Elternzeit, andere wollen schnell zurück in den Job. Beides ist völlig okay. © Foto: iStock/Kyryl Gorlov
Einige Frauen entscheiden sich für eine längere Elternzeit, andere wollen schnell zurück in den Job. Beides ist völlig okay.

Mit der Karriere weiterkommen und gleichzeitig für die Kinder da sein – ein Spagat, der nicht einfach ist. Aber er ist zu schaffen. Das erzählt uns eine Mama, die viel Power in beides investiert: In ihren Job ist Laura wieder eingestiegen, und das mit Zwillingen. "Ich habe mir natürlich kurz die Frage gestellt, ob ich aufhören, später noch mal beginnen oder einfach weitermachen soll. Schnell war klar: Aufgeben ist keine Option!" So erzählt es die Gesundheitsmanagerin, die ihre beiden Rollen als Karrierefrau und Mutter gut vereinbaren kann.

Aber das ist nicht immer der Weg für jede. Lisa-Marie z. B. hat das Mama-Dasein in ihrer Elternzeit so sehr beseelt, dass sie viel länger zu Hause bleibt als ursprünglich geplant – nämlich bis ihr Sohn zur Schule geht. Auch dies ist ein Weg. 

Wir haben uns umgehört und bei Facebook und unter unseren Mama-Reportern Meinungen gesammelt. Es sind Eindrücke zu einer heterogenen Situation, in die heute viele Familien kommen. Dank der Möglichkeiten von Elternzeit-Regelungen, aber auch durch die veränderten Vorstellungen zur Work-Life-Balance. 

Auf dem Land ist die Betreuungssituation ziemlich schlecht.

Michaela Vogel
aus Malbergweich, zwei Kinder (4 und 6 Jahre) 

Ich habe einen Onlineshop für handgemachte Produkte aus Bio-Baumwolle zur Müll- und Plastikvermeidung. Die Produkte sind von mir designt und hergestellt. Leider kann ich meinen eigentlichen Job (Bankkauffrau, Fachwirtin für Finanzberatung) aufgrund der fehlenden Flexibilität der heutigen Arbeitgeber und der schlechten Kinder-Betreuungssituation auf dem Land nicht mehr ausüben. Es musste eine Alternative her, um weiter berufstätig sein zu können, auch mit zwei kleinen Kindern.

Deswegen habe ich 2017 die Selbstständigkeit als Alternative gewählt: Das erspart mir auch Fahrzeit zu einem entfernteren Arbeitsort, und ich kann mich tagsüber um meine Kinder kümmern. Mein Lebenspartner ist viel unterwegs, er arbeitet in Vollzeit. So muss ich manchmal eben nachts und/oder abends arbeiten. 

Das ländliche Leben ist heute halt anders – nicht mehr wie früher auf dem Bauernhof mit mehreren Generationen, die sich z. B. bei der Kindererziehung helfen können. Viele Frauen in ländlichen Gebieten sind heute zwar nicht berufstätig, aber diese Mamas helfen sich nicht gegenseitig, jede pusselt allein vor sich hin. Davon darf man sich aber nicht entmutigen lassen und nicht aufgeben, den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu wagen. Der Weg in die Selbstständigkeit wie bei mir kann gerade mit nachhaltigen Produkten gut klappen, dafür gibt es einen Markt. Und ein Netzwerk von Gründerinnen hilft einem, um es zu schaffen. 

Frauen können oft mehr erreichen, als sie denken.

Laura I. Gaida
Wirtschaftspsychologin & Mutter von zweijährigen Zwillingen

Ich bin eine Working Twin-Mum. Meine Elternzeit habe ich sowohl genossen als auch genutzt. Für viele, viele schöne Momente mit meinen Kindern, aber auch für meine berufliche Weiterentwicklung, indem ich auch noch ein berufsbegleitendes Master-Studium erfolgreich abgeschlossen habe.

Ich bin (bisher) keine mehrfach promovierte, gehypte und erfolgreiche Unternehmerin oder Vorständin, sondern ganz einfach eine mutige und selbstbewusste Frau, die weiß, was sie gut kann und wo sie hin will. Was ich bisher geschafft habe, macht mich wahnsinnig stolz, und ich bin überzeugt davon, dass auch andere Frauen mehr erreichen können, als sie oft denken.

Das möchte ich ändern und ihnen mit auf den Weg geben, was mir geholfen hat, meine Ziele zu erreichen. Andere Frauen mit meinem Werdegang zu inspirieren und vor allem aber auch zu ermutigen, sich nicht entscheiden zu müssen – zwischen Kind(ern) und Karriere – ist mein aktuelles Ziel.

Ich nehme die tägliche Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren, ganz einfach an und setze mich aktiv für Geschlechter-Gleichberechtigung ein. Denn nur wenn man darüber spricht, es wieder und wieder in den Medien aufpoppt und dadurch sowohl die politische als auch ökonomische Notwendigkeit und schließlich auch der Nutzen für Unternehmen sichtbar werden, kommt es nach und nach zu weiteren positiven Veränderungungen für Frauen (mit oder ohne Kinder) in Wirtschaft und Politik, insbesondere in Führungspositionen. 

Ich verlängere meine Elternzeit.

Lisa-Marie Keil
ein Sohn (8 Monate alt)

Ich bin mit 20 Jahren Mama eines Sohnes geworden. Mittlerweile bin ich schon knapp sieben Monate in Elternzeit und sehr glücklich, so viel Zeit gemeinsam mit meinem Sohn verbringen zu dürfen. Deshalb haben mein Mann und ich uns dazu entschieden, dass ich so lange in Elternzeit bleibe, bis unser Sohn zur Schule geht. Ich möchte meinen Sohn einfach nicht in einen Kindergarten geben. Klar ist es auch wichtig, dass Kinder soziale Kontakte zu Gleichaltrigen haben. Dafür kann man aber auch gemeinsam eine Krabbel-/Spielgruppe besuchen. Wenn mein Sohn zur Schule geht, würde ich gerne bei der Bundeswehr anfangen. Das ist schon lange mein Berufswunsch.

Ich arbeite bald wieder in Teilzeit.

Christine Mühlensiepen
Sohn Mathias (6 Monate alt)

Zurzeit befinde ich mich noch in Elternzeit. Ich habe zwei Jahre Elternzeit beantragt, gehe allerdings ab April wieder in Teilzeit arbeiten. Diese Entscheidung habe ich schon in den ersten Monaten der Schwangerschaft getroffen. Ich blühe in der Mutterrolle auf und liebe meinen Sohn über alles. Dennoch finde ich es eine spannende Herausforderung, meine Familie und meinen Beruf zu vereinbaren. Das gehört für mich zu meiner Work-
Life-Balance einfach dazu.

Ich möchte für mein Kind immer da sein, aber trotzdem beruflich nichts verpassen und mich weiterentwickeln. Für mich war jedoch von Anfang an klar, dass mein Sohn unter drei Jahren nicht in den Kindergarten gehen wird. Mein Arbeitgeber ist zum Glück so flexibel, dass ich keine festen Arbeitszeiten habe und teilweise auch von zu Hause aus arbeiten kann. Die Arbeiten kann man sich teilen … 

In der heutigen Zeit ist eine Frau nicht nur allein für die Kindererziehung und Hausarbeit da. Eine Frau kann so viel mehr erreichen, wenn sie nur will.

Kinder unter drei Jahren sollten nicht fremdbetreut werden.

Andrea Diaz
aus Reinach/Schweiz, drei Kinder 

Ich bin Mama von drei Kindern und begleite Mütter ganzheitlich und bin der Meinung, dass Mütter bei ihren Kindern bleiben dürfen und dafür auch Geld bekommen sollten. Es ist nämlich die wichtigste Arbeit, die es gibt. 

Ich sehe diese Sache aus der ganzheitlichen Perspektive. So ist es für Kinder unter drei Jahren nicht gut, wenn sie fremdbetreut werden, da ihre Kanäle ganz offen sind und sie alles aus ihrem Umfeld aufnehmen. Die Kinder sind schlichtweg überfordert und werden überflutet mit Reizen. Aus der Erfahrung haben gerade diese Kinder später oft ein geringes Urvertrauen.

Es gibt nichts Wichtigeres als die Familie.

Jennifer Scholz
zwei Kinder (3 Jahre, 7 Monate) 

Bei meinem ersten Kind (jetzt 3 Jahre alt) war ich mir sicher, ich möchte so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen, wenn das Baby da ist – also nach einem Jahr, wenn es auch einen Krippenplatz gibt. Also habe ich mich direkt nach der Geburt um einen Platz gekümmert. Auch eine Fortbildung habe ich während meiner Elternzeit gemacht, da war mein Sohn noch nicht mal ein Jahr alt. Ich wollte unbedingt wieder arbeiten, da mir meine Arbeit Spaß macht und ich mir nicht vorstellen konnte, dass es mich erfüllt, den ganzen Tag nur mit Kind und Haushalt zu füllen. Bis zum letzten Arbeitstag vor dem Mutterschutz habe ich auch noch eine Veranstaltung geplant und Weihnachtsgrüße an die Kunden versendet.

Bei meiner Tochter (jetzt sieben Monate alt) war bereits die Schwangerschaft sehr anstrengend, und mein Vater starb leider in dieser Zeit. Da wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es nichts Wichtigeres gibt als die Familie. Deshalb habe ich zwei Jahre Elternzeit eingereicht. Trotz anstrengender Tage und Nächte fehlt mir manchmal schon die Abwechslung zur Arbeit und die Nebensächlichkeiten, die man zu Hause mit zwei Kindern nicht mehr hat (wie der Austausch mit Kollegen).

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