
Low-Budget-Weltreise mit Backpack, Camping-Urlaub mit einem selbst ausgebauten Hochdachkombi, Insel-Hopping und Coach-Surfing – so sahen meine Urlaube früher aus. Klar, als Mama muss man sich ein bisschen anpassen - aber eigentlich hatte ich mir geschworen, nie in ein Rundum-sorglos-Hotel zu fahren, bei dem wir die Anlage so gut wie gar nicht erst verlassen. Doch genau das haben wir tatsächlich gemacht – und zwar nur ein paar Auto- bzw. Zugstunden entfernt von uns. Denn eine zweite Sache haben wir spätestens seit Corona gemerkt: Wir müssen uns nicht stundenlang in einen Flieger setzen, um einen schönen Urlaub an einem exotischen Ort zu verbringen. Auch im eigenen Land gibt es schöne Fleckchen Erde zu entdecken. In unserem Fall: das Kinder- und Familienhotel Ulrichshof im Bayerischen Wald.
Vorteil Nr. 1: Entspannte Anreise
Kein mitten in der Nacht aufstehen, um den günstigen 6-Uhr-Flug zu bekommen und vorher genug Zeit einzuplanen, um mit Kind durch die Sicherheits-Kontrollen zu hetzen, um am Ende am Gate mitgeteilt zu bekommen, dass der Flieger leider verspätet sein wird. Kenne ich zu gut – alles schon durchgemacht. Doch dieses Mal sitzen wir ohne Sicherheits-Check und lange Gepäck-Abgabe-Schlange morgens um 9 Uhr ganz entspannt im Zug und packen unsere Frühstücksbrote aus. In den Bayerischen Wald kann man natürlich auch per Auto fahren, wir haben uns aber ganz bewusst für den Zug entschieden, auch wenn es von Hamburg aus eine etwas längere Anreise mit Umstiegen ist. Der Weg ist in dem Fall auch das Ziel – vorbei an schönen Landschaften und kleinen Ortschaften, während wir Karten spielen, malen oder einen Spaziergang durch die Wagons machen. Nach ICE und RE steigen wir in einen niedlichen kleinen Wagon der Oberpfalz-Bahn, die uns die letzten Meter durch viele Tunnel und immer höhere Berge bis zum Bahnhof Furth im Wald transportiert. Mit dem Taxi geht es ins Hotel.
Vorteil Nr. 2: Es wird an Kinder UND Eltern gedacht
Wir betreten die Eingangshalle des Familienhotels und sind direkt beeindruckt: So stylisch hatten wir uns das nicht vorgestellt. Mein erstes Vorurteil wurde direkt entkräftet, denn früher dachte ich immer, Familienhotels sind kunterbunte Anlagen mit "Pizza, Pommes und Spaghetti"-Buffet. Doch hier hängen von der Decke viele grüne Pflanzen, alles ist eher in dezenten Farben gehalten und durch große Fenster lässt sich in die schöne Natur draußen blicken. Im ersten Moment komme ich mir gar nicht vor, als stünde ich in einem Familienhotel, doch auf den zweiten Blick sehe ich in jeder Ecke etwas, was Kinder entdecken können: Ein Holzpferd zum Klettern, allerlei Spiele und direkt hinter der Rezeption gibt es einen Indoor-Spielplatz, der aussieht wie eine riesige Burg mit zig verwinkelten Gängen und zwei Rutschen. Meine Tochter tobt sich erst mal aus, während wir mit einem Sekt in der Hand darauf warten, eingecheckt zu werden.
Vorteil 3: Weniger Gepäck
Wir wussten vor der Reise schon: Auf Toilettensitz, Baby-Phone und Kinder-Bademantel können wir beim Packen verzichten. Denn all das gehört sowieso zur Standard-Ausstattung im Hotel. Auch sonst merkt man im Zimmer: Hier wurde mitgedacht. Es gibt einen Tritt im Bad sowie aufklappbare Barrieren an den Kinderhochbetten, damit kein Mini aus dem Bett purzeln kann. Doch das Schönste an unserem Zimmer: Der Blick ins Grüne und auf die Ponys, auf die sich meine Tochter schon die ganze Zeit gefreut hat.
Vorteil 4: Stressfreie Freizeitplanung
Statt auszupacken, entdecken wir den Rest des Hotels. Neben dem großen Indoor-Spielplatz neben der Rezeption gibt es noch eine Spiel-Garage mit Bobby Cars, Dreirädern, Bällebad und Co., ein Kino mit Film-Programm für Groß und Klein und ein Spaß-Bad mit Rutschen und Piratenschiff. Und das war nur drinnen! Draußen ging es weiter mit einem riesigen Spielplatz inklusive Trampolin, Seilrutsche, Tipis und Ziegen-Streichelzoo. Und das absolute Highlight für unsere Tochter: der angeschlossene Reitstall mit der Möglichkeit, jeden Tag Ponyreiten zu gehen (wir waren drei Mal!). Das Tagesprogramm auszufüllen war echt kein Problem. Zusätzlich gab es noch Angebote wie Kinderschminken, Kindertanzen, Schnitzel-Jagd durch den Wald, Stallzeit bei den Pferden mit Striegeln, Füttern und Ausmisten oder eine Pool-Party. Aber alles verteilte sich so gut, dass man nicht das Gefühl hatte im Dauer-Bespaßungs-Paradies festzustecken.
Vorteil 5: Essen unter Gleichgesinnten
Im ganzen Restaurant saßen, na klar, nur Familien. Niemanden störte es, dass Kinder etwas lauter waren oder in den Gängen spielten (hier standen sogar Spielhäuser für die Kids). Auf den Sitzplätzen lagen Stifte und Malvorlagen und es gab die Möglichkeit, jeden Stuhl mit einem Aufsatz passend für Kleinkinder zu machen. Am Buffet konnten wir aus circa fünf Hauptspeisen auswählen, die alles andere als "Pizza, Pommes und Spaghetti" riefen und hübsch angerichtet wurden. Es gab natürlich auch typisches Kinderessen – aber selbst das sah lecker aus. Und für Babys gab es sogar eine ganze Brei-Station mit allen möglichen Sorten.
Vorteil 6: Elternauszeit
Wir hatten eigentlich nicht vor, die Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. Nicht, weil wir das unserer Tochter nicht zutrauten, sondern einfach, weil wir viel Zeit mit ihr verbringen wollten. Doch unsere Tochter wollte unbedingt das "Zwergelstübchen" und die vielen Spielsachen dort drin erkunden. Nachdem wir eine halbe Stunde von ihr völlig ignoriert wurden und sie schon dabei war, einen Traumfänger mit der Betreuerin zu basteln, haben wir uns dann doch für eine Stunde Wellness-Zeit verabschiedet. Und das tat richtig gut! Endlich konnte ich verstehen, dass so eine Kinderbetreuung im Urlaub ab und an goldwert ist. Und die Angebote dafür gibt es reichlich – selbst wenn Eltern mal entspannt zu zweit essen wollen. In jedem Schlafzimmer befindet sich außerdem ein Telefon, das sich zum Babyphone umfunktionieren lässt, sodass Mama und Papa abends auch mal zur Bar oder in den Spa-Bereich schleichen können. Eine zusätzliche Überwachung übernimmt die Rezeption sogar auf Anfrage.
Vorteil 7: Ausflüge für noch mehr Abwechslung
Wenn wir etwas Auszeit von dem Vollpensions-Paradies brauchten, gab es genügend kinderfreundliche Angebote in der Umgebung. Immerhin ist der Bayerische Wald mit seinen rund 6.000 Quadratkilometern die größte Waldlandschaft Mitteleuropas und hat viel zu bieten:
- Familienwanderungen: Im Bayerischen Wald gibt es zahlreiche familienfreundliche Wanderwege – viele davon sind sogar für Kinderwägen geeignet. Besonders spektakulär ist der Waldwipfelweg Sankt Englmar, der in luftige 52 Meter Höhe führt und der Baumwipfelpfad in Neuschönau mit Seil- und Wackelbrücken sowie Balancierbalken und einer großen Aussichts-Plattform mit Gitterliege.
- Tiere beobachten: Dafür gibt es im Bayerischen Wald viele Möglichkeiten. Entweder einfach in der freien Natur beim Wandern oder in einem Wildgehege wie das am Steinbruchsee oder dem Tierfreigelände im Nationalpark Lusen. Auch zahlreiche Alpaka-Höfe bieten geführte Wanderungen mit den flauschigen Vierbeinern an.
- Badespaß: Neben vielen Freizeit- und Erlebnisbädern wie das Elypso in Deggendorf, lässt sich im Bayerischen Wald auch in der Natur wunderbar schwimmen. Der Eginger See mit Strand ist besonders kinderfreundlich. Größere Kinder können sich im Wild Wake Park am Steinberger See beim Wasserski und Wakeboard fahren austoben.
- Zurück in die Vergangenheit: Ob die Drachenhöhle Furth im Wald, die Further Felsengänge, das Märchenschloss Lambach oder die Pullman City Westernstadt, die für Kinder Bogenschießen, Goldwaschen und Ponyreiten anbietet – all diese Angebote zeigen Kindern: Geschichte kann Spaß machen!
- Tobe-Zeit: Im Rodel- und Freizeitparadies St. Englmar gibt es neben zwei Sommerrodelbahnen auch eine kostenlose Indoor-Spielhalle für Schietwettertage. Auch in der Tobiwelt Cham gibt es Rutschen, Labyrinthe sowie riesige Kletter- und Hüpfburgen zu entdecken.
Mehr Informationen gibt es beim Tourismusverband Ostbayern.
Unser Fazit: Wir kommen wieder!
Nach vier Nächten im Bayerischen Wald haben wir einen guten Einblick von der Region bekommen und festgestellt: Wir müssen nochmal hier Urlaub machen, denn wir haben noch gar nicht alles gesehen. Außerdem bin ich vom Familienhotel-Skeptiker zum Fan geworden. Das "Rundumsorglos-Paket" hat einfach zu viele Vorteile als dass man es nicht mögen könnte. Auch wenn ich mir diese Art Urlaub früher nicht vorstellen konnte, jetzt will ich am liebsten nur nichts anderes mehr. Denn ich konnte mal wirklich den Kopf ausschalten und einfach genießen.