
Elternzeit – ein neues Leben beginnt. Pause vom Job. Jetzt bestimmt das Kind den Tag. Statt Hektik im Büro ist Familienleben angesagt: Zeit, um mit dem Baby zu schmusen, es zu wickeln, zu stillen, in den Schlaf zu singen. Und hoffentlich auch mehr Zeit für sich selbst und den Partner. Wertvolle Monate also! Für die meisten Frauen und Männer steht trotzdem fest: Sie wollen nach einem, zwei oder drei Jahren Babypause wieder arbeiten.
Bereite den Wiedereinstieg schon in der Schwangerschaft vor
- Dein Vorgesetzter erfährt als Erster, dass du schwanger bist – vor den Kollegen
So ersparst du dir die Peinlichkeit, dass er von anderen davon hört. Gleich beim ersten Gespräch kannst du deinem Chef signalisieren, dass du nach einer Babypause wieder an deinen Arbeitsplatz zurückkehren willst. - Sich auf dieses Gespräch gut vorbereiten
Ich habe mir Gedanken gemacht, wer meine Aufgaben während meiner Elternzeit übernehmen könnte. Wer seinem Chef einen Plan präsentiert, wie eine mögliche Vertretung oder spätere Teilzeitarbeit aussehen kann, sammelt Pluspunkte und zeigt: Meine Arbeit ist mir weiterhin wichtig. Ich möchte gerne wieder zurückkehren. Wer keine Anregungen gibt, lässt dem Arbeitgeber zu viel Entscheidungsspielraum. Denn die junge Mutter, die aus der Elternzeit zurückkommt, hat zwar Anspruch auf einen gleichwertigen, nicht aber auf denselben Arbeitsplatz. - Sich nicht zu früh festlegen
Eine endgültige Entscheidung, wann du wieder an deinen Arbeitsplatz zurückkehrst, solltest du erst treffen, wenn das Baby tatsächlich da ist, empfiehlt Claudia Schwalb, Personalleiterin bei Siemens Medical Solutions. Gerade beim ersten Kind schätzen Schwangere oft nicht realistisch genug ein, wie sehr sich das Leben durch den Nachwuchs verändern wird. Wichtig: Spätestens zwei Wochen nach der Geburt deines Babys musst du deinem Arbeitgeber schriftlich mitteilen, ob und wie lange du Elternzeit nehmen willst. - Rechtzeitig an den Arbeitsplatz zurückkehren
Personalberater meinen: Je qualifizierter jemand ist, desto schneller verfällt auch sein Wissen. Hochqualifizierten Leuten kann man nicht guten Gewissens raten, zwei Jahre wegzubleiben. Dazu ist der Konkurrenzdruck zu groß, erklärt Claudia Schwalb. - Kontakt zur Firma halten
Am besten sorgt die künftige Mutter schon vor der Babypause dafür, dass man sie in der Firma nicht vergisst. Also anfragen, ob man auch weiterhin am normalen Informationsfluss beteiligt werden kann, zum Beispiel die üblichen E-Mails erhält, die Protokolle von Abteilungssitzungen und die Einladungen zu Betriebs- und Weihnachtsfeiern. - Die Zeit zur Weiterbildung nutzen
Vielleicht ist es ja möglich, während der Babypause an internen Fortbildungsveranstaltungen des Betriebs teilzunehmen. Denn auch das ist wichtig: sich bereits jetzt darüber Gedanken zu machen, wie man während der Elternzeit fit für den Job bleibt. Denn Arbeitsplätze verändern sich heutzutage rasant schnell. Bleib mit deinen Kollegen in Kontakt. - Während der Elternzeit Urlaubs- oder Krankheitsvertretung machen
Davon ist der Chef meist begeistert, weil er niemanden neu anlernen muss. Und der Angestellten nützt es, weil sie Kontakt hält und ihr Wissen aufpoliert. Gibt es diese Möglichkeit nicht, darf die frisch gebackene Mutter (mit Zustimmung ihres bisherigen Arbeitgebers) eine freie Teilzeitbeschäftigung annehmen und zum Beispiel bei einer Zeitarbeitsfirma jobben. Solange man nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeitet, ist während der Elternzeit vieles möglich. - Privates Engagement bringt Pluspunkte
Wolltest du immer schon Italienisch lernen? Dann nichts wie los. Nach der Elternzeit kannst du dich dann in der Firma mit einer neuen Qualifikation präsentieren. - Rechtzeitig ein Netzwerk für die spätere Kinderbetreuung aufbauen
Jetzt kann man schon mal testen, ob Großeltern oder Freunde das Kind auch wirklich betreuen und wie sie miteinander zurechtkommen, meint Claudia Schwalb. Wer eine Tagesmutter, einen Krippen- oder Kindergartenplatz für sein Kind sucht, muss sich ebenfalls frühzeitig darum kümmern und sein Kind langsam damit vertraut machen. Gute Planung erleichtert den Wiedereinstieg. - Genaue Absprachen mit dem Partner treffen – rechtzeitig und in Ruhe
Kann er morgens auf dem Weg zur Arbeit das Kind in den Kindergarten bringen? Oder seine Arbeitszeit um ein paar Stunden reduzieren, wenn seine Frau wieder berufstätig ist? Wer bleibt zu Hause, wenn das Kind krank ist? Nur wenn der Partner seine Frau unterstützt, gelingt ihr die Rückkehr in den Job. - Den Wiedereinstieg gut vorbereiten
Tu so, als ob du einen neuen Job hättest, empfiehlt Personalleiterin Claudia Schwalb. Nehme rechtzeitig Kontakt zur Abteilung und zur Personalabteilung auf. Erkundige dich, wie dein neuer Arbeitsplatz aussieht, welche Aufgaben zu erfüllen sind, welche Kenntnisse und Fähigkeiten du dazu brauchst. Wenn trotzdem etwas nicht klappt, ist das auch kein Drama. Aber: Gebe zu, wenn du etwas nicht kannst. Dann kann eine Schulung dich schnell wieder fit machen. - Die Elternzeit in vollen Zügen genießen
Mit dem Baby spazieren gehen, Nachmittage auf dem Spielplatz verbringen, andere Mütter oder Väter in der Eisdiele treffen oder mit dem Kleinen ein Mittagsschläfchen machen – wer solche Freiheiten auskostet, dem fällt auch die Rückkehr in den Job leichter.
Wiedereinstieg nach der Elternzeit: 4 Erfahrungsberichte
Irgendwann ist die Elternzeit vorbei. Und dann? Wir haben Mütter und Väter befragt, bei denen der Wiedereinstieg ins Berufsleben gut funktioniert hat. Vier vollkommen verschiedene Geschichten erzählen von vertrauten Gesichtern und neuen Kollegen, vom glücklichen Wiederkehren und spannenden Veränderungen. Sie alle zeigen: Es gibt nicht den einen perfekten Weg – aber viele Optionen für junge Eltern.
Olaf (43) aus Bremen, eine Tochter (2), Beruf: Datenschutz-Beauftragter bei der Wirtschaftsförderung, Elternzeit: 7 Monate

Meine Frau und ich haben uns die Elternzeit aufgeteilt. Als unsere Tochter sieben Monate alt war, blieb ich bei ihr – bis zur erfolgreichen Kita-Eingewöhnung. Ich stieg wieder Vollzeit in meiner alten Firma ein. Allerdings nicht als Webentwickler wie zuvor, sondern in einer neuen Position: Während meiner Abwesenheit wurde die Stelle des Datenschutz-Beauftragten ausgeschrieben. Ich bewarb mich aus der Elternzeit heraus – und bekam den Job. Das war für alle Seiten eine Win-win-Situation: Nur für meine Abwesenheit von sieben Monaten einen Webentwickler als Vertretung zu finden ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mein Arbeitgeber hatte daher jemand Neuen fest eingestellt. Ich hätte in meine alte Position zurückgekonnt, aber so passte es natürlich für alle Beteiligten viel besser. Vor allem für mich: Ich habe eine lukrativere Stelle als vor der Elternzeit. Und viel wichtiger: Ich durfte wunderbare intensive sieben Monate mit meiner Tochter erleben, auf die ich immer glücklich zurückblicken werde.
Monika (34) aus Hamburg, zwei Söhne (3 und 7), Beruf: Kundenberaterin bei einer Bank, Elternzeiten: 24 Monate + 36 Monate

Ich bin Mama, durch und durch. Aber ich bin auch egoistisch. Denn ich weiß: Ich bin eine bessere Mutter, wenn ich auch an mich denke. Die Elternzeit habe ich deshalb bewusst aufs Maximale ausgereizt, um vor dem Wiedereinstieg ins Berufsleben mein Studium zu beenden. Natürlich stehen meine kinderlosen Freunde und Kollegen beruflich heute schon ganz woanders als ich. Das war für mich der Ansporn: Ich wusste, wenn ich das Studium jetzt nicht durchziehe, mache ich es nie. Und ich habe mich richtig reingehangen. Mein Rekord: elf Klausuren in drei Monaten. Darauf bin ich stolz. Und ich möchte, dass meine Kinder auch stolz auf mich sein können. Die Mühe hat sich gelohnt: Seit April bin ich Vollzeit zurück im Job. Ich werde zu 100 Prozent ernst genommen, nicht als "Teilzeit-Mutti" belächelt. Schnell gab es Gespräche über meine internen Entwicklungsmöglichkeiten. Im Juni habe ich mich auf eine völlig neue, sehr reizvolle Position beworben. Vor zwei Tagen kam die Zusage.
Marko (34) aus Bremen, eine Tochter (3), Beruf: Sozialpädagoge in der Jugendhilfe, Elternzeit: 12 Monate

Geplant hatte ich zwei Monate Elternzeit. Doch dann erhielt meine Frau ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten: der Traumjob, auf den sie seit vier Jahren gewartet hatte. Also ging sie drei Monate nach der Geburt wieder arbeiten. Erst 30 Stunden die Woche, später 40 Stunden. Ich nahm 12 Monate Elternzeit. Danach kündigte ich meine alte Stelle: Ich wollte etwas finden, das besser zu unserer neuen Familiensituation passt. Als männlicher Bewerber in der Jugendhilfe ist es kein Problem, eine Teilzeitstelle zu finden. Trotzdem habe ich in den Bewerbungsgesprächen gemerkt, wie sehr man einfach "raus" ist nach so langer Zeit. Heute ist unsere Tochter drei Jahre alt, und meine Frau sehnt sich nach mehr Zeit mit ihr. Ende des Jahres wechseln wir daher die Rollen: Ich werde wieder zum Hauptverdiener. Umso glücklicher bin ich, dass ich die Zeit als Vollzeit-Papa gemeinsam mit meiner Tochter erleben durfte. Langfristig ist es unser Traum, dass wir beide in Teilzeit arbeiten – und uns zu gleichen Teilen um unsere Tochter kümmern können. Und eins steht für meine Frau heute schon fest: Beim zweiten Kind möchte sie zu Hause bleiben.
Vera (38) aus Kiel, zwei Töchter (7 und 4), Beruf: Texterin in einer Werbeagentur, Elternzeit: 2 x 12 Monate

Der schönste Body fürs Kind, ein frisches Make-up für die Mama: Wenn andere Eltern den Kollegen ihr Baby präsentieren, sehen Mutter und Kind aus wie aus dem Ei gepellt. Ich nicht. Kurz vor der Geburt unserer ersten Tochter sind wir in eine Wohnung direkt über den Räumlichkeiten meines Arbeitgebers gezogen. Der Weg zu meiner Haustür führte durch das gemeinsame Treppenhaus und die Agenturgänge. Oft habe ich mich hochgeschlichen: So wie man in den ersten Tagen mit einem Neugeborenen aussieht, will man nicht gesehen werden! Das hat nicht immer geklappt: Meine Kollegen haben mich in meiner schlimmsten und schlaflosesten Zeit erlebt. Doch sie haben dafür auch die ersten Schritte meiner Töchter auf dem Flur miterlebt. Die beiden Jahre Elternzeit in diesen Räumen haben mich sehr mit meinem Arbeitgeber verbunden. Und: Ich war nie wirklich "raus". Neue Kunden, neue Azubis und Praktikanten: Ich kannte jedes Gesicht! Bei meinem Wiedereinstieg war es fast, als sei ich nie weg gewesen.